The "Rocking" Jets, Hattinger Kultband der 60er, spielt Freitag für den guten Zweck - Beat-Ära wird lebendig

Das sind die "Rocking" Jets in der aktuellen Besetzung, in der sie auch am 16. September in Diergardts Kühler Grund auftreten werden: (v.l.) Hans-Werner Kulbarsch (Bass), Werner Schneider (Leadgitarre), Norbert Brückner (Keyboard), Peter Bachmann (Schlagzeug) und Ulrich Schilling-Strack (Gitarre). Der Kartenvorverkauf läuft bereits.  Foto: Kosjak
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  • Das sind die "Rocking" Jets in der aktuellen Besetzung, in der sie auch am 16. September in Diergardts Kühler Grund auftreten werden: (v.l.) Hans-Werner Kulbarsch (Bass), Werner Schneider (Leadgitarre), Norbert Brückner (Keyboard), Peter Bachmann (Schlagzeug) und Ulrich Schilling-Strack (Gitarre). Der Kartenvorverkauf läuft bereits. Foto: Kosjak
  • hochgeladen von Roland Römer

Die späten Fünfziger und erst recht dann die Sechziger Jahre: Zeiten des Umbruchs. Politisch durch die Studentenrevolte und die Hippie-Bewegung. Musikalisch sowieso: Rock‘n‘Roll und später die Beat-Musik. Mittendrin: eine junge Hattinger Band, „The Rocking Jets“.

Einer, der von Anfang an dabei war, ist Werner Schneider.
Während in Deutschland „Itsy bitsy teenie weenie Honolulu-Strand Bikini“ von Catarina Valente auf Platz eins der Hitparaden zu finden war, Conny Froboess von „Zwei kleinen Italienern“ schwärmte, Fred Bertelmann als „Der Lachende Vagabund“ unterwegs war und Peter Kraus sein „Hula Baby“ besang, hatten der Hattinger und seine Freunde am Gymnasium Waldstraße ganz andere musikalische Vorbilder: „Mit Cliff Richard und den Shadows fing das an bei uns. Also mit Hits wie Travellin’ Light, Living Doll oder Please Don’t Tease. Und Elvis und Chuck Berry. Später dann natürlich die Beatles und die Rolling Stones, aber auch die Hollies und The Fortunes. Wir liebten den Harmoniegesang und lieben ihn auch heute noch.“
Und warum dann nicht die „Beach Boys“, die selbigen doch in der damaligen populären Musik zu Perfektion und Begeisterung geführt haben?
Werner Schneider: „Ich war damals total auf England fixiert, hörte nach den Schule den Rest des Tages Radio Luxemburg oder auch sehr, sehr viel den englischen Sender BFBN, der später in BFBS umbenannt wurde. Die spielten die Hitparaden rauf und runter. Das war genau unsere Musik.“
Beim Hören sollte es aber nicht bleiben. Als gerade 16jähriger Teenager verabredete er auf dem Geburtstag eines Freundes mit dem späteren Schlagzeuger Peter Bachmann die Gründung einer Band. Werner Schneider hatte schon einige Erfahrung an der Gitarre. „Ein halbes Jahr lang“, erinnert er sich schmunzelnd, „hatte ich Gitarrenunterricht an der ,Zupfgitarre‘, wie das damals hieß. Aber Ländler und so, das war nicht meine Welt, nur langweilig.“
Da war der junge Werner froh, dass er einen älteren Schüler seiner Penne kannte, der ihm richtige „Rock-Gitarre“ beibringen konnte. Das war Werner Lukanek, später Gitarrenlehrer an der Essener Folkwangschule.
1963 war es schließlich, da schlug die Geburtsstunde von „The Rocking Jets“ – auf einer Klassenfahrt der Untersekunda des Gymnasiums Waldstraße. Dabei stießen nämlich zu Werner Schneider und Peter Bachmann ihre Mitschüler Hans-Werner Kulbarsch am Bass und Sänger Hans-Georg „Schorsch“ Lindner dazu. Komplett wurde das Quintett durch Gitarrist Friedel Müllenbach.

Drei Gitarren, drei Mikros und ein Verstärker

Ab da wurde anders Radio gehört, ab da ging es um Harmonien und Worte, welche die Pennäler heraushörten aus den Hits, die sie nachspielten wollten. Das klappte wohl ganz passabel, wenn auch mit viel Lautmalerei, denn den damaligen Hattinger Teenagern gefielen die „Rocking Jets“.
Die hatten sich nämlich inzwischen E-Gitarren besorgt und viel geübt. Wenn auch Drummer Peter Bachmann seine Snare auf einen Stuhl legen musste und ein umgebogener Notenständer für das Becken herhalten musste, so kamen die ersten beiden Songs „Peggy Sue“ und "My Bonnie“ beim ersten Auftritt beim in Hattingen legendären „Coca-Cola-Ball“ im ehemaligen Ev. Gemeindehaus (heute Ärztehaus und Rewe neben dem S-Bahnhof Mitte) super an.
„Star“ der Band – zumindest intern und hinter den Kulissen – war Friedel Müllenbach. Der hatte nämlich einen Verstärker gekauft. Über den „liefen“ neben drei Gesangsmikrofonen auch die drei Gitarren.
1964 und 1965 ging es richtig ab für „The Rocking Jets“. Da spielten die Jungs regelmäßig auf den Coca-Cola-Bällen, aber auch an den Wochenenden in den damaligen „Beat“-Gaststätten Glocke und Kirchmeier und im Bahnhof Stadtwald bei „Sacki“ an der Grünstraße. Außerdem machten die Hattinger den zweiten Platz beim großen Ruhrgebiets-Beat-Wettbewerb in Duisburg. Darauf folgten über Hattingen hinaus Gigs in Wuppertal, Gladbeck und anderen Ruhrgebietsstädten und auch im Bochumer „Star-Club“. In dieser Zeit war es, als „The Rocking Jets“ den Grundstein für ihren Ruf als legendäre Hattinger Kult-Band legten. Manchmal, erzählt Werner Schneider heute lachend, auch unter Zuhilfenahme von „Biko“, billigem Korn, gegen das Lampenfieber.
1966 war ein weiterer Wendepunkt in der Bandgeschichte. Schorsch Lindner verließ die Gruppe. Dafür stiegen Petra Thiel und Karin Frauenheim als Sängerinnen ein. Mit „Rubber Soul plus 2“ kam auch ein neuer Bandname und Stücke von den Mamas und Papas oder Sonny & Cher rückten ins Programm, dem damaligen Zeitgeschmack angepasst. Bernd Markendorf kam für zwei Jahre als Sänger dazu und in einem eigenen Bandbus ging es auf Tour durchs Ruhrgebiet.
1971 dann der Bruch: Diskotheken liefen Livebands den Rang in der Beliebtheit ab. Und die Musiker waren inzwischen ja auch älter geworden. Der Beruf ließ bei fast allen keinen buchstäblichen Spielraum. Das Aus für die einstige Kult-Band „The Rocking Jets“. Nur Werner Schneider, inzwischen Zahnarzt in Hattingen, blieb der Musik treu, spielte lange Solo-Gitarre bei der Shadows-Revival-Band.
2010 kam und damit ein ereignisreiches Jahr für „The Rocking Jets“. Ulrich Schilling-Strack war schon als Schüler Fan der Band, hatte sogar schon das ein oder andere Mal als Gitarrist aushelfen dürfen. Jetzt feierte er einen runden Geburtstag und lud die verbliebenen Mitglieder von „The Rocking Jets“ für ein Revival-Konzert ein, bei dem er selbst mitspielte.
Das war die Wiedergeburt der legendären Band, in der ab sofort neben Werner Schneider, Peter Bachmann und Hans-Werner Kulbarsch Ulrich Schilling-Strack ebenfalls festes Band-Mitglied wurde. Auch vom Alter her jüngster Zuwachs bei „The Rocking Jets“ ist in diesem Jahr Norbert Brückner an den Keyboards, in der Hattinger Musik-Szene ebenfalls alles andere als ein unbeschriebenes Blatt.

"Rocking" nur noch in Gänsefüßchen

„Inzwischen allerdings schreiben wir das Rocking in unserem Bandnamen nur noch in Anführungszeichen“, merkt Werner Schneider bezogen aufs Alter der Akteure augenzwinkernd an.
Denn dass ihre Musik nicht nur zeitlos ist, sondern auch nach wie vor musikalisch überzeugt, davon können sich ehemalige, neugierige und neue Fans von The „Rocking“ Jets am Freitag, 16. September, ab 19 Uhr überzeugen. In „Diergardts Kühler Grund“ treten sie zu Gunsten von „Menschenskinder“ auf, einer Elterninitiative für Kinder mit Behinderung. Der Vorverkauf läuft. Im Eintritt von 20 Euro sind Flammkuchen, Gulaschsuppe und Pulled Pork inbegriffen. The „Rocking“ Jets und die Hits der Fünfziger und Sechziger Jahre gibt‘s obendrauf.

Das sind die "Rocking" Jets in der aktuellen Besetzung, in der sie auch am 16. September in Diergardts Kühler Grund auftreten werden: (v.l.) Hans-Werner Kulbarsch (Bass), Werner Schneider (Leadgitarre), Norbert Brückner (Keyboard), Peter Bachmann (Schlagzeug) und Ulrich Schilling-Strack (Gitarre). Der Kartenvorverkauf läuft bereits.  Foto: Kosjak
Die Ur-Besetzung von "The Rocking Jets" in den 60ern: (v.l.) Hans-Werner Kulbarsch, Friedel Müllenbach, Werner Schneider, Peter Bachmann und Hans-Georg "Schorsch" Lindner.  Foto: privat
Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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