Wolfgang Schiwy lenkt durch „Land und lecker“
Länge: 7,80 m, Breite: 2,20 m, Höhe: 2,70 m. Traummaße sind das nicht gerade. Es sei denn, „man“ ist ein Neoplan Oldtimer-Bus aus dem Jahre 1957. Und gleichzeitig heimlicher Star von zwei Sendungen mittwochs im WDR-Fernsehen: „Land und lecker“ und „Von und zu lecker“.
Am Steuer des Busses sitzt im Rahmen der Sendungen um Landfrauen, Landadelige und vor allem ihre leckeren Rezepte Wolfgang Schiwy. Der Hattinger war es auch, der den Oldtimerbus Mitte der neunziger Jahre im Breisgau entdeckte, das marode Schätzchen erwarb und zwei Jahre lang aufwändig restaurierte. Seitdem kennen ihn die Hattinger beispielsweise von Stadtrundfahrten durch „Hattingen Marketing“, viele andere private Anlässe – oder eben durch das Fernsehen.
„Über den Oldtimer sind wir überhaupt an die Sendung gekommen“, erzählt Wolfgang Schiwy. „Der WDR hatte einen originellen Bus gesucht und ist bei uns fündig geworden.“ Mittlerweile ist der Bus im dritten Jahr als festes „Ensemblemitglied“ dabei.
Für Wolfgang Schiwy besteht der Spaß vor allem darin, „mal zu sehen wie Fernsehen gemacht wird“. Und gleich plaudert er aus dem Nähkästchen: „Alles ist Illusion. Es gibt viele schöne Einstellungen, die eigens so für die Kamera gemacht sind. Da gibt es manchmal bis zu zehn Wiederholungen, ehe endlich alles im Kasten ist. In Solingen beispielsweise, da gibt es eine wirklich schöne Straße. Die musste ich zehnmal rauf und runter fahren. In der Sendung sah es hinterher so aus, als ob Solingen eine alte Fachwerkstadt ist, was ja gar nicht stimmt.“
Der Hattinger ist dazu pro Sendung von 8 bis 15 Uhr mit dem Team und den Landfrauen unterwegs, bringt sie quer durch Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein zu ihren herrlichen Häusern oder repräsentativen Adelssitzen, hilft ihnen aus dem Bus, muss schon mal kundtun, was er von dem Kuchen der ein oder anderen Dame hält, und bekommt als kleine Aufmerksamkeit auch hin und wieder einen bunten Blumenstrauß überreicht. Von den sieben Stunden Drehzeit jeden Tag, weiß er inzwischen, schaffen es höchstens fünf Minuten hinterher in die Sendung.
Das liegt nicht allein daran, dass er anfangs noch zu nervös gewesen und daher schon mal viel zu früh abgebogen ist oder dass es einfach Missverständnisse gab. Schließlich war Filmarbeit da für ihn ja noch Neuland. Inzwischen ist es zwar immer noch keine Routine für den Unternehmer, doch wisse er mittlerweile ja, wie der Hase hoppelt.
„Es wird am Set viel improvisiert“, verrät er vielmehr. „Die Frauen bekommen grob gesagt, wie es laufen soll. Der Rest entwickelt sich einfach so. Im Fernsehen sieht es so aus, als ob die Mitwirkenden alles frisch und frei von der Leber weg erzählen. Tatsächlich ist es oft so, dass sie von der Redakteurin vor Ort interviewt werden. Das wird hinterher einfach entsprechend zusammengeschnitten. Und ,eigenartigerweise‘ ist trotz unseres ,Sommers‘ draußen immer nur schönes Wetter auf den Aufnahmen...“
Kurios, lacht er, sei auch, dass der manchmal leere Bus für die Kamera herumfahre. In Wirklichkeit sei er aber gar nicht leer, sondern das TV-Team liege dann für die Objektive unsichtbar bäuchlings im Mittelgang...
Wolfgang Schiwy lobt die tolle Stimmung am Set und freut sich auch über die kleine Gage, die für ihn als Statist herausspringt. Und erst recht über viele Anfragen, die durch die Serie in seinem Familienbetrieb eintrudeln. Am meisten natürlich, wenn es den Anrufern nicht nur um den Neoplan-Oldtimer geht, sondern sie ausdrücklich den Fahrer aus den Sendungen „Land und lecker“ und „Von und zu lecker“ wünschen.
Natürlich sitzt Familie Schiwy geschlossen vor der Flimmerkiste, wenn Papa Wolfgang mittwochs ab 21 Uhr darin zu sehen ist. Mit dem Sehen, da hat Söhnchen Moritz am Anfang noch so seine Schwierigkeiten gehabt: „Papa, wie bist Du denn in den Fernseher gekommen?“, habe der Fünfjährige aufgeregt und mit roten Bäckchen gefragt. Ob er mit der Antwort zufrieden war „Nun, ich habe den Deckel aufgeschraubt und bin einfach hineingekrochen“, kann sich jeder selbst denken...
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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