Wenn Walzer und Rumba zur Leidenschaft werden

Turniertanz ist Leistungssport. Ziemlich anstrengend, aber auch sehr schön anzusehen. Für die Sprockhövelerin Birgit Wilk ist diese Welt noch relativ neu. Die 54jährige hat mit ihrem Partner erst vor einem Jahr mit Turniertanz begonnen und schaffte den Aufstieg von der D-Klasse in die B-Klasse.

Kennengelernt hat sich das Paar Anfang 2009 natürlich beim Tanzen in einem Salsa-Kurs. „Hermann tanzt seit seinem 14. Lebensjahr, ich selbst liebe Tanzen, habe aber viele Jahre Pause gemacht, weil mein damaliger Partner Nichttänzer war“, erzählt Birgit Wilk. Irgendwann funkte es und sie wollte wieder das Tanzbein schwingen. Hermann Prangen (54) war der ideale Partner – nicht nur beim Tanzen, wie die beiden schnell herausfanden.
Das Tanzen ist ihre große Leidenschaft. Birgit Wilk führt eine Praxis für Neue Psychotherapie, Hermann Prangen gestaltet Internetseiten und ist gelernter SPS-Techniker. „Wenn wir nicht freiberuflich wären, dann könnten wir die Zeit für das Tanzen gar nicht aufbringen“, so Birgit Wilk. Fünfmal in der Woche bis zu zwei Stunden täglich sind normal.
Am Anfang stellte sich das paar den DAT-Turnieren, Ostern 2010 traten sie in den Tanzsportverein „Grün Gold Casino Wuppertal“ ein. „Wir hatten erste Erfolge und brauchten einfach Platz zum Trainieren.“ Bereits im Oktober 2010 tanzten sie ihr erstes Turnier in der Altersklasse Senioren 2. „Man beginnt immer in der D-Klasse“, so das Paar. Dort landeten sie gleich auf dem zweiten Platz.
Der Anfang im Turniertanz war gemacht. Auf der Landesmeisterschaft im Februar diesen Jahres errangen sie in Lateintänzen den zweiten Platz und im Standardtanz wurden sie Meister. „Wir haben uns jetzt für Standardtanz entschieden. Beides gleichzeitig wurde doch zu viel.“
Durch gute Platzierungen und Punkte steigt man jeweils immer höher in den Klassen. Mit „D“ beginnt man, dann kommen C, B, A und schließlich die „S-Klasse“.
Ostern 2011 tanzten sie in Berlin beim „Blauen Band der Spree“, eines der drei größten Tanzturniere Deutschlands, und wurden in ihrer Altersklasse von über fünfzig Paaren Dritte. Im Juli 2011 stieg in Wuppertal der „Dance Comp“ und dieses Turnieren konnte das Paar gewinnen. „Dadurch sind wir in die B-Klasse“ aufgestiegen“, freut sich Birgit.
Preiswert ist ein solcher Tanzerfolg nicht, denn Einzeltrainerstunden und passende Kleidung müssen natürlich von den Tänzern bezahlt werden. „Die Damen dürfen erst ab C-Klasse ein Turnierkleid tragen, die Herren erst ab B-Klasse einen Tanzfrack. Diese Kleidung wird speziell angefertigt. Beim Tanzfrack beispielsweise darf die Schulterlinie keine Falte haben. Deshalb wird der Frack nicht am Mann vermessen, sondern die Größe der Dame spielt auch eine Rolle, denn entscheidend ist die korrekte Tanzhaltung.“
Bequem ist der Frack übrigens nicht. „Wie ein Ritterrüstung“, meint Hermann Prangen. Tanzen nahm immer mehr Raum im Leben des Paares ein. „Wir sind auch Gast-Animateure in Hotels“, berichten die beiden. Täglich geben sie Tanzunterricht und dafür wohnen und arbeiten sie im Hotel und haben keine Kosten. Das bringt sie nach Ibiza, im Januar nach Gran Canaria und im Sommer des nächsten Jahres nach Griechenland.
Einen Trainerschein wollen die beiden auch noch machen. „Wir können als Turnierpaar viel Erfahrung vorweisen und vermitteln anderen Menschen immer als Paar das Tanzvergnügen und die Technik.“ Die „anderen Menschen“ müssen dabei nicht paarweise auftreten – auch Frauen können mit Frauen tanzen. Und für Senioren haben die Sprockhöveler sowieso ein Herz – und die dürfen auch ruhig älter sein als sie selbst in der „Seniorenklasse“ auf Turnieren erleben.
„Wer Spaß am Tanzen hat, kann am Tag der offenen Tür, Samstag, 10. Dezember, 16 bis 18 Uhr, mal vorbeischauen in den Räumen des Fitness- Studio „TuWas“, Wuppertaler Straße 3, in Niedersprockhövel.“ Unter dem Motto „Dance and Swing“ steht der Tanzspaß ganz oben.