Erinnerungen schaffen

Stefan Weber bringt sich ehrenamtlich als Fotograf für die Informationsplattform „Dein Sternenkind“ ein.
  • Stefan Weber bringt sich ehrenamtlich als Fotograf für die Informationsplattform „Dein Sternenkind“ ein.
  • hochgeladen von Maren Menke

Schon allein das Gespräch über die Arbeit für die Informationsplattform „Dein Sternenkind“ lässt Stefan Weber emotional werden. Kein Wunder, geht es doch um ein sehr sensibles Thema: Sternenkinder, also Kinder, die entweder bereits tot auf die Welt kommen oder aber nur wenige Stunden oder Tage nach der Geburt sterben.
Eltern, die in eine solche Situation geraten, möchte der Vater von zwei Söhnen gerne helfen. Als Fotograf erklärt Stefan Weber sich daher bereit, Bilder von den Sternenkindern zu machen und sie den Eltern kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Der Hattinger ist einer von circa 400 Fotografen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die ehrenamtlich diese schwierige Aufgabe übernehmen. „Schon über einen längeren Zeitraum habe ich die Arbeit der Informationsplattform ,Dein Sternenkind‘ verfolgt. Doch erst vor einem halben Jahr habe ich mich dazu entschieden, mich selber als Fotograf anzumelden.“ Vorher habe er sich das einfach nicht zugetraut. „Meine Sorge war es, dass sich bei mir dadurch nachhaltige Ängste entwickeln können, die meine eigene Familienplanung beeinflussen“, gesteht der 40-Jährige. Nun seien seine Söhne aber inzwischen sieben und vier Jahre alt und er habe das Gefühl, mit dieser Aufgabe Betroffenen bei der Trauerbewältigung helfen zu können.
Einen Einsatz hatte der Diplom-Ingenieur, der nebenberuflich Hochzeits- und Familienfotos macht, noch nicht. „Es kann aber jederzeit eine Anfrage kommen und dann muss es unter Umständen schnell gehen“, sagt Weber, der seine Fototasche dafür griffbereit stehen hat. Auch Eltern, die im Vorfeld schon wissen, dass es zu einer sogenannten ,Stillen Geburt‘ kommen wird, können auf der Internetseite nach einem Fotografen suchen und ihn um Hilfe bitten.

Eine Erinnerung an das Sternenkind schaffen, darum geht es bei dieser ehrenamtlichen Aufgabe. „Ob die Eltern die Bilder zur Verarbeitung des Geschehenen brauchen, sie später einrahmen wollen oder vielleicht zunächst gar nicht ansehen möchten, ist nicht wichtig.“ Den Fotografen geht es vor allem darum, dass auf einfühlsame Weise eine Erinnerung entsteht, dieser schwierige Lebensabschnitt würdevoll dokumentiert wird. „Auch wenn das eine große – insbesondere auch psychische – Herausforderung in einer Ausnahmesituation bedeutet“, sagt Weber.
So könne es auch vorkommen, dass das Sternenkind zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft zur Welt kommt. Das bedeute dann, dass vor allem Detail-Fotos von den Händen und Füßen des Kindes gemacht werden müssen. „Außerdem habe ich verschiedene kleine Accessoires wie Mützchen, Kissen oder kleine Deckchen mit denen ich gegebenenfalls arbeiten kann.“

Natürlich habe er großen Respekt, wenn er an seinen ersten Einsatz denkt. Ob er es schaffe, angemessen aufzutreten, oder wie die betroffenen Eltern reagieren, wenn auch ihm Tränen die Wange herunterlaufen - diese und ähnliche Fragen stellt er sich. „Mit Erfahrungsberichten und einem regelmäßigen Austausch versuchen wir Fotografen uns gegenseitig zu unterstützen“, informiert der Hattinger. Neben dem Initiator der Vereinigung „Dein Sternenkind“, Kai-Florian Gebel, steht den Fotografen auf Wunsch auch eine Seelsorgerin zur Seite.
„Niemand möchte sich mit dieser sehr bedrückenden Thematik auseinandersetzen“, weiß der 40-Jährige, der in den vergangenen Jahren auch schon in seinem näheren Umfeld Betroffene hatte. Dennoch sei es wichtig, dass dieses Ehrenamt öffentlich gemacht wird. „Auf der einen Seite werden händeringend weitere Fotografen gesucht“, erzählt Stefan Weber. Denn allein in Deutschland werden pro Jahr rund 2.000 Kinder still geboren. „Auf der anderen Seite sollen möglichst viele Eltern von Sternenkindern von uns erfahren, denn niemand soll ohne bleibende Erinnerung an sein Kind bleiben.“

Weitere Informationen:
-Es werden händeringend weitere Fotografen gesucht, die Sternenkinder ehrenamtlich fotografieren.
-Wer Handarbeit mag, kann Accessoires nähen oder stricken, die bei den Fotoeinsätzen benötigt werden, zum Beispiel Mützchen, Kissen oder Schühchen.
-Weitere Informationen, insbesondere für betroffene Eltern, gibt es auf der Homepage www.dein-sternenkind.eu.

Autor:

Maren Menke aus Velbert

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