Hospizdienst sucht Ehrenamtliche

V.l. Silvia Kaniut, Koordinatorin der Regionalgruppe Hattingen vom Ambulanten Hospizdienst, Andrea und die ehrenamtliche Hospizlerin Anne Bentmann. Foto: Pielorz
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Auch bei einer schweren Erkrankung wünschen sich viele Menschen, zuhause leben zu können. Bis zuletzt. Dabei sind sie auf die pflegende Hilfe ihrer Angehörigen angewiesen. Um diese zu entlasten, aber auch für Gespräche mit dem Erkrankten und den Angehörigen gibt es den Ambulanten Hospizdienst Witten/Hattingen, der auch für Sprockhövel zuständig ist. Am Samstag, 12. November, ab 9.15 Uhr, können Interessierte im Hospizbüro am Holschentor, Talstraße 8, mehr über die Arbeit der ehrenamtlichen Hospizler erfahren.

Andrea hat im Sommer ihre Schwester an Krebs verloren. Von der Diagnose bis zum Tod dauerte es zwei Jahre. Die erkrankte Hattingerin wurde während dieser Zeit von ehrenamtlichen Hospizlern begleitet, die auch für die Schwester eine große Hilfe waren. „Der erste Kontakt zum Hospizdienst entstand über das Palliativnetzwerk. Meine Schwester hat die Diagnose 2014 an ihrem 57. Geburtstag erfahren. Sie wurde dann mit einer schlechten Prognose aus dem Krankenhaus nach Hause entlassen. Sie lebte zwar nicht allein, aber ihr Partner war berufstätig und viel unterwegs. Vor allem aufgrund ihrer schlechten psychischen Verfassung konnte sie nicht stundenlang allein bleiben. Ich war mit unserer anderen Schwester natürlich für sie da, aber wir wohnen beide nicht in Hattingen. Da war es ein Segen, mit dem Ambulanten Hospizdienst in Kontakt zu kommen. Ich wusste meine Schwester bis zu ihrem Tod immer gut versorgt“, erzählt Andrea.
Besonders intensiv kümmerte sich Anne Bentmann um die kranke Frau. Die Hattingerin hat Erfahrung mit der Versorgung Krebskranker, hatte sie doch selbst einen lieben Menschen durch diese Krankheit verloren. „Manchmal hat sie einfach nur eine Stunde in meinen Armen geweint. Manchmal konnten wir noch Shoppen gehen oder in ein Café“, erzählt Anne Bentmann über die Begleitung der kranken Frau. „Die Lust auf Unternehmungen war da, aber eben auch eine fast lähmende Angst. Ich, nein, wir alle haben versucht, ihr das Leben und die Lebendigkeit nach Hause zu bringen. Wir waren für sie da und haben geholfen, wo wir konnten.“ Die beiden Schwestern kamen jeweils für einen Tag in der Woche. Zusammen mit Anne Bentmann bildeten sie eine Dreier-Combo, ein Netz für die kranke Schwester.
„Im Laufe der Zeit wurde sie psychisch stärker. Es kamen alte Schulfreunde vorbei und besuchten sie. Wir haben sehr viele Gespräche geführt, auch natürlich über Sterben und Tod. Sie hörte zu, aber lange Zeit stand die Hoffnung ganz oben, doch noch gesund zu werden oder länger zu leben. Ich glaube sogar, das bestimmte sie bis zum Schluss. Es gab einen Wechsel zwischen der Akzeptanz des Sterbens und der Hoffnung, sie könne es schaffen.“

Kraft und Hilfe für Kranke und Angehörige

Keine einfache Situation für die Angehörigen. „In meinem Leben gab es immer eine spirituelle Kraft, lange vor der Erkrankung meiner Schwester. Das hatte sie nicht. Für mich war es natürlich schlimm, sie leiden zu sehen und ihren Schmerz zu erleben. Sie war durch Medikamente gut eingestellt, hatte aber trotzdem manchmal Schmerzen. Und es gab dann diese Hoffnungslosigkeit, diese Haltlosigkeit. Es ist schwer zu beschreiben. Ich habe im Leben meiner Schwester immer wieder Situationen gesehen, wo sie nicht in ihre Verantwortung gegangen ist, nicht auf sich gehört hat. Es gibt eine sehr schöne Beschreibung, die lautet: Geh du voran, sagt die Seele zum Körper. Auf mich hört sie ja nicht. Das trifft es gut. In dieser ganzen Zeit stand der Ambulante Hospizdienst an meiner Seite und das hat mir sehr gut getan.“
Der Ambulante Hospizdienst kann von jedem Bürger angerufen werden. „Unser Dienst ist kostenlos, wir unterliegen der Schweigepflicht und helfen unabhängig von der Religion“, erzählt Silvia Kaniut, Koordinatorin der Regionalgruppe Hattingen, die ihre Aufgabe von Beate Achtelik übernommen hat. Dabei ist ihr wichtig, dass die Begleitung durch den Hospizdienst nicht unbedingt eine Sterbebegleitung sein muss. „Wir begleiten auch Menschen über einen längeren Zeitraum“, erklärt sie. Wichtig sei es für die Erkrankten und die Angehörigen, dass jemand zuhört und es jemand ist, der sich mit dem Prozess des Sterbens auskennt. „Zurzeit versehen rund 15 Aktive ehrenamtlich ihren Dienst bei uns. Darunter sind nur drei Männer. Gerne hätten wir noch mehr Menschen, die sich eine solche Aufgabe vorstellen können. Jeden Montag und jeden Mittwoch zwischen 15 und 18 Uhr ist unser Büro im Bürgerzentrum Holschentor, Talstraße 8, in Hattingen besetzt. Am Samstag, 12. November, ab 11 Uhr, bieten wir dort verstärkt die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen und sich über unsere Arbeit zu informieren. Anfang 2017 startet auch wieder ein neuer Kurs für die Ehrenamtler. Denn natürlich werden sie auf ihre Aufgabe intensiv in Theorie und Praxisphasen vorbereitet. Einmal in der Woche am Abend findet ein solcher Kurs über mehrere Monate statt. Jeder Interessierte ist herzlich eingeladen.“
Für Andrea war die Begleitung durch die Hospizler ein Segen. „Mir und meiner kranken Schwester haben die Wärme und das Einfühlungsvermögen gut getan. Die Zeit für eine Umarmung, ein Gespräch, war wichtig. Wir haben viel zusammen gelacht. Als sie sich auf den Weg gemacht hat, gab mir das zusätzlich zu meiner immer schon vorhandenen Überzeugung, dass wir uns irgendwie und wo erneut begegnen werden, Ruhe, Kraft und Sicherheit.“
Kontakt: Ambulanter Hospizdienst Witten-Hattingen e.V., Regionalgruppe Hattingen, Bürgerzentrum Holschentor, Talstraße 8, Telefon 0774/9797029, E-Mail AHD-Hattingen@gmx.de; Regionalgruppe Witten, Pferdebachstraße 99a, Telefon 0174/9726265 oder 02302/1752605, E-Mail ahd@diakonie-ruhr.de

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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