Hattingen hilft in Jabang direkt an der Basis

Elsbeth und Hans Hartung aus Blankenstein in einem der beiden Klassenräume, die seinerzeit der Verein „Hattingen hilft“ im gambischen Jabang errichten konnte. Inzwischen besuchen die Schule mit ihren mittlerweile zehn Räumen 1005 Schüler in 20 Klassen, darunter allein drei Eingangsklassen mit jeweils 58 Schülern. Daher wird in der Schule in zwei „Schichten“ unterrichtet: ein Teil vormittags, der andere Teil nachmittags.  Foto: privat
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  • Elsbeth und Hans Hartung aus Blankenstein in einem der beiden Klassenräume, die seinerzeit der Verein „Hattingen hilft“ im gambischen Jabang errichten konnte. Inzwischen besuchen die Schule mit ihren mittlerweile zehn Räumen 1005 Schüler in 20 Klassen, darunter allein drei Eingangsklassen mit jeweils 58 Schülern. Daher wird in der Schule in zwei „Schichten“ unterrichtet: ein Teil vormittags, der andere Teil nachmittags. Foto: privat
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„Hattingen hilft“ ist als Verein bekanntlich aufgegangen in „Kindergarten Linden, Schul- und Dorfentwicklung in Gambia“. Nach wie vor fahren aber Hattinger nach Gambia, um sich vor Ort auf eigene Kosten davon zu überzeugen, dass ihr Schulprojekt in dem Ort Jabang weiterhin erfolgreich läuft.

Zweimal im Jahr ist es neben anderen Hattingern auch das Blankensteiner Ehepaar Elsbeth und Hans Hartung, das sich auf die Reise macht. Ende letzten Jahres kehrten sie wieder zurück – voll mit neuen Erfahrungen, Erlebnissen und Eindrücken.
Für Hans Hartung war es bereits die elfte Reise. Der pensionierte Lehrer ist im Verein Koordinator für das Schulprojekt, über das der STADTSPIEGEL bereits mehrfach ausführlich berichtete.
Diesmal sind die Nachrichten nicht so gut, die Hans Hartung aus dem 8000-Seelen-Dorf Jabang rund 35 Kilometer östlich der Hauptstadt Banjul mitbringt. Hier, etwa zwölf Kilometer südlich der Küste und fünf Kilometer Sandpiste von der Hauptstraße entfernt, bleibt nichts hängen von dem sowieso nur spärlichen Tourismus in Gambia.
Umso härter trifft den Verein und die Menschen dort, was Hans Hartung so beschreibt: „Wir hatten ja sehr auf das World Food-Progam (WFP) der Vereinten Nationen gesetzt. Doch leider belieferte es uns statt der üblichen und erwarteten drei Jahre nur zwischen Januar und Juli mit den Grundnahrungsmitteln Reis, Öl und Erbsen. Da sprang unser Verein ein, allerdings nur für das Schulessen an drei Tagen. Seitdem jedoch sind die Schülerzahlen um 25 Prozent auf jetzt 1005 Schüler angestiegen. Das ist an sich zwar erfreulich, doch übersteigt das unsere finanziellen Möglichkeiten, so dass wir das Schulessen vorerst auf zwei Tage begrenzen mussten.“
Für jeden Tag Schulspeisung werden zwei Säcke Reis von 100 Kilogramm und zehn Liter Öl benötigt. Das finanziert der Verein mit rund fünf Cent pro Schüler, also 50 Euro am Tag. Gemüse, Gewürze und Fisch zum Essen sowie die Leistung der Kochfrauen und das Feuerholz müssen die Familien der Schüler selbst erbringen.
Um doch möglichst bald wieder an drei Schulspeisung zu kommen, ist der Verein mehr denn je auf Spenden angewiesen. Hans Hartung: „All unsere Aktivitäten wurden bislang ohne jegliche staatliche Hilfe durchgeführt. Dazu gehören neben dem Kindergartenbereich, um den sich der Lindener Teil im Verein kümmert, das große Gemüsebeet mit acht Brunnen für 250 Frauen, über das der STADTSPIEGEL ja schon berichtete, und eben die Schule, für die wir von den insgesamt zehn Klassen zwei gebaut haben. Finanziert wird das alles durch unsere Paten mit ihrem Monatsbeitrag von 13 Euro und Einzelspenden wie dem Erntedank-Verkauf des Ev. Kindergartens in Niederwenigern mit zuletzt 850 Euro, einem Yogalehrer, der auf sein Honorar verzichtete, und weiteren Einzelspenden.“
Nach einer neuen Schul­toilette im vergangenen Jahr ist nun mit einem „Lernzentrum“ ein zusätzliches Gebäude neu in Angriff genommen worden. Hierin sollen Räume für Lehrer, ihre Konferenzen und Fortbildung untergebracht werden, aber auch Räumlichkeiten für Nachhilfeunterricht, Arbeitsgemeinschaften wie Theater, Musik und Schreibwerkstatt, eine kleine Bücherei und ein Lesesaal entstehen.
„In Gambia gibt es 15 verschiedene Sprachen, die alle nur mündlich überliefert sind“, erläutert Hans Hartung. „Daher kommen Kinder in der Schule überhaupt erstmals mit Büchern in Kontakt. Aus diesem Grund gibt es dort auch keine schriftstellerische Tradition wie bei uns etwa.“
Wenn auch mittlerweile durch den Staat ausreichend Schulbücher zur Verfügung stehen, mangelt es weiterhin an Heften, Bleistiften oder Anspitzern für die Schüler. Eigentlich seien für diese individuellen Anschaffungen vereinbarunsgemäß die Eltern der Schüler zuständig, so der Blankensteiner Ex-Lehrer, aber viele Familien könnten sich selbst das nicht leisten.
Vor diesem Hintergrund hat er sich bemüht, mit einem Lehrer zusammen Erdnussöl – Ernüsse wachsen dort überall, entsprechen aber für den Export nicht den Ansprüchen der Konsumenten, also wird Öl daraus gepresst – und Reis, der ebenfalls angebaut wird, vor Ort zu kaufen: „Letztlich geht es uns ja darum, die Lebensqualität der Menschen dort wenigstens etwas zu verbessern. Aber am Ende mussten wir doch ausländische Produkte nehmen, weil einfach nichts aus heimischer Produktion zu bekommen war – unverständlich für uns Europäer.“
Wer die Projekte in Jabang und damit 1005 Schüler, die in zwei „Schichten“ – eine vormittags, der Rest am Nachmittag – wegen ansonsten fehlenden Platzes unterrichtet werden, unterstützen möchte: Konto-Nummer 76760 bei der Sparkasse Hattingen (BLZ 43051040).

Elsbeth und Hans Hartung aus Blankenstein in einem der beiden Klassenräume, die seinerzeit der Verein „Hattingen hilft“ im gambischen Jabang errichten konnte. Inzwischen besuchen die Schule mit ihren mittlerweile zehn Räumen 1005 Schüler in 20 Klassen, darunter allein drei Eingangsklassen mit jeweils 58 Schülern. Daher wird in der Schule in zwei „Schichten“ unterrichtet: ein Teil vormittags, der andere Teil nachmittags.  Foto: privat
Eine solche Schüssel Reis teilen sich bis zu sieben Schüler. Fünf Cent sind dazu pro Mahlzeit und pro Schüler aufzubringen. Da das World Food-Programm der Vereinten Nationen Jabang nicht mehr unterstützt, kann der hiesige Verein nur noch an zwei Tagen in der Woche eine solche warme Mahlzeit für die Schüler aufbringen. Foto: privat
Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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