Schwerer Verzicht auf Gummibärchen: Der steinige Weg durch gute Vorsätze und Absichtserklärungen

Johanna (10), Mayra (9), Annine (10), Sina (9), Selina (10), Kathleen (9), Greta (9) und Sophie (10) haben auf lila Blättern notiert, worauf sie verzichten wollen.  Foto: Kamphorst
  • Johanna (10), Mayra (9), Annine (10), Sina (9), Selina (10), Kathleen (9), Greta (9) und Sophie (10) haben auf lila Blättern notiert, worauf sie verzichten wollen. Foto: Kamphorst
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(von Cay Kamphorst)

Nach den „tollen Tagen“ begann für die Kirche am Aschermittwoch die Fastenzeit. Ein wichtiges Thema für die Schüler der Katholischen Weiltor-Grundschule St. Franziskus. Der STADTSPIEGEL nahm an einer Unterrichtsstunde der vierten Klassen teil.

Der Religionsunterricht beginnt regelmäßig mit einem kirchlichen Lied, das gemeinsam gesungen und von Lehrerin Christiane Kater auf der Gitarre begleitet wird.
Das derzeitige Thema ist die Fastenzeit. Auf dem Boden liegen Tücher in Form eines Weges, auf denen Kieselsteine zu sehen sind. Der Weg steht für Beginn und Ende der Fastenzeit. Die Kinder wissen sehr gut über die kirchliche Bedeutung dieser Zeit Bescheid: Vierzig Tage zog Jesus sich in die Wüste zurück, bevor er in Jerusalem einzog. Wer allerdings den Kalender zur Hand nimmt und genau nachrechnet, stellt fest, dass es von Aschermittwoch bis Karsamstag mehr als vierzig Tage sind – naja.
Gefastet wird von Montag bis Samstag, der Sonntag wird als „Atempause in der Fastenzeit“ gesehen, an dem man sich ruhig einmal „etwas gönnen“ darf. Fastenzeit bedeutet für die Kirchen nämlich nicht, dass man an Körpergewicht verlieren soll, sondern der Verzicht auf besonders liebgewonnene Gewohnheiten.
Das fällt nicht jedem Gläubigen gleich leicht. Auch die Schülerinnen der vierten Klassen der Katholischen Weiltorschule haben das schon erfahren. So wird – trotz guter Vorsätze – doch hin und wieder ein Gummibärchen oder ein Stück Schokolade genascht. Aber der Wille ist da und das ist schon mehr, als manch erwachsener Gläubiger schafft.
Sie haben durchaus konkrete Vorstellungen darüber, worauf sie verzichten könnten. Doch nicht alle Kinder nehmen die Fastenzeit als solche ernst. Auch in den einzelnen Familien wird das Fasten nur mäßig eingehalten. Versuchen die Kinder noch größtenteils, ihre guten Vorsätze umzusetzen, so fällt das durchaus schwer, wenn die Familie nicht mitzieht.
Elena (10) ist froh, dass sie nicht alleine verzichten muss: „Mama und ich essen keine Süßigkeiten. Aber Mama ist Diabetikerin und darf grundsätzlich nur wenig Süßes essen.“ Auch Mayra (9) wird von ihrer Mutter unterstützt. Beide wollen für die nächsten 40 Tage auf Leckereien in ihrem Speiseplan verzichten. Jodie (10) hat sich vorgenommen: „Ich will mich nicht mehr mit meiner Schwester streiten und ich verzichte auf Süßigkeiten.“ Ebenso möchte Jule (10) keine Streitereien mehr zwischen ihr und ihrer Cousine und auch Schokolade erst wieder ab Ostern naschen.
Auf Süßigkeiten zu verzichten war eine der größten Anregungen der Mädchen. Hinzu kamen Vorschläge zum Verzicht auf Nintendo, Computer und Fernsehen. Ganz beliebt war, auf Schule und Hausaufgaben zu verzichten, doch das umzusetzen erweist sich dann doch als recht schwer.
Einige Kinder haben eher gute Vorsätze zum Ziel und weniger den Verzicht auf materielle Dinge. Selina (10): „Ich werde mehr mit meinem Hund spielen, anstatt Fernsehen zu schauen.“ Gute Vorsätze haben auch Kathi, Mayra, Lea und Sophie. Sie wollen den Eltern mehr helfen, ihre Zimmer aufräumen und die Tiergehege reinigen.
Fasten muss also nicht unbedingt Verzicht bedeuten. Es kann vielmehr auch heißen, Dinge zu tun, die man sonst nicht so gerne macht.
Am Aschermittwoch erhielten die Kinder im Schulgottesdienst ein Aschekreuz auf die Stirn. Auch dieser Bedeutung sind sie sich bewusst. „Vor einem Jahr am Palmsonntag wurde ein Buchsbaumstrauch gesegnet und heute wird er verbrannt, die Asche vom Priester gesegnet und den Gläubigen zum Zeichen, dass sie bereit sind zu Buße und Umkehr, als Kreuz auf die Stirn gezeichnet.“
Buße und Umkehr werden von der Kirche mit der Farbe lila symbolisiert. Während der Passionszeit werden die Kirchen mit lila Tüchern geschmückt. Sina (9) weiß: „Karfreitag ist die Kirche ungeschmückt und kahl, das ewige Licht, das sonst immer an ist, ist an diesem Tag erloschen. Es wird an den Tod Jesu gedacht.“
Und woher hat der Gründonnerstag seinen Namen? An diesem Tag hielt Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl, bevor er am Karfreitag gekreuzigt wurde. „Grün“ hat sich in diesem Fall aus dem alten Wort „greinen“, das heißt weinen, abgeleitet.
Lehrerin Christiane Kater verrät: „Ich liebe Gummibärchen über alles, aber in der Fastenzeit werde ich darauf verzichten. Auch sonntags. Weiter will ich die Fastenzeit nutzen, um persönliche Dinge wieder ins Lot zu bringen.“ Kollegin Eva Lasar wird auf ihr gelegentliches Glas Wein verzichten und auch sonst dem Alkohol entsagen, erst recht auf Feiern.
Die Kinder der Weiltorschule üben sich in Verzicht und guten Taten, um sich auf Wesentliches zu besinnen. Sie haben vor, mehr mit der Familie zu unternehmen und sich viel zu bewegen. Vorsätze, die sich manch Erwachsener nicht nur während der Fastenzeit ebenfalls zu Herzen nehmen sollte...

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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