SCO-Sommerfest endet für junge Leute vor Gericht
Randale auf dem Sommerfest des SC Obersprockhövel im Sommer letzten Jahres: Ein Mann wurde von einem anderen Mann niedergeschlagen und erlitt Verletzungen. Wie es genau dazu kam, erzählen Angeklagter und Opfer allerdings unterschiedlich.
Über die Eckdaten herrscht allerdings Einigkeit. Man war zum Fest in das Zelt gekommen, wie so oft. Sprockhövel ist klein, man kennt sich und trifft dort viele Bekannte.
Von mehreren Zeugen beobachtet und auch vom Angeklagten (28) so ausgesagt, ist ein verbaler Streit zwischen dem späteren Opfer und seiner Freundin. Die beiden, heute übrigens verheiratet, waren mit der Schwester der jungen Frau vor Ort. Alkohol floss reichlich. Auch das haben mehrere Zeugen gesehen.
Die junge Frau, nach Aussagen gut alkoholisiert, sucht vor ihrem Freund das Weite und läuft auf die Tanzfläche. Er läuft hinterher, lautstark, wie Zeugen berichten. Als Dritte im Bunde ihre Schwester, die angibt, sich Sorgen gemacht zu haben.
Die Freundin, bitterlich weinend, fällt mittlerweile auf der Tanzfläche einer anderen Bekannten in die Arme und will sich ausheulen. Als ihr ebenfalls alkoholisierter Freund (Blutalkoholgehalt 1,8 Promille) sie schließlich erreicht und mit ihr reden will, stößt sie ihn weg. Die bis dahin unbeteiligte Bekannte will vermitteln und gerät plötzlich selbst in den Streit. Sie wird angeschrieen vom Freund der Bekannten und als sie sich abwenden will, an der Schulter zurückgerissen.
Dann geht alles sehr schnell. Mehrere Zeugen und auch die junge Frau selbst erwarten einen Schlag des Freundes in ihr Gesicht. Und einen Schlag gibt es auch, doch von einem bis dahin völlig Unbeteiligten. Der Freund der jungen Frau, die nur vermitteln wollte, taucht plötzlich auf, sieht die Auseinandersetzung, in der auch seine Freundin eine Rolle spielt und schlägt blitzschnell den Freund der Bekannten zu Boden. Mehrere Zeugen haben den Schlag gesehen. Der Mann geht sofort zu Boden und wird bewusstlos, weil er mit dem Kopf auf den Steinboden aufschlägt.
Der Angeklagte gibt vor Gericht an, er habe sofort seine Freundin an die Hand genommen und die Veranstaltung umgehend verlassen. Er habe zwar noch gesehen, dass der Mann zu Boden gegangen sei, von den Verletzungen selbst aber nichts mehr mitbekommen. Er habe nur seine Freundin retten wollen und man sei sofort nach Hause gefahren. Hinzu komme, dass seine Freundin seit ihrer Geburt an einer Kopfverletzung leide, die ihr besondere Vorsicht abverlangen würde. Da habe er sich im Gerangel große Sorgen gemacht.
Details erfährt der Angeklagte erst einige Zeit später, als die Polizei bei ihm klingelt. Da habe er bewusst realisiert, welche Verletzungen am Kopf und am Ellbogen es bei dem Opfer gegeben habe. Dies tue ihm auch leid.
Das Opfer, welches zugleich als Nebenkläger auftritt, schildert den Vorfall etwas anders. Einigkeit herrscht über den verbalen Streit mit der Freundin. Auch sei diese auf die Tanzfläche gelaufen, doch sei die Freundin des Angeklagten in das Geschehen nicht involviert gewesen.
Er habe, so der Nebenkläger, die Vermutung, der Angeklagte habe den Streit mitbekommen und geglaubt, die Frau schützen zu müssen und sei deshalb sofort auf ihn losgegangen. Die fast wortgleichen Aussagen des Angeklagten und einiger Zeugen lassen in dem Anwalt der Nebenklage den Verdacht aufkommen, hier habe es vor Prozessbeginn Absprachen gegeben. Auch aus diesem Grund will er unbedingt zwei entschuldigte Zeugen hören, worunter sich auch die damalige Freundin und heutige Ehefrau des Opfers befindet.
Am Montag, 13. August, 9 Uhr, wird die Hauptverhandlung in öffentlicher Sitzung fortgesetzt. Dann werden die restlichen Zeugen verhört.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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