Spende der Volksbank für die Flüchtlingshilfe
Gemeinsam helfen
Sie kommen mit einem Koffer oder einer Tasche. An ihrer Hand halten sie oft ihr Kind. Hinter ihnen liegt der lange Weg von der Ukraine nach Deutschland. Hinter ihnen liegen Angst, der Verlust ihrer Heimat und oft die Trennung von lieben Familienangehörigen. Vor ihnen liegen Unsicherheit, Sorge, aber auch Dankbarkeit und Hoffnung für die Hilfe und Anteilnahme, die sie erleben. In Sprockhövel treffen die Menschen aus der Ukraine auf die Flüchtlingshilfe. Der Verein wurde 2015 gegründet. 2017 entstand ein Förderverein, um die Arbeit mit geflüchteten Menschen auf eine solide finanzielle Basis zu stellen. Für die Frau der ersten Stunde, Miriam Venn, wurde aus dem kleinen bürgerschaftlichen Engagement mittlerweile eine ehrenamtliche Halbtagsstelle. Neben zahlreichen Projekten steht jetzt die Hilfe für die Ukraine im Mittelpunkt der Arbeit. Das Herz der Flüchtlingshilfe Sprockhövel sind rund 300 ehrenamtliche Mitarbeiter – unter ihnen auch viele, die einmal selbst als Flüchtling kamen. Unterstützt wird die Arbeit durch Spenden und Sponsoren. Die Volksbank Sprockhövel eG überreichte Miriam Venn jetzt einen Scheck über 10.000 Euro.
„Wir machen keinen Unterschied, woher die Menschen kommen. Auch die Gründe für die Flucht – Menschenrechtsverletzungen, Krieg oder andere Katastrophen – sind für unsere Hilfe nicht von Bedeutung. Unsere Arbeit ist geprägt von Respekt den Menschen gegenüber, aber auch von Neugierde auf andere Kulturen und Werte. Wir wünschen uns einen Austausch zwischen den geflüchteten Menschen und der Sprockhöveler Bürgerschaft. Daher sind alle Angebote des ehrenamtlich arbeitenden Vereines natürlich für alle Menschen offen“, beschreibt Miriam Venn ihre Arbeit, die sie im Vorstandsteam mit Susanne Leute, Matthias Knuth, Andrea Matzke, Andreas Wodetzki, Werner Kronenbitter und Akhmad Muzafarov sowie vielen weiteren helfenden Händen leistet.
Die Liste dieser Hilfe ist lang: Neben Beratung zum Asyl und zur Ausbildung oder der Begleitung bei Behördengängen, geht es um Sprachkurse, Unterstützung bei der Beschaffung von Möbeln, aber auch um viele Freizeitangebote und interkulturellen Austausch. So erleben Kinder Kontakt zu tierischen Freunden oder dürfen sich auf Ausflüge, Sport und Workshops freuen. Für Erwachsene gibt es ein Repair Café, man kann einen Nähkurs besuchen oder sich beim Thema Kochen mit anderen Kulturen beschäftigen. Nicht selten stehen dabei Paten den Geflüchteten zur Seite. Das Wichtigste bei den zahlreichen Projekten: Menschen kennenlernen. „Nur gemeinsam mit anderen Menschen kann es gelingen, dass aus Fremden Freunde werden und dass Sprockhövel für sie ein neues Zuhause werden kann“, sagt Miriam Venn. Ein Netzwerk aufbauen, Kooperationen zu Vereinen und den Kirchen pflegen, das gehört für die Flüchtlingshilfe dazu. Menschen kennenlernen kann man auch in dem eigenen Treffpunkt der Flüchtlingshilfe „MachMit“, Mittelstraße 67, in Sprockhövel.
An diesem Ansatz hat auch die Corona-Pandemie nichts geändert. „Wir haben sehr früh mit digitalen Angeboten begonnen. Technisches Equipment kann bei uns kostenfrei ausgeliehen werden. Unsere digitalen Sprachkurse haben mittlerweile Teilnehmer aus ganz Deutschland. Im April laufen 15 Sprachkurse, die jeweils in Kleingruppen bis zehn Personen dreimal in der Woche stattfinden“, erzählt sie weiter.
Als der Krieg in der Ukraine begann, kamen wenig später die ersten ukrainischen Flüchtlinge nach Sprockhövel. Mittlerweile leben hier 50 Menschen, weitere 70 wurden in den Nachbarstädten untergebracht. Täglich werden es mehr. Die meisten Geflüchteten sind Frauen und Kinder, denn Männern zwischen 18 und 60 Jahren ist die Ausreise aus der Ukraine verboten. „Die Flüchtlinge dürfen visumsfrei einreisen, sie erhalten ohne Asylantrag einen temporären Aufenthalt für ein Jahr. Bisher sind sie alle in privatem Wohnraum untergebracht. Hier kommen wir aber langsam an unsere Grenzen.“ Mangelware sind neben Wohnraum auch psychologische Betreuungsangebote in den Herkunftssprachen.
Was einer alleine nicht schafft, schaffen viele
Die Hilfe für geflüchtete Menschen in Sprockhövel ist aber nur ein Teil der ehrenamtlichen Arbeit. Der Verein hat bereits mehrere Hilfstransporte an die polnisch-ukrainische Grenze organisiert. Zu den gespendeten Hilfsgütern, die sich auf die 1300 Kilometer lange Reise machenten, gehörten vor allem Schlafsäcke, Decken, haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel und medizinische Produkte. Aber auch Taschenlampen mit Batterien, Powerbanks und Babynahrung wurden und werden benötigt. „In unserer Kleiderkammer haben wir zwei Sammelaktionen durchgeführt, um benötigte warme Kleidung zu sammeln“, berichtet Miriam Venn. Für sie ist ihre ehrenamtliche Arbeit eine Herzensangelegenheit. „Ich habe so viele neue Freunde gefunden. Man bekommt viel Freude und Spaß zurück. Diese Arbeit ist ein Teil von mir geworden.“
Damit die Flüchtlingshilfe ihre Arbeit leisten kann, ist der Verein neben den ehrenamtlichen Helfern auf Spenden angewiesen. Die Volksbank Sprockhövel eG hat den Ruf nach Hilfe gehört. „Wir unterstützen die Flüchtlingshilfe Sprockhövel in ihrer Arbeit mit 10.000 Euro“, sagt Vorstandsvorsitzender Rudolf Hermanns. „Seit 2015 leistet die Flüchtlingshilfe großartige Arbeit. Sie ist eine unbürokratische Anlaufstelle für Menschen in Not. Das stellt sie auch jetzt wieder in der aktuellen Ukraine-Krise unter Beweis. Viele ehrenamtliche Menschen haben sich zusammengefunden, um Großes zu leisten. Es zeigt sich, wieviel Gutes geschehen kann, wenn sich Menschen gemeinsam auf den Weg machen.“
Thomas Alexander, Marketingleiter der Volksbank, sieht in der Flüchtlingsarbeit auch eine Verbindung zur genossenschaftlichen Idee. „Was einer alleine nicht schafft, schaffen viele. Das ist auch die Grundlage unserer Volksbanken Raiffeisenbanken. Sie sind Genossenschaftsbanken und damit mehr als ‚nur‘ Banken. Sie sind ihren Mitgliedern verpflichtet, lokal verankert, überregional vernetzt, demokratisch organisiert und an genossenschaftlichen Werten orientiert. Diese Eigenschaften sind historisch gewachsen und haben sich über die Zeit fest etabliert und bewährt.“
Ob und wann die ukrainischen Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren werden, ist ungewiss. „Die meisten von ihnen wollen möglichst schnell zurück“, weiß Miriam Venn. Ob es so kommen wird, kann niemand wissen. Dass sie in Sprockhövel Hilfe bekommen, ist gewiss.
Die Arbeit der Flüchtlingshilfe kann man unterstützen: Förderverein Flüchtlingshilfe Sprockhövel e.V., Volksbank Sprockhövel, IBAN: DE36 4526 1547 0210 8701 00; BIC: GENODEM1SPO
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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