Wochenmarkt zieht um und Händler sind zufrieden
(von Roland Römer)„So konnte es einfach nicht bleiben, daher war ich von Anfang an dafür, dass der Markt verlegt wird.“ Obst- und Gemüsehändler Heinz-Ulrich Brandenstein gehört neben – nach seinen Worten – „dem harten Kern der Hattinger Markthändler“ zu den Befürwortern des Standortwechsels vom angestammten Marktplatz gleich nach nebenan auf den Parkplatz am Finanzamt.
Ostersamstag, 7. April, ist es so weit: Erstmals gibt’s dann den Wochenmarkt am neuen Standort. Und weil das so lange durchaus kontrovers diskutiert wurde, hat sich auch die Bürgermeisterin angesagt. Sie wird den „neuen“ Markt direkt neben dem alten um 9.30 Uhr offiziell eröffnen.
Zur Feier des Tages haben sich die Markthändler allerhand einfallen lassen – und wollen das auch künftig immer wieder tun, wie Heinz-Ulrich Brandenstein sagt: „Das gemeinsame Ziel von uns Händlern und auch der Stadtverwaltung ist, den Wochenmarkt dienstags und samstags attraktiver zu machen. Dazu muss man den Kunden und Besuchern etwas bieten, sie neugierig machen. Gerade in der heutigen Zeit bei der stetig wachsenden Konkurrenz auch durch Discounter ist das wichtig für uns. Daher wollen wir weg vom reinen Verkaufsmarkt.“
Der Anfang wird Ostersamstag gemacht mit Leckerem in flüssiger und fester Form, von Kuchen bis Räucherfisch, von Kaffee bis Cola, von Rohkostsalaten bis zu Grillwurst und Bratkartoffeln. Kinder können sich auf einer Maxihüpfburg vergnügen, Kerzen ziehen mit Wachs vom Imker oder süße Zuckerwatte naschen. Außerdem verteilt der Osterhase bunte Eier.
Mit dem Marktumzug geht so etwas wie eine Ära zu Ende, die zum Schluss immer mehr in der Diskussion stand.
Das hätten sich die Hattinger wohl auch nicht gedacht, als am 25. April 1959 der neu geschaffene Marktplatz vor dem Rathaus seiner Bestimmung übergeben wurde. Zuvor war er mit 648 zweimal zwei Meter großen Betonplatten belegt worden. In der marktfreien Zeit konnten dort 96 Fahrzeuge parken.
Nach den Spitzenzeiten kamen zuletzt die dort eher mageren Marktjahre mit immer weniger Händlern – kaum attraktiv sowohl für die verbliebenen Marktleute als auch für die Kunden. Durchschnittlich 35 bis 40 Händler waren es in den Sommermonaten, lediglich um die 20 im Winter.
Daher lud die Stadt am 30. November 2010 Markthändler zu einer Besprechung ein. Dort entstand der Vorschlag des Standortwechsels.
Heinz-Ulrich Brandenstein: „Am Anfang haben viele darüber geschimpft. Aber bei den folgenden Treffen änderten sich die Mehrheiten. Letztlich konnten wir unseren Vorschlag Ende letzten Jahres den politischen Gremien zur endgültigen Entscheidung vorlegen, der ja nun wunschgemäß umgesetzt wird.“
Der Obst- und Gemüsehändler sieht dadurch viele Vorteile: „Durch die kompakte Stellweise auf der verkleinerten Fläche wirkt der Markt doch ganz anders auf die Menschen. Auf dem bisherigen Marktplatz stand immer ein Drittel leer, das sah regelrecht jämmerlich aus. Dafür haben die Kunden jetzt mehr Parkfläche auf dem alten Marktplatz. Früher gab es viel Parksuchverkehr. Wenn die Leute keinen freien Platz gefunden haben, dann sind die verschwunden und kamen nicht wieder. Aber auch betriebswirtschaftlich wirkt sich der neue Platz positiv aus: Die Gesamtfläche ist kleiner, dadurch auch die Reinigungsfläche für die Stadt. Da sinken die Standgebühren von momentan 1,40 Euro pro Quadratmeter und Tag vielleicht sogar oder bleiben zumindest stabil. Aber das wird ja an jedem Jahresende durch die Stadt neu berechnet.“
Für einen ungestörten Marktbesuch wird die „Knubbelstraße“ – übrigens benannt nach der einstigen Kneipe der Marktleute direkt am Marktplatz (jetzt Versicherungsbüro), die von „Knubbel“ Schulte bewirtschaftet wurde – für den Durchgangsverkehr gesperrt. Hier sollen künftig Aktionen der Händler stattfinden. In den Parkbuchten stehen sich künftig jeweils zwei bis drei Markthändler gegenüber bzw. Rücken an Rücken, die größeren Stände mit dem Rücken zum Finanzamt. So konnte ein einladender Rundweg für die Kunden geschaffen werden.
Heinz-Ulrich Brandenstein versteht dennoch die Angst einiger weniger Kollegen vor dem Standortwechsel, aber: „Wir ziehen ja nicht in einen anderen Stadtteil, sondern nur ein paar Meter weiter und direkt nach nebenan. Künftig gibt es weniger Stolperfallen auf der Lauffläche. Ich glaube nicht, dass Kunden wegbleiben werden.“
Die Kunden werden durch Werbebanner, mehrere Hinweisschilder in der Innenstadt und an Zufahrtsstraßen auf den Standort des Hattinger Wochenmarktes hingewiesen. Zudem hat die Stadtverwaltung die Bepflanzung rund um den Parkplatz zurückgeschnitten, einen neuen Stromkasten aufgestellt und vor allem für einen behindertenfreundlichen barrierefreien Zugang gesorgt.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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