Hattingen-Hilfe in Gambia ein Vorzeigeprojekt
Das Dorf Jabang liegt rund 35 Kilometer östlich der Hauptstadt Banjul und etwa zwölf Kilometer südlich der Küste. Nicht viel von dem Geld, das Touristen dort lassen, kommt in der kleinen Gemeinde an. Rund 8.000 Menschen leben dort, etwa fünf Kilometer Sandpiste von der Hauptstraße entfernt.
Hattingen hilft hier. Seit Jahren schon unter dem Verein gleichen Namens. Seit 2011 geht „Hattingen hilft“ nun zusammen mit dem „Kindergarten Linden Schul- und Projektentwicklung in Gambia e.V.“, was in diesen Tagen auch amtlich bestätigt worden ist.
45 aktive Vereinsmitglieder sowie Paten und Sponsoren helfen in Jabang. Regelmäßig im Frühjahr und im November fährt eine Abordnung von hier in die westafrikanische Republik. Gerade eben sind wieder fünf Hattinger von dort zurück gekommen. Christa Heinbruch, Claudia Wiemann, Ingo Lindemann sowie Elsbeth und Hans Hartung haben sich auf eigene Kosten vor Ort ein Bild machen können von den Projekten, die auch mit Hattinger Mitteln auf die Beine gestellt werden konnten.
Vor allem die Schule, über die der STADTSPIEGEL bereits mehrfach berichtete, hat einen großen Sprung gemacht, wie Hans Hartung berichtet: „Sechs Jahrgänge werden dort mittlerweile unterrichtet. Besonders erfreulich für uns ist, dass in diesem vorwiegend muslimischen Land die meisten der 802 Schüler Mädchen sind. Aber das hatten wir auch von Anfang an klar gemacht, dass wir keine Benachteiligung haben wollten. Jedenfalls sind wir mit diesem Trend gegenläufig in Gambia, wo eigentlich nur 40 Prozent Mädchen eine Schule besuchen.“
Dass sie und ihre männlichen Mitschüler dies gerne tun, das bekam die hiesige Abordnung schon zur Begrüßung eindrucksvoll gezeigt.
Christa Heinbruch, die zum ersten Mal dabei war, ist noch immer ganz beeindruckt: „Der Empfang war einfach großartig, überwältigend und auch berührend. Für uns hatten alle über die sechs Arbeitsgemeinschaften der Schule eigens etwas einstudiert. Es gab Musik, einen Tanz zu Trommeln, der Schülersprecher hielt eine Rede und bei einer Theateraufführung ging es um ein Mädchen, deren Schulbesuch ein Vater verweigert, ein wirklich aktuelles Thema also in einer immer noch patriarchisch geprägten Welt. Ein Dankesschreiben gab es für uns ebenfalls.“
Hans Hartung kennt Land und Leute von seinen bisher neun Besuchen dort ziemlich gut – und die Menschen ihn. In Jabang heißt er schlicht „Mister Hans“. Auch er war diesmal – vielleicht liegt es an der neuen Rektorin – positiv überrascht: „Alles machte einen sauberen und aufgeräumten Eindruck.“
Umso schöner, dass er der Schule Klassensätze an Lektüren mitbringen konnte: „Die Schule hätte nämlich gerne eine eigene Bibliothek. Für uns hieße das allerdings ein neues Gebäude. Das ginge aber über unsere finanziellen Verhältnisse und öffentliche Mittel, nach denen ich mich schon erkundigt habe, die gibt es dafür nicht.“
Dennoch: Die Raumnot der Schule ist mittlerweile so groß, dass die 18 Klassen und 19 Lehrer „schichtweise“ die zehn Klassenräume nutzen, vormittags und nachmittags. Als Lagerraum steht nur ein Container auf dem Schulhof zur Verfügung.
Hier sind auch Nähmaschinen gelagert, auch elektrische. Doch zurzeit können die noch nicht angeschlossen werden. „In Gambia gibt es mal Strom, mal Wasser und manchmal ist plötzlich alles weg“, weiß Claudia Wiemann. „Es ist zwar abenteuerlich, aber es geht dennoch mit kleinen Schritten voran.“
Denn es gibt ja auch noch die Regenzeit. Die war in 2012 wieder besonders schlimm. Claudia Wiemann: „Das können wir uns gar nicht vorstellen. Es regnet dort so stark, dass Menschen sogar in Pfützen und Schlaglöchern ertrinken.“
Außer Mensch und Tier ist davon das zweite Projekt des hiesigen Vereins betroffen: der Garten. Die Überschwemmungen waren so gewaltig, dass selbst die acht zwölf Meter tiefen Brunnen übergelaufen waren. Jetzt darbt der Garten immer noch. Das liegt daran, dass verständlicherweise die Menschen erst einmal ihre Häuser nach dem großen Regen reparieren wollen.
Dennoch geht es im Gartenprojekt weiter voran. Das gambische Landwirtschaftsministerium schickt mittlerweile Mitarbeiter, welche die Frauen in Gartenarbeit und Ertragssteigerung schulen. Und auch die Schüler erhalten früh das Unterrichtsfach „Gartenarbeit“.Claudia Wiemann: „Dadurch lernen sie zeitig, was durch der Hände Arbeit geschaffen werden kann.“
Als ehemalige Lehrer waren Christa Heinbruch und Hans Hartung überhaupt beeindruckt von der Disziplin der Kinder. Und alle Besucher haben sich mit den Einheimischen gefreut, dass „ihre“ Schule ein Zertifikat bekommen hat auch wegen des Gartenprojektes und dass dort dadurch immer wieder Tagungen durchgeführt werden. „Eine schöne Anerkennung für unsere Arbeit“, finden auch die Hattinger.
Neben der Erhaltung der Gebäude, die unter der sehr salzhaltigen und sehr heißen Luft leiden, hat der Hilfsverein zumindest langfristig weitere Ziele. Dazu zählen eine Bücherei mit weiteren Räumen, die Fertigstellung einer zusätzlichen Schultoilette und ein „grüner Klassenraum“. So etwas ist durchaus üblich in Gambia. Dabei sitzen die Schüler auf Bänken unter Schatten spendenden Mangobäumen und lernen.
Spenden an den Verein sind möglich unter Konto-Nummer 76760 bei der Sparkasse Hattingen (BLZ 430 510 40).
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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