Was ist nur aus Welper geworden? 400 Unterschriften über Zustand an Bürgermeister übergeben

Bei der Übergabe der 400 Unterschriften über die Zustände in Welper an den Bürgermeister und dem gut einstündigen Gespräch dazu waren mit dabei (v.l.) Beigeordnete Christine Freynik, Martina Kampmann, Ingrid Berkermann, Sylvia Zimmermann, Dirk Glaser und Gabriele von Scheidt. 
 Foto: Römer
  • Bei der Übergabe der 400 Unterschriften über die Zustände in Welper an den Bürgermeister und dem gut einstündigen Gespräch dazu waren mit dabei (v.l.) Beigeordnete Christine Freynik, Martina Kampmann, Ingrid Berkermann, Sylvia Zimmermann, Dirk Glaser und Gabriele von Scheidt.
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Nein, in Welper ist es nicht mehr schön. Das findet Wolfgang Hinzmann bei seinem Besuch in der STADTSPIEGEL-Redaktion genauso wie vier Damen aus dem Hattinger Stadtteil, die jetzt 400 Unterschriften bei Welperanern gesammelt und diese im Rathaus bei Bürgermeister Dirk Glaser im Beisein von Erster Beigeordneten Christine Freynick überreicht haben.

Gut eine Stunde Zeit nahm sich der Bürgermeister, um mit Gabriele von Scheidt, Ingrid Berkermann, Sylvia Zimmermann und Martina Kampmann über die Situation in Welper zu sprechen.
Verständnis gab es bei der Stadtspitze dafür, dass die vier Welperanerinnen sich ein sauberes, sicheres und gepflegtes Welper wünschen.
Doch leider ist das ihren Ausführungen nach nur blanke Theorie. So haben sich ihren Schilderungen nach Obdachlose ausgerechnet den Ortskern von Welper für Saufgelage ausgesucht. „Wir haben das Gespräch mit den Menschen gesucht“, erzählen sie, „uns versucht zu unterhalten. Vormittags war das ja noch einigermaßen möglich.“ Doch je später es wurde, desto unmöglicher dieser Versuch. Die Männer waren ob des Alkoholkonsums nicht mehr ansprechbar.
Gabriele von Scheidt: „Das Stadtbild von Welper wird durch diese Menschen in einer Art und Weise geprägt, die ich nicht möchte. Bei wärmerem Wetter saßen sie sogar mitten auf dem Bürgersteig, so dass man kaum vorbei kam.“Christine Freynick machte jedoch deutlich, dass der Stadt als Ordnungsbehörde eine Handhabe fehle: „Wir können nur eingreifen und ahnden, wenn gegen bestimmte Normen verstoßen wird.“
Das könnte vielleicht sogar schon in Bälde eintreten, denn laut der vier Welperanerinnen zögen diese Alkoholiker mittlerweile wieder in den Diepenbeck-Park mit Karren voller Bier.
Das wunderte den Bürgermeister doch sehr: „Ich war der Meinung, die Maßnahme im Park Diepenbeck haben gegriffen. Wir haben dort ja ein allgemeines Alkoholverbot erlassen. Falls jemand dagegen verstößt, muss die Polizei verständigt werden. Die hat dann eine Handhabe gegen die Leute.“

Obdachlose feiern Saufgelage auf der Thingstraße

Und er verwies darauf, dass solche Probleme wie jetzt in Welper auch phasenweise mehr oder weniger an anderen Stellen der Stadt aufträten: „Wir sind in ständigem Gespräch mit der Polizei – nicht nur für Welper. Auch unsere Ordnungsamt-Mitarbeiter haben den Auftrag, dort in unregelmäßigen Abständen nach dem Rechten zu sehen. Um mir selbst ein Bild zu machen, habe auch ich die Trinker dort versucht anzusprechen, was bis mittags noch einigermaßen möglich war.“
Einig sind sich alle am Konferenztisch, dass es am besten wäre, die Leute zu packen und wegzubringen. Allein das Wohin war die Frage, die niemand bislang beantworten konnte, obwohl die Stadt bereits nach alternativen Flächen gesucht habe.
Klar machen konnten Dirk Glaser und Christine Freynik, dass die Verwaltung bereits mit den Suchtexperten der Caritas in Kontakt stünde. Nach Meinung von Fachleuten sei auch ein Sozialarbeiter oder Streetworker nicht die beste Lösung genauso wenig wie das Abmontieren der dortigen Bänke, auf denen sich die Trinker aufhalten.
Und was wäre denn mit den vielen Leerständen in Welper, möchten die Damen wissen, ob da nichts zu machen sei? Dirk Glaser: „Die kommen nicht infrage. Denn welcher Hausbesitzer überlässt uns denn seinen leer stehenden Laden, damit wir obdachlose Trinker aus dem Stadtbild heraus haben?“
Sylvia Zimmermann brachte jetzt die Sauberkeit ins Gespräch: „Die Welperaner sind enttäuscht. Kein Politiker kümmert sich um unsere Sorgen – nur der Bürgermeister. Da wird immer von geforderter Eigeninitiative gesprochen und wenn wir Bürger etwas tun, dann wird das nicht honoriert. So hat uns schon lange am Eingang zum Park Diepenbeck von der Thingstraße aus gewurmt, dass dort seit gefühlten Ewigkeiten Baken den Weg versperren und den Anblick verschandeln. Da hat der in Welper sehr engagierte Wolfgang Hinzmann die Initiative ergriffen und alles an Unrat weggemacht. Und dann kam Solveig Holste, die Fachbereichsleiterin Stadtbetriebe und Tiefbau, und stellte sogar noch eine zweite Bake hin. Was hier gemacht worden sei, wäre ohne Absprache erfolgt und müsse nicht nur aufhören, sondern rückgängig gemacht werden. Die Treppe sei ein Sicherheitsrisiko.“
Auch der Friedhofsteil in Welper, wo die gefallenen Soldaten lägen, sei in einem katastrophalen Zustand. Die Bürger machten vor ihrer Haustür sauber, aber es seien auch andere gefordert wie die Stadt.

"In Köln dauern Genehmigungen ein Jahr, in Hattingen deutlich weniger"

Dirk Glaser erinnerte an die prekäre Finanzsituation der Stadt und den notwendigen Personalabbau: „Da dauern Genehmigungen bei uns eben lange, wobei wir von dem einen Jahr, das so etwas in Köln dauert, deutlich entfernt sind. Etwas selbst in die Hand zu nehmen als Bürger, das finde ich super. Aber das sollte vorher mit der Stadt abgesprochen werden. Ansonsten ist ein solches Engagement hochwillkommen, denn ohne kommen wir in unserer Situation nicht über die Runden.“
Als das Damen-Quartett aus dem ehemaligen Welperaner Gemeindeamt ein Bürgerzentrum machen und dazu Fördergelder über einen zu gründenden Förderverein abgreifen wollte, wurde Dirk Glaser energisch: „Was sollen wir mit einem zweiten Bürgerzentrum? Wir errichten doch gerade im Rahmen vom Stadtumbau West an der Diepenbeck am dortigen Jugendzentrum ein Bürgerzentrum. Ganz abgesehen davon, kann ich mir nicht vorstellen, dass so etwas überhaupt ein zweites Mal gefördert würde, ist ein Verfahren, um an Fördertöpfe heran zu kommen, ebenfalls sehr personalintensiv. Wir können nicht alles auf einmal machen, sondern eins nach dem anderen.“
In Sachen der Alkoholiker versprach Dirk Glaser allerdings, mit der Geschäftsführung von Netto zu sprechen, um dieser Klientel keinen Alkohol mehr zu verkaufen: „Es gibt für dieses Problem keine einfache Lösung, aber viele kleine Schritte dahin. Erwachsenen Menschen kann man nicht einfach vorschreiben, wo sie sich aufhalten. Aber man kann Gespräche führen mit der Caritas, Polizei und Ordnungsamt verstärkt dort Präsenz zeigen lassen, die Ladenbesitzer sensibilisieren, wem sie Alkohol verkaufen, denn sie können doch auch kein Interesse daran haben, dass das Umfeld ihres Geschäfts so leidet, dass dort niemand mehr hingeht. Vielleicht lässt sich auch regeln, dass Bäcker Baudach die Bänke mit in sein Café integriert und so die unerwünschten Personen fernhält.“

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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