Verständnis kommt von Verstehen
Wenn Menschen aus anderen Ländern den Weg nach Deutschland finden, fehlt es ihnen für eine notwendige Integration vor allem an Sprachkenntnissen. Der Jugendmigrationsdienst der Awo Ennepe-Ruhr kümmert sich im EN-Kreis um Migranten und deren Fragen zur schulischen und sozialen Integration. Unter anderem gibt es auch niederschwellige Sprachangebote für verschiedene Zielgruppen. Eine von ihnen sind Frauen, die gleichzeitig eine Kinderbetreuung benötigen. In Hattingen wurde ein solches Projekt realisiert und im Herbst startet ein zweiter Kurs.
„Wir haben hier eine wunderbare Vernetzung von der Awo mit der Stadt Hattingen und ehrenamtlichem Engagement“, berichtet Rita Nachtigall. „Direkt vor Ort, in der Werksstraße, wo die Frauen aus verschiedenen Ländern und Kulturen mit völlig unterschiedlichen Voraussetzungen für das Erlernen der deutschen Sprache leben, konnte der Kurs stattfinden. In enger Abstimmung mit der Stadt Hattingen wurde dies möglich. Gleichzeitig sorgten ehrenamtliche Kräfte vor Ort dafür, dass durch die zeitgleiche Kinderbetreuung die Mütter erste Schritte in der deutschen Sprache sicher und entspannt machen konnten. Dabei haben Annika und Regina Schlesies als Übungsleiterinnen und Dozentinnen vor allem Wert auf die praktischen Alltagserfahrungen Wert gelegt. Bei dem ersten Zugang zur deutschen Sprache geht es nicht nur um Grammatik, sondern um erstes Sprechen und Verstehen wichtiger Begriffe, die das Zurechtfinden im neuen Alltag erleichtern.“
Geflüchtete Frauen lernen in niederschwelligen Sprachkursen der Awo EN vor Ort Deutsch
Die Zielgruppe kann unterschiedlicher nicht sein: Manche Frauen haben schon große Probleme mit dem Schreiben, manche sind mit Buchstaben vertraut. Gemeinsam ist ihnen nur, dass sie aufgrund des noch nicht geklärten Aufenthaltsstatus keinen Anspruch auf einen Integrationskurs haben. Die niederschwelligen Angebote werden finanziell vom BAMF, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, gefördert. Sie finden in einem geschützten Rahmen – wie beispielsweise in Hattingen an der Werksstraße - statt, um bei den Frauen, die Zugangsbarrieren zu Bildungs- und Weiterbildungseinrichtungen haben, das Interesse zu wecken, Deutsch zu lernen. Die Kurse greifen Ressourcen und Kompetenzen der Frauen auf und unterstützen sie dabei, diese auszubauen und weiter zu entwickeln. Es werden zum Beispiel Hemmungen beim Sprechen abgebaut, insbesondere durch die Vermittlung der Alltagssprache in Verbindung mit Alltagsthemen der Frauen. So gibt es auch Kurse „Deutsch mit Nähen“ – Handwerkliches soll den Zugang zur deutschen Sprache erleichtern. Hierbei sind der Vertrauensaufbau, die lockere und freundliche Atmosphäre, Lernen mit Spaß und Übungen wichtige Voraussetzung zum Lernen und zur Motivation der Frauen.
In Hattingen bestand der Kurs aus 17 jeweils zweistündigen Einheiten und fand jetzt sein Ende mit einem gemütlichen Essen. Doch nach dem Kurs ist vor dem Kurs: Es wird weitergehen! Denn Integration und Verständnis sind nur über Verstehen möglich. Der Schlüssel dazu ist die deutsche Sprache.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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