Viktoria Labisch: Goodbye America
Abschiedsstimmung bei Viktoria Labisch. Die Hattinger Gymnasiastin hat fast ein Jahr lang bei Gasteltern nahe Atlanta/Georgia in den USA gelebt und immer wieder von ihrer Zeit dort im STADTSPIEGEL berichtet. Nun ist die Zeit (nahezu) vorbei und daher liest sich diesmal ihr Bericht ein wenig traurig...
von Viktoria Labisch
„Bei 36 Grad sitze ich auf der Terrasse in unserem Vorgarten, die Sonne scheint auf mein Gesicht.
Bald wird das hier alles Vergangenheit sein. Dann werde ich mich, im Gegensatz zu der Hitze in Georgia, im „kalten“ Deutschland befinden. Und je weniger Tage ich bis zu meinem Abflug aus den Vereinigten Staaten habe, desto klarer wird mir, dass das hier das vermutlich beste Jahr meines Lebens war.
Schwer vorstellbar und noch schwerer beschreibbar.
Andere Sprache, anderes Essen, andere Familie, andere Schule, andere Umgebung.
Und obwohl die Unterschiede zwischen dem „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ und „Good Old Germany“ am Anfang extrem unerwartet groß waren, habe ich mich schnell eingelebt. So gut, dass ich mich kaum noch an mein „Leben davor“ erinnern kann.
Ich hatte die beste Gastfamilie, die ich mir jemals hätte vorstellen können, bin viel gereist und habe Land und Leute besser kennengelernt.
Im Ausland zu leben ist jedoch nicht immer einfach und Deutschland „vertreten“ fällt nicht immer leicht. Wie kleiden sich deutsche Leute? Gibt es dort Handys? Wo liegt Deutschland? Feiert man dort Weihnachten? Fragen, die man oft mit einem Schmunzeln beantworten muss. Plakate von Dämonen mit deutscher Aufschrift im US-History-Unterricht zählen zum Alltag.
Vom Gegenteil überzeugen lassen sich die Amerikaner allerdings schnell. Und auch wenn die „Amis“ stark von ihrem eigenen Land eingenommen sind, zeigen sie sich doch mehr als interessiert an anderen Ländern und planen schon ihre nächsten Urlaube dorthin.
Genauso wie ich meinen nächsten Besuch in das Land, dem ich so viel zu verdanken habe. So kann ich mir ein Leben ohne Sonne, Hitze, unsere Hunde, Football, meinem Lieblingsrestaurant „Chick-fil-A“ und der ein oder anderen Kakerlake nicht mehr vorstellen.
Vor zehn Monaten kam ich in die USA, aus Interesse an der Sprache, an dem Leben im Ausland, an der anderen Kultur. Ich wollte die weite Welt kennenlernen, ein Abenteuer erleben.
Ich lag falsch.
Ich habe nur einen kleinen Teil der Welt kennengelernt, aber vor allem mich selber. An Abenteuern habe ich mehr als nur eins erlebt. Ich denke anders, sehe Dinge aus anderen Augen, nehme vieles lockerer.
Doch das, was ich tagtäglich gelernt habe, ist, dass es keinen Plan fürs Leben gibt. Denn während man mit den einem so wichtig zu scheinenden Dingen beschäftigt ist, verpasst man oft die kleinen Momente. Das Leben kommt unerwarteter als man denkt und man sollte jede Chance, jede Herausforderung nutzen.
Genau wie ich es gemacht habe. Eine Erfahrung, die ich nur jedem weiterempfehlen kann.
Und auch wenn ich noch nicht weiß, wie meine Geschichte weitergehen wird. Eines wird in meiner Zukunft immer Platz haben: meine neue Heimat, Amerika, eines dieser Traumländer.“
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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