Stadt Hattingen erstattet nach ABC-Einsatz in der Innenstadt Strafanzeige

alle Fotos: Römer
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"Die Stadt wird Strafanzeige wegen Siegelbruchs erstatten. Nach dem Feuerwehreinsatz am Mittwoch wurde das Gebäude August-Bebel-Straße 8 durch die Abteilung Ordnung und Sicherheit der Stadt versiegelt. Alle Türen wurden mit einem Klebesiegel mit entsprechenden Hinweisen versehen. Am Morgen des Donnerstags waren alle Siegel gebrochen, die Türen standen auf, viele Fenster waren zum Lüften geöffnet. Somit war ein erhoffter Nachweis des Reizstoffes, der am Mittwoch den größten Einsatz von Rettungskräften in der Geschichte Hattingens ausgelöst hatte, nicht möglich", so der Hattinger Pressesprecher Thomas Griesohn-Pflieger, der weitere Ermittlungen in dieser Angelegenheit ankündigte.

Inzwischen war in dem betroffenen Gebäude ein Sachverständiger für Raumluft und Arbeitsplatzhygiene. Er soll die Situation vor Ort einschätzen. Außerdem sollen Gespräche mit dem Staatlichen Amt für Arbeitsschutz weitere Erkenntnisse bringen.

Der Sachverständige hat am Freitag seine Untersuchungen abgeschlossen. Thomas Griesohn-Pflieger: "Proben der Raumluft aus verschiedenen Etagen werden jetzt im Labor analysiert. Mit Ergebnissen ist erst in der nächsten Woche zu rechnen."

Das Gebäude kann inzwischen wieder uneingeschränkt genutzt werden. Die beiden unteren Etagen des Gebäudes sind bereits am Donnerstag wieder frei gegeben worden. So konnte in den dort befindlichen Arztpraxen die Arbeit wieder aufgenommen werden. Beschwerden von den dort sich aufhaltenden Menschen wurden bislang nicht gemeldet. Die beiden Etagen haben eine eigene Belüftung.
Die Etagen drei bis fünf blieben bis Freitagvormittag für den Sachverständigen gesperrt.

Siegelbruch sorgt für Strafanzeige der Stadt

Und das war überhaupt geschehen und versetzte nahezu ganz Hattingen verständlicherweise in hellste Aufregung:
Mittwochmittag, 15. Juli, an der August-Bebel-Straße: ein Großaufgebot an Polizei, Feuerwehr und Rettungsmannschaften. Der Grund: Die Hattinger ambulante Rehabilitationsklinik „Ortho-Mobile“ meldete verdächtigen Gas-Geruch.

Feuerwehr-Pressesprecher Jens Herkströter: „Zwei Patienten klagten zudem über Atemwegsreizungen. Dadurch bestand zunächst ein Anfangsverdacht auf den Austritt von Chlorgas. Daher evakuierten wir sofort die rund 80 Personen, die sich im Gebäude aufhielten. Der Verdacht auf Chlorgas bestätigte sich nach einer Begehung durch unsere Fachkräfte in Spezialanzügen aber zum Glück nicht. Wir suchen weiter nach dem Grund für die Geruchsbelästigung und ob es sich um einen Gefahrstoff handelt.“

Gleichzeitig wurde die August-Bebel-Straße abgesperrt, der Verkehr weiträumig umgeleitet. Hubschrauber kreisten über der Stadt. Zudem erfolgte die Alarmierung sämtlicher Rettungskräfte des Ennepe-Ruhr-Kreises. „Das ist unsere Routine in solchen Fällen der Gefahrstoffabwehr“, erläuterte Jens Herkströter.

Der gesamte Parkplatz am Bunker diente einer wahren Armada an Rettungs- und Notarztwagen als vorläufiger Einsatzstandort, weitere Fahrzeuge standen auf der gesperrten August-Bebel-Straße. Insgesamt boten hier fünf Rettungswagen, mehrere Notarzt-Fahrzeug, sieben Löschfahrzeuge, zwei Leiterwagen, drei Abroll-Container mit spezieller Ausrüstung, unzählige Polizei-Fahrzeuge, Polizisten, Feuerwehrleute, Rettungskräfte, Notärzte, Mitarbeiter des städtischen Ordnungsdienstes, evakuierte Patienten und Personal innerhalb sowie eine ganze Anzahl an Schaulustigen außerhalb des mit Flatterband abgesperrten Bereichs rund um „Ortho-Mobile“ ein geordnetes Chaos.

Patienten in die Turnhalle Roonstraße evakuiert

Später kam neben weiteren Einsatzfahrzeugen beispielsweise zur Verpflegung der Einsatzkräfte und Evakuierten noch ein großer Bus dazu. Damit wurden die Evakuierten ­- darunter auch frisch Operierte, die zwischenzeitlich immer von den Notärzten vor Ort in den Rettungswagen betreut worden waren – zur Turnhalle an die Roonstraße gebracht. Dort konnten sie in Ruhe besser versorgt und betreut werden.

Ansonsten bot sich den Schaulustigen nicht viel. Das meinte auch Feuerwehrsprecher Jens Herkströter: „Eigentlich ist es hier draußen unspektakulär. Das eigentliche Geschehen spielt sich im Innern des Gebäudes ab.“

Neue Erkenntnisse um 15 Uhr

Inzwischen hat die Feuerwehr zu einer kleinen Presserunde geladen. Darin war zu erfahren, dass Zahlen nach oben zu korrigieren sind. Feuerwehr-Sprecher Jens Herkströter: "Der Alarm erreichte die Hattinger Feuerwehr um 12 Uhr. Knapp zehn Minuten später waren wir bereits vor Ort. Später erhöhte sich die Zahl der beteiligten Einsatzkräfte auf bis zu 150 Personen. Insgesamt mussten aus dem betroffenen Gebäude der ambulanten Klinik rund 200 Personen evakuiert werden. Sieben Personen davon wurden direkt in umliegende Krankenhäuser gebracht. das jedoch hatte nichts mit dem Gefahrstoffeinsatz zu tun, sondern war wegen ihres Allgemeinzustands erforderlich. Nach unseren Messungen im Gebäudeinnern konnten wir bislang kein Chlor feststellen, können aber jetzt sagen, dass in den Außenbereich kein Gefahrstoff gelangt ist. Die Geruchsbelästigung ist ausschließlich im Gebäude festzustellen. Ausgelöst worden war der klassische ABC-Alarm, übrigens eine der größten Einsatzlagen, die wir in Hattingen überhaupt jemals hatten, wegen der besonderen Örtlichkeit. In dem Klinikgebäude befinden sich mehrere Arztpraxen und auch ein Schwimmbad. Dadurch auch der Anfangsverdacht auf Chlorgas."

Einsatzende um 17.20 Uhr
Einsatzende war um 17.20 Uhr für die Feuerwehr. Sprecher Jens Herkströter: "Mit unseren Mitteln haben wir keine Ursache in dem Gebäude finden können. Daher haben wir die Einsatzstelle um 17.20 Uhr dem Ordnungsamt der Stadt Hattingen übergeben und uns zurück gezogen."
Kosten für die ambulante Klinik fallen laut Jens Herkströter nach jetzigem Wissensstand für den umfangreichen Einsatz von Polizei und Rettungskräften nicht an: "Man musste unter diesen Umständen von einer Gefahrstoffquelle ausgehen."

So geht es am heutigen Donnerstag weiter

Nachdem die Feuerwehr offiziell ihren Einsatz an der ambulanten Rehaklinik in der Innenstadt Hattingen beendet hat, liegt die weitere "behördliche" Bearbeitung in den Händen des Fachbereichs Bürgerservice, Rechts-und Ordnungsangelegenheiten der Stadt Hattingen.

"Das Gebäude ist nach wie vor gesperrt, da wir eine Gefährdung von Personen nicht ausschließen können", so Ralf Weber, Abteilungsleiter öffentliche Sicherheit und Ordnung. Im Moment steht die Klimaanlage des Gebäudes im Mittelpunkt der Überlegungen von Hausverwaltung und städtischem Ordnungsdienst. Ein Sachverständiger für Raumluft und Arbeitsplatzhygiene soll im Laufe des Vormittags die Situation vor Ort einschätzen. Außerdem sollen Gespräche mit dem Staatlichen Amt für Arbeitsschutz weitere Erkenntnisse bringen.

Sobald neue Erkenntnisse vorliegen, wird der Lokalkompass darüber aktuell berichten.

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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