Werner Hassler mittendrin: „Brasilien, ich komme!“

Werner Hassler ist wieder am Ball – buchstäblich. Wie schon von der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika und der EM in Polen und der Ukraine ist der rührige Hattinger auch diesmal mittendrin dabei. Für die STADTSPIEGEL-Leser wird er wieder von Land und Leuten rund um Zuckerhut und Copacabana in Wort und Bild berichten.  Foto: privat
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  • Werner Hassler ist wieder am Ball – buchstäblich. Wie schon von der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika und der EM in Polen und der Ukraine ist der rührige Hattinger auch diesmal mittendrin dabei. Für die STADTSPIEGEL-Leser wird er wieder von Land und Leuten rund um Zuckerhut und Copacabana in Wort und Bild berichten. Foto: privat
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Sonne, Samba, schöne Frauen – und jetzt auch noch die Fußball-Weltmeisterschaft: Brasilien ist momentan erst recht das Traumziel vor allem männlicher Fußballfans. Für Werner Hassler bedeutet diese Mischung zunächst einmal Stress pur.

Vielleicht erinnern Sie sich an den Hattinger Reisefachmann, der für den STADTSPIEGEL bereits von der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine berichtete. Und in Südafrika bei der Fußball-WM, da war er ebenfalls dabei und versorgte die STADTSPIEGEL-Leser mit tollen Fotos und Hintergrundberichten vom Südzipfel des afrikanischen Kontinents.
Und jetzt Brasilien.
Viermal war er bereits seit März vor Ort. Im Gegensatz zur EM 2012, als er sich um den Transport der Sponsoren-VIPs kümmerte, ist er nun als „gelernter“ Bus-Unternehmer für das Sportreise-Unternehmen „Vietentours“ tätig. Ganz dicht dran an den Fans aus Deutschland ist Werner Hassler für ihren verlässlichen Transport an die Spielorte der deutschen Mannschaft rechtzeitig vor dem Anpfiff zuständig.
„Ich bin dort Herrscher über 500 Busse“, lacht der Hattinger mit dem angeborenen schwäbischen Akzent. „Ich muss jeden Tag an den Spielorten der deutschen Mannschaft bis zu 15 Busse für den Fan-Transfers zur Verfügung stellen und koordinieren.“
Daher die vielen Reisen, bevor es an der Copacabana und rund um den Zuckerhut überhaupt losgeht. Sprachlichen Problemen bei den aufreibenden Vor-Verhandlungen mit den brasilianischen Busunternehmern oder wegen Park- und Durchfahrgenehmigungen ist er mit einem Dolmetscher aus dem Weg gegangen. Nur rund zehn Prozent der Brasilianer, so weiß er, sprechen englisch. Dafür lobt er die Qualität der Busse, die vermutlich wegen des fehlenden Bahnnetzes „hochklassig“ seien, glaubt er.
Als mittelerweile guter Kenner von Land und Leuten sagt er auch während der WM Unruhen unter der Bevölkerung voraus. Als „Troubleshooter“, also als derjenige, der alles Unvorhergesehene meistern muss, zählt er auf den Fußball-Weltverband, der freie Straßen versprochen hat.
Werner Hassler: „Ich freue mich wahnsinnig über die­se Aufgabe und auf das Tur­nier. Aber ich weiß auch, dass es diesmal ein ziemlich schwerer Job wird. Mit Sicherheit wird der ein oder andere Fan über die Stränge schlagen, so dass ich ihn bei der Polizei auslösen muss. Und wenn das ähnlich abläuft wie bei den Parkwächtern, dann geht da gar nichts ohne Schmiergelder, die gerne ,Provisionen‘ genannt werden, für die es keine Quittungen gibt. Beim Parkwächter ist so ein Bakschisch wichtig, damit unsere Busse alle zusammenstehen und ich die besser im Blick habe, damit nichts gestohlen wird. Gegen Diebstähle, die in Brasilien an der Tagesordnung sind, habe ich für unsere Transfers bereits Sicherheitsdienste und Eskorten geordert.“
Wie es dort jenseits der Postkartenmotive zugeht, beschreibt er so: „Mein Geschäftspartner war schon in einen Raubüberfall verwickelt, konnte aber zum Glück den Räuber außer Gefecht setzen. Aber bei einem anderen Mal hatte er nicht so viel Schwein und wurde an einem Geldautomaten um 6.000 Euro erleichtert, weil die Verbrecher seine Daten abgegriffen hatten. Ich selbst habe nur immer einen ganz kleinen Bargeldbetrag dabei, während wir Uhren und anderen Schmuck gar nicht erst mitnehmen.“
Was Werner Hassler andererseits an Brasilien so begeistert, das ist die Gastfreundschaft der Menschen, ihre Herzlichkeit und ihre Lebensfreude – und das Essen: „Ich liebe diese großen Fleischspieße, die es dort gibt. Und wenn die Brasilianer merken, das man Deutscher ist, dann öffnen sich einem Tür und Tor sowieso. Das wird man vielleicht auch zu Hause am Bildschirm erleben können, wenn Deutschland in der Vorrunde auf Portugal trifft. Die Portugiesen waren einst die Kolonialmacht, weshalb ja auch Portugiesisch die Amtssprache ist. Die sind hier sehr verhasst. Daher haben Jogi Löw und seine Jungs dann quasi ein Heimspiel.“
Apropos: Von Vorfreude oder gar WM-Fieber sei bis jetzt überhaupt noch nichts zu spüren gewesen: „Das ist für mich eigentlich die größte Überraschung. Keine Fahnen, keine Luftballons – nichts. Stattdessen gibt es viele Streiks auch unter den Busfahrern, von denen einer gerade erst als Streikbrecher erschossen wurde. Ich habe an vielen Hauswänden gelesen ,Fuck the FIFA!‘“
Und mit einem weiteren Vorurteil muss Werner Hassler aufräumen, sicher sehr zum Entsetzen der Männerwelt: „Eine typische Brasilianerin ist richtig dick, sehr beleibt eben und entspricht bei Weitem nicht dem Klischee, das wohl überall auf der Welt vorherrscht. Und – auf jede Frau kommen hier vier Männer!“
Für den Hattinger ist Salvador die schönste und älteste Stadt – afrikanisches Flair gepaart mit brasilianischer Lebensfreude: „Während ansonsten alles mit Hochhäusern zugepflastert ist, sind hier in der Altstadt viele wunderschöne Häuser im Kolonialstil zu finden.“
In den Stadien können sich WM-Fans im dortigen Spätherbst auf tagsüber 32 Grad und nachts immerhin noch 26 Grad freuen. Es wird häufig regnen, ohne sich abzukühlen. Das werde die Spieler genauso schlauchen wie ihn und sein Team, weiß Werner Hassler. Verlagern sich die Spiele aber in den Süden des Landes, dann wird es gleich ziemlich kalt – um die zehn Grad am Tag. Immerhin liegen zwischen den Spielorten gut 4.000 Kilometer.
Ob Werner Hassler diesmal alle WM-Spiele wird in den Stadien live gucken können, davon will er sich selbst überraschen lassen: „Ich hoffe natürlich sehr, dass es meine Arbeit mir erlaubt. Aber bei den anderen Turnieren hat es ja immer irgendwie geklappt. Vor allem das Finale in Rio am 13. Juli wäre für mich ein guter Abschluss – vor allem, wenn Deutschland dabei gewinnt!“
Für die Lokalkompass-User wird Werner Hassler wieder in Wort und Bild aus Brasilien berichten, so dass wir uns auch von hier aus eine Vorstellung über das Geschehen rund um die Sport­arenen machen können. Freuen Sie sich drauf!

Info

:
Ein deutscher Fußballfan wird nach dem Besteigen seines Fliegers Richtung Brasilien zwischen neun und zwölf Stunden in der Luft sein.
Für die Vorrunde hat er dafür etwa 5.000 Euro bezahlt (hinzu kommen die Kosten fürs Ticket, um das sich jeder selbst kümmern muss).
Die gesamte WM kostet einen Fan sogar mindestens 14.000 Euro.

Werner Hassler ist wieder am Ball – buchstäblich. Wie schon von der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika und der EM in Polen und der Ukraine ist der rührige Hattinger auch diesmal mittendrin dabei. Für die STADTSPIEGEL-Leser wird er wieder von Land und Leuten rund um Zuckerhut und Copacabana in Wort und Bild berichten.  Foto: privat
Als Werner Hassler dieses Bild von sich machen ließ, da waren es noch 111 Tage bis zum Turnierbeginn – inzwischen sind es nur noch Stunden.  Foto: privat
Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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