Schulgeld-Sponsoren für Tansania gesucht

Ezekiel Simbeye und sein „Baba“ Pfarrer i. R. Reinhold Sander | Foto: Foto: privat
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  • Ezekiel Simbeye und sein „Baba“ Pfarrer i. R. Reinhold Sander
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Von Reinhold Sander. Ezekiel ist 26 Jahre alt, begeisterter Chorsänger und Tänzer. Er wohnt in Kimara am Rande der Stadt Dar es Salaam, Tansania. Dort teilt er sich einen Raum von rund 15 m² mit einem anderen Jungen. Das ist fast zu wenig Platz zum Leben – ein Bett für zwei und ein Schreibtisch. Mehr passt da nicht hinein. Die Toilette ist irgendwo außerhalb hinter dem Haus. Ezekiel hat seinen Vater nie kennen gelernt, seine Mutter wohnt weit im Norden des Landes. Er sorgt nicht nur für sich selbst, sondern auch noch für seine kleine Schwester Rebekka. Ezekiel möchte Jura studieren und Anwalt werden – ein Anwalt für die Schwachen und Armen.
Ezekiel geht noch zur Schule. Das kostet Geld. Aber da hat er es seit einigen Jahren ein bisschen leichter als andere. Er muss nur noch dafür sorgen, dass er seinen täglichen Bedarf finanziert, und deshalb jobbt er in einem Friseursalon. Das Schulgeld für ihn (und auch für Rebekka) bezahlt FSEHCT (Fund to Support Education and Healthcare for Children in Tanzania).
Dieser Fonds fördert vor allem die Schulausbildung von Kindern aus Tansania. „Wir haben uns das Ziel gesetzt, Kindern und Jugendlichen aus sozial und gesellschaftlich benachteiligten Schichten in Tansania eine Schulausbildung oder Berufsausbildung zu ermöglichen“, heißt es auf der Website. FSEHCT arbeitet dabei in zwei Sektionen: „In Deutschland werden Sponsoren gesucht, die die Patenschaft für ein Kind übernehmen und dessen Schulgeld finanzieren. Die tansanischen Partner übernehmen die Auswahl der Kinder, die Unterstützung bedürfen.“ Die meisten der geförderten Kinder sind Voll- und Halbweisen. Mädchen werden bevorzugt gefördert. Aktuell besuchen 83 Kinder und Jugendliche durch die Hilfe von FSEHCT die Schule.
Im Oktober war wieder eine Delegation von FSEHCT in Tansania. Unter der Leitung der FSEHCT-Initiatoren Pfarrer Ralf Radix und Ulrike Radix-Branscheidt besuchten Sponsoren ihre Patenkinder und die Schulen, um sich an Ort und Stelle über die konkreten Erfolge ihrer Mühen zu informieren. Sie und weitere 18 Reisende wurden mit überschwänglicher Herzlichkeit von den Kindern und (Pflege-)Eltern empfangen.
Aus der Evangelischen Kirchengemeinde Bredenscheid-Stüter waren diesmal Presbyterin Sabine Eschner und Pfarrer i.R. Reinhold Sander dabei. Die Bredenscheider Kirche ist in das FSEHCT-Projekt eingestiegen, unter anderem um das Projekt auf deutscher Seite durchschaubar zu halten. Es unterliegt nämlich damit der Rechnungsprüfung der Evangelischen Kirchen von Westfalen. Die Sektion Tansania wird ihrerseits von staatlichen Stellen überprüft. Sie wird dort als NGO (Non Government Organisation) strengen Kriterien unterworfen.
Die Reise führte zunächst in den Norden des Landes nach Arusha. Dort befindet sich die „Wiege der Menschheit“, der Ngorongoro-Krater – ein Vulkankrater von unglaublicher Weite. Und mitten darin die vielfältige Tierwelt mit Zebras, Gnus, Antilopen und deren „Feinden“, den Löwen, Geparden und Hyänen. Angeblich sollen hier die ältesten menschlichen Überreste gefunden worden sein. Und dann der Serengeti-Nationalpark, den Vater und Sohn Grzimek für die Nachwelt gerettet haben – längst auch für die Regierung von Tansania ein Prestige-Objekt. Nachts in den Zelten hört man die Laute der Raubtiere und ihrer Opfer, und jedes Geräusch in der Nähe der Zeltbahnen erzeugt Gänsehaut. Nach der touristischen Fotosafari ging es weiter zum Natronsee in der Nachbarschaft des aktiven Vulkans Ol Doinyo Lengai, des heiligen Bergs der Massai. Der See ist ein Salzsee. Tausende von Flamingos umgeben ihn mit einem rosa Saum.
Die Arbeit der Delegation bestand darin, mit den Schulen und den geförderten Schülern Kontakt zu halten. Begegnungen haben sich als unersetzbare Möglichkeit erwiesen, persönliche Beziehungen zu knüpfen. Die Verantwortung füreinander verliert dabei den Druck bloßer Pflichterfüllung. Einander beschenken zu wollen, wird zur Freude. Und die Sponsoren werden nicht als die Geber empfangen, die mitleidig ihre Almosen austeilen, sondern sie werden selber zu Empfangenden und Beschenkten. Wie haben sich auf einmal angesichts der engen und ärmlichen Verhältnisse die Maßstäbe verändert, was im Leben und zum Leben wirklich wichtig ist! Das erlebt man nicht auf der Pauschal-Reise im Kempinski. Das muss man in den Häusern der Menschen unmittelbar miterleben: eine „Küche“, die nichts weiter ist als eine verrußte Ecke, auf deren Boden Holzkohlefeuer brennen, morsche Wasserleitungen, preisgünstige elektrische Installation, aber „billig“ … eine Umwelt, die anmutet wie eine einzige Baustelle, an der man vergessen hat weiterzuarbeiten – weil Material fehlt. Und wenn Material da ist, dann ist es miese Qualität.
Es gehört zu den großen Ungerechtigkeiten unserer Weltgesellschaft, dass 80 Prozent der Menschen so leben müssen. Dass Menschen unter diesen Verhältnissen leben und dabei auch noch fröhlich sein können, verdient unsere allerhöchste Bewunderung!
Tansania ist auf dem Weg, sich aus den ärmlichen Verhältnissen zu befreien. In der deutschen Botschaft wurde auf die wachsende Wirtschaft und auf jahrzehntelange demokratische Stabilität hingewiesen.
In Arusha unterstrich der lutherische Bischof Akyoo die Wichtigkeit der Schulbildung für die Zukunft des Landes und bedankte sich für die Arbeit von FSEHCT. In Dar es Salaam war die Reisegruppe vor allem von den Schulen des Welt-Sportlers Filbert Bayi (zurzeit NOC-Präsident von Tansania) beeindruckt. Der Langstreckenläufer der 70iger und 80iger Jahre war Weltrekordler und mehrfacher Sieger bei großen internationalen Wettbewerben (etwa Silbermedaille bei den Olympischen Spiele von Moskau). Er investierte seine große Popularität in den Aufbau von Schulen. FSEHCT unterstützt einige Schüler dort. Es sind teure Schulen. Aber Ausstattung und Pädagogik sind hier auf höchstem Niveau, das Beste, was das Land zu bieten hat.
Junge Menschen wie Ezekiel und Rebekka verkörpern die Zukunft des Landes. FSEHCT leistet dazu nur einen finanziellen Beitrag. Aber ohne Geld geht auch hier erst einmal gar nichts. Deshalb werden weitere Sponsoren gesucht. Schon 350 Euro können reichen, um das Jahres-Schulgeld für ein Kind zu zahlen.
Wer als Sponsor mitmachen möchte – hier ist die Kontakt-Adresse: Ev. Kirchengemeinde Bredenscheid-Stüter, Pfarrer Ralf Radix, Johannessegenerstraße 35, (999895. Oder im Internet: http://www.schulgeldfuer­tansania.de .

Ezekiel Simbeye und sein „Baba“ Pfarrer i. R. Reinhold Sander | Foto: Foto: privat
Schulkinder der Veritas Extended School, Dar es Salaam. alle Fotos: privat | Foto: Foto: privat
Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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