Serie "Hinter den Kulissen": Eintauchen in die Welt von Heike Siever
(von Minou Wallesch)
Ein lautes Platschen und ein „Stopp! Es wird nicht vom Beckenrand gesprungen!!!“ Man kennt sie, die vor allem für die jüngere Generation lästigen Zwischenrufe der Bademeister im Freibad...
Längere Gespräche führen die wenigsten mit ihnen. Im jeweiligen Freibad des Vertrauens geht es um Badespaß. Der Bademeister bleibt meist außer acht. Für mich hat sich das an einem sehr sonnigen Morgen geändert. „Sonnig“ ist ziemlich ungewöhnlich für unseren Sommer – aber passend für meinen Freibadbesuch.
Erste Lektion: Der Bademeister. Heike Siever (43), die mich durchs Freibad Welper führt, muss mich über einen weit verbreiteten Irrtum aufklären. Sie ist nämlich keine „Bademeisterin“, sondern eine „Schwimmmeisterin“. Fachlich korrekt bezeichnet man als Bademeister nämlich nur Menschen, die sich um medizinische Angelegenheiten in einem Bad kümmern. Also zum Beispiel um Massagen oder Moorbäder, die nicht zu den Aufgaben von Heike Siever gehören, wie ich erfahre. Sie tut das, was man irrtümlich zu den Aufgaben eines Bademeisters zählt – aufpassen, und wenn es sein muss auch retten.
Lektion Nummer zwei ist: Auf Badegäste aufpassen und ab und zu mal ein Schwimmabzeichen abnehmen sind nicht die einzigen Aufgaben eines Schwimmmeisters. Gerade das macht Heike Siever Spaß an ihrem Job. „Es ist eine abwechslungsreiche Tätigkeit, die viele verschiedene Berufsfelder in sich vereint. Man hat viel mit Menschen zu tun.“
Auch in technischen Dingen muss sie sich gut auskennen. Täglich kümmert sie sich um die Anlage „hinter den Kulissen“. Warten, Störungen beheben – alles dabei. „Wenn etwas kaputt geht, versuchen wir zuerst immer es selbst zu reparieren“, verrät mir Heike Siever. Ein gutes Beispiel dafür, dass Frauen und Technik eben doch zusammenpassen.
Man wird sie aber auch mal – fernab vom Wasserbecken – in der Grünanlage antreffen können. Ein grüner Daumen ist nämlich ebenfalls gefragt. Denn die Gartenarbeit wird ebenfalls von den insgesamt sechs Schwimmmeistern erledigt.
Das Team ist nicht nur für das Freibad in Welper zuständig. Es betreut auch das Hallenbad in Holthausen. „Schön ist, nicht nur an einem Ort zu arbeiten. Der Austausch mit dem Hallenbad Holthausen, macht meinen Beruf noch abwechslungsreicher“, so Heike Siever.
Auch im Herzen eines Freibades dreht sich alles um Pumpen. Zwei Räume beinhalten die ganze Technik. Der eine beinhaltet die Chlor-Anlage und das Überlaufbecken. Alles Wasser, das über den Beckenrand hinausschwappt, kommt hier hin. In einem Becken wird das Wasser durch einen Filter von Blättern und Dreck gesäubert und dann mit Chlor versetzt.
Der zweite Raum ist mit sehr vielen Rohren gefüllt. Die würden aber nicht ohne das Wichtigste in diesem Raum funktionieren: die zentrale Steuerungsfläche des Freibades. Von diesem System aus werden die Pumpenaktivitäten der einzelnen Becken koordiniert. Bei wenig Betrieb, so wie heute Morgen, laufen die Pumpen nur auf halber Kraft. Hier wird auch für die angenehmen 24 Grad Wassertemperatur gesorgt. Außerdem können Störungen und Fehler der gesamten technischen Anlage erkannt und behoben werden.
Dritte Lektion: Unser Freibad in Welper ist umweltfreundlich. Zumindest wenn das Wetter stimmt. Wenn die Sonne ausreichend scheint, wird das Beheizen der Becken von der Solaranlage übernommen. Diese befindet sich seit Mitte der 90er Jahre auf dem Dach der Gesamtschule Welper. Bei genügend Sonne kann die Heizungsanlage komplett ausgeschaltet werden. Die Solaranlage übernimmt dann die vollen 100 Prozent. „Nach drei Jahren hat sich die Anschaffung schon rentiert“, so Bäderleiter Marc Wilczynski (38).
Die Wasserproben werden von Schwimmmeisterin Heike Siever genommen. Es werden der pH-Wert und der Chlorgehalt des Wassers gemessen. Dafür gibt es ein Gerät, das diese Messungen vornimmt. Heike Siever muss dann nur noch ablesen, ob alles so ist, wie es sein soll.
Abschließend eine letzte Lektion: Im Winter wird das Wasser nicht etwa abgelassen. „Die Becken werden mit Wasser überwintert. Das verhindert Frostschäden.“ Zu Saisonbeginn muss das Wasser dann allerdings komplett gewechselt werden. „Wenn man nach dem Winter den Boden sieht, will da keiner rein“, sagt Heike Siever. Verständlich. Ist ja auch kein Naturbad, unser Freibad Welper.
Information:
Ein Schwimmmeister passt nicht nur auf. Eine dreieinhalbjährige Ausbildung qualifiziert in den Bereichen Erste Hilfe, Schwimmunterricht, Technik und Animation.
Eine Meisterschule, kann anschließend besucht werden. Dort lassen sich die technischen Fertigkeiten verbessern. Vor allem wird man dort auf Führungskompetenzen hin, also im Bereich Management, und Buchhaltung ausgebildet.
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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