Zuhause leben können bis zum Schluss des Lebens
Menschen mit besonderem Hilfebedarf, altern, leben und sterben zunehmend auch in Einrichtungen der Behindertenhilfe. Die Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen hat deshalb ein zweijähriges Palliativ Care-Projekt gestartet.
Durch die Kooperation mit dem Palliativnetzwerk Essen und die Einführung von Palliativ-Care sollen Kompetenzen und Sicherheiten erworben werden, die die Mitarbeiter befähigt, sensibel, respektvoll und wertschätzend Lebensqualität zu schaffen und belastende Symptome zu lindern. Auch Angehörige und Geschwister sollen unterstützend begleitet werden.
Die Lebenshilfe hat deshalb in den Einrichtungen eine Steuerungsgruppe aus Pflegefachkräften, Pädagogen, Wohnstättenleitungen und Geschäftsleitung gebildet. Es werden während dieser Zeit Befragungen der Beschäftigten durchgeführt, Angehörigeninformationsveranstaltungen stattfinden, Schulungen und Fortbildungen für Mitarbeiter durchgeführt, Handreichungen und Verfahrensanweisungen erstellt und ehrenamtlich engagierte Menschen und Hausärzte in das Projekt einbezogen.
Auch in Hattingen wird seit wenigen Wochen zu diesem Thema im Ellen-Buchner-Haus gearbeitet. Nach einer ersten Informationsveranstaltung geht es jetzt in die Phase einer fünftägigen Schulung. Rund zwanzig Mitarbeiter nehmen, so Wohnstättenleiter Andreas Flesch, an der Schulung teil.
Wie in einer Familie
„Wir haben immer wieder in unserem Alltag auch mit sterbenden Menschen zu tun, die wir auf ihrem letzten Weg begleiten möchten. Doch manchmal sind wir recht hilflos. Unsere Bewohner können sich ja nicht immer verbal ausdrücken und deshalb wollen wir unser Augenmerk darauf richten, wie wir ihnen und den Angehörigen helfen können“, so Wohnstättenleiter Andreas Flesch. Eine der Experten, die während der Schulung Informationen dazu vermitteln, ist Maria Degener. „Wir haben in der Schulung zwei Figuren erschaffen, Max und seine Schwester. Diese ist geistig behindert, dement und hat auch noch einen Tumor. Am Beispiel dieser Figuren versuchen wir nun Wege zu finden, wie wir sowohl der Schwester als auch dem Angehörigen Max helfen können. Demente geistige behinderte Menschen haben non-verbale Möglichkeiten, zum Beispiel durch Gestik und Mimik, aber auch durch ihr Verhalten, der Umwelt mitzuteilen, ob und wo sie Schmerz empfinden. Es gibt ja auch nicht nur den körperlichen Schmerz.“
1982 wurde das Ellen-Buchner-Haus eröffnet. Heute leben hier 36 Bewohner plus sechs Bewohner in der Außengruppe an der Essener Straße. Der jüngste Bewohner ist gerade um die zwanzig Jahre alt, die älteste Bewohnerin 76 Jahre. Es leben sogar noch einige Bewohner, die zur Gründung des Hauses eingezogen sind. „Die meisten von ihnen sind sehr lange bei uns und die Mitarbeiter sind für sie Teil ihrer Familie. Das ist hier ihr Zuhause“, sagt Andreas Flesch. Gerade weil die Mitarbeiter die Bewohner langjährig kennen, spielt die Empathie eine große Rolle. „Gutes Beobachten und Gefühl sind wichtige Voraussetzungen, um die Bedürfnisse der Bewohner zu erkennen. Dabei werden auch Angehörige in die Arbeit miteingebunden.“ Selbstverständlich wird es nicht bei dieser einen Schulung bleiben. Im November werden die Pflegefachkräfte geschult, aber auch in den regelmäßigen Dienstbesprechungen soll es in Zukunft palliative Fallbesprechungen geben. Gegebenenfalls wird auf externe Kräfte, zum Beispiel das Palliative Netz Ennepe-Ruhr Süd und der Ambulante Hospizdienst Hattingen/Witten, zurückgegriffen. So wird für die Bewohner des Ellen-Buchner-Hauses und nicht nur hier ein würdevolles Leben bis zum Schluss in ihrem Zuhause möglich sein.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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