Wasserwesen Mensch

Professor Dr. Andreas Tromm an seinem Schreibtisch im Evangelischen Krankenhaus in Hattingen. Foto: Pielorz
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Wasser ist für den Menschen lebensnotwendig. Bezogen auf das Gesamtkörpergewicht ist Wasser der quantitativ wichtigste Bestandteil des menschlichen Körpers. Darum gehört auch "Wasser im Körper" zu der Serie "Rund ums Wasser" dazu.

„In jungen Jahren liegt der Wasseranteil im menschlichen Körper bei bis zu etwa achtzig Prozent. Im Laufe des Lebens nimmt dieser Anteil ab. Der menschliche Stoffwechsel funktioniert nur, wenn dem Körper ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Wasser regelt die Herzkreislauffunktion und die Verdauung, ist auch Lösungsmittel für Salze und Mineralstoffe, Transportmittel für Nährstoffe und Abbauprodukte. Wasser ist für die Wärmeregulierung des menschlichen Körpers von zentraler Bedeutung. Durch Schwitzen, Atmen und durch die Ausscheidungen gehen unter normalen Umständen im Lauf eines Tages etwa 2–3 l Wasser verloren. Dieser Verlust muss über Nahrung und vor allem über Getränke wieder ausgeglichen werden, denn schon auf kleinste Veränderungen im Wasserhaushalt reagiert der Körper mit gravierenden Störungen“, erklärt Professor Dr. Andreas Tromm, Chefarzt der Inneren am Evangelischen Krankenhaus in Hattingen. Das mache vor allem bei älteren Menschen Probleme, die oft nicht genug trinken.
Etwa 70 Prozent des im Körper vorhandenen Wassers befindet sich im Innern der Zellen (Intrazellulärraum) und nur 30 Prozent außerhalb der Zellen (Extrazellulärraum). Vor allem das Blut, das Gehirn, die Leber, die Muskelzellen und die Haut enthalten viel Wasser. „Wasser wird vorwiegend über die Lungen in Form von Wasserdampf, durch die Nieren in Form von Urin, durch die Haut in Form von Schweiß und letztlich auch über den Darm ausgeschieden“, erklärt Tromm weiter. „Wenn der Körper an Wassermangel leidet, dann dickt das Blut ein. Die Nierenwerte steigen und die Giftstoffe können aus dem Körper nicht mehr ausgeschieden werden. Oft leiden diese Menschen dann auch unter Verstopfung, weil der Darm das letzte Wasser aus dem Körper gezogen hat und der Stuhl sehr hart wird und man nicht mehr ausscheiden kann.“

Wasser im Körper

Zuviel Wasser im menschlichen Körper wird ganz einfach ausgeschieden. Der häufige Gang zur Toilette ist dann normal. Doch „Wasser im Körper“ kann dann Probleme verursachen, wen Wasser eingelagert wird, weil ein Organ nicht richtig funktioniert. „Wenn ein Organ wie Herz, Niere oder Leber beschädigt ist, lagert sich Wasser an unterschiedlichen Stellen im Körper ein. Bei der Leber beispielsweise ist es so, dass diese Eiweiß produziert. Ist sie nicht gesund, kann sie diese Aufgabe nicht mehr richtig erfüllen. Eiweiß aber bindet Wasser. Wenn dieser Prozess gestört ist, kommt es zu Wassereinlagerungen“, erklärt Tromm. Eine geschwächte Nierenfunktion führt dazu, dass die Nieren nicht mehr genügend Urin produzieren können und die mangelnde Wasserausscheidung kann zu Einlagerung des Wassers im Körper führen.
Wassereinlagerungen (Ödeme) zeigen sich als Schwellungen im Körpergewebe. Häufig sind Beine und Füße betroffen. Grundsätzlich kann aber eigentlich jeder Körperteil betroffen sein. „Bei einer Schwäche des Herzens sinkt dessen Pumpleistung, wodurch der Blutdruck abfällt. Es entsteht ein Rückstau des Blutes vor dem Herzen. Dadurch erhöht sich der Druck in den Venen, so dass Blutplasma (Wasser) über die Blutbahn ins umliegende Bindegewebe gepresst wird. Ist die rechte Herzhälfte von der Schwäche betroffen, bildet sich die Wasseransammlung vorwiegend in den Unterschenkeln, Knöcheln Füssen oder im Bauchraum. Bei einer Insuffizienz der linken Herzhälfte ist die Lunge betroffen, so dass sich ein lebensgefährliches Lungenödem entwickeln kann. Die Symptome eines Lungenödems sind rasselnde Atemgeräusche, zunehmende Atemnot oder eine Blaufärbung der Lippen sowie der Haut. Hat sich Wasser in der Lunge angesammelt, ist eine sofortige therapeutische Behandlung erforderlich“, erklärt der Experte.
Wasser kann sogar zwischen Rippen- und Lungenfell eingelagert werden oder im Kopf entstehen. Wird aus den Venen Flüssigkeit in das Beingewebe gepresst, so können Thrombosen die Ursache sein.
Der Begriff Ödem stammt aus dem Griechischen: „Oidema" bedeutet Geschwulst oder Schwellung. Eine Ödembildung wird auch als Wassersucht bezeichnet.
Wassereinlagerungen (Ödeme) im Körper beschreiben eine Thematik, von der viele Menschen betroffen sind. An heißen Sommertagen kann auch die Hitze schon mal dazu führen, dass das Blut im Körper dickflüssiger wird, so dass die Beine schwer werden und auch die Füße leicht anschwellen. Bei dieser Art von Schwellung handelt es sich nicht um ein Ödem, denn sie verschwindet durch Kühlung ebenso schnell wie sie gekommen ist. Ob der Schwellungen tatsächlich um ein Ödem zugrunde liegt kann man selbst feststellen, indem man mit dem Finger auf den geschwollenen Bereich drückt. Ödeme hinterlassen eine sichtbare Delle, die sich nur langsam wieder zurückbildet. Langanhaltende Wassereinlagerung im Gewebe sind häufig auf eine Organschwäche zurückzuführen. Daher ist bei hartnäckiger Ödembildung eine therapeutische Abklärung mit entsprechender Behandlung dringend anzuraten.
Ebenfalls häufig tritt das Lymphödem auf. „Das ist eine Schwellung und zunehmende Verhärtung des Bindegewebes infolge einer Lymphabflussbehinderung. Oft tritt das Ödem an den Beinen auf. Lymphe ist eine wässrige Körperflüssigkeit. Sie leitet überschüssige Gewebeflüssigkeit in die Lymphgefäße ab. Ist dieser Abfluss behindert, kommt es zum Lymphödem.
Doch was kann man tun? „Medikamente werden in vielen Fällen eingesetzt. Sie entwässern den Körper.“ Eine dauerhafte Einnahme ist kritisch, denn: „Man muss aufpassen, dass es durch die Entwässerung nicht zu einem Mangel an Vitalstoffen kommt. Bei Lymphödemen werden oft keine Wassertabletten eingesetzt, denn die Lymphflüssigkeit ist sehr eiweißreich und das bindet Wasser, wie ich ja schon erklärte. Ein Therapieerfolg wird eher durch Lymphdrainage, Bewegungstherapie und Kompressionsbehandlung (Stützstrümpfe) erreicht.“
„Generell ist es schwierig, einem Zuviel an Wasser im Körper vorzubeugen. Einem Zuwenig beugt man durch regelmäßiges Trinken, mehr als zwei Liter am Tag, vor. Dem Zuviel kann man nur durch eine gesunde Lebensweise vorbeugen. Dazu gehören die Ernährung und die Bewegung. Wenig Alkohol, Salz und Eiweiß in Maßen (beides fördert die Wassereinlagerung) – das kann schon viel Positives bewirken.“

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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