Schade, aber verständlich: Hilfe ja, aber keine weitere Auskunft
Als Juan Ales Neila vergangenen Freitagabend nach Hause fuhr, ahnte er noch nicht, dass dies keine gewöhnliche Heimfahrt werden würde.
Wie üblich bog der Friseurmeister ab auf die Bredenscheider Straße Richtung Bredenscheid. In Höhe des Ev. Krankenhauses hatte sich ein Rückstau gebildet. Nichts Besonderes. Es wollte ein Verkehrsteilnehmer nach links in die Marpe abbiegen.
Doch das genau tat er einfach nicht mit seinem Auto, so dass die hinter ihm in der Schlange Wartenden rechts an ihm über den schmalen Gehweg vorbeifuhren und ihn ihren Zorn durch Gesten spüren ließen.
Nicht so Juan Ales Neila. Dem kam das Ganze eigenartig vor. Daher hielt er rechts an und ging zum Fahrzeug in der Fahrbahnmitte. Dort stellte er fest, dass der Fahrer bewusstlos hinterm Steuer saß. Der sofort herbei gerufene Notarzt beatmete den Mann und legte ihm eine Infusion, ehe er mit Blaulicht ins Krankenhaus gebracht wurde.
Rein menschlich verständlich, aber wichtiger Datenschutz
Natürlich wollte er ein paar Tage später wissen, wie es dem Mann ging. Doch bekam er keine Auskunft. Auch der STADTSPIEGEL nicht.
„Das ist ganz normal“, sagte auf Nachfrage Feuerwehrchef Tomás Stanke, „auch wir von der Feuerwehr erfahren nichts weiter, wenn einen mal ein Schicksal besonders berührt hat. Dass der STADTSPIEGEL-Leser weitere Informationen möchte, verstehe ich also rein menschlich, geht aber im Rahmen des Datenschutzes nicht.“
Zu dem Vorfall selbst sagt Tomás Stanke, dass er nicht typisch für die Stadt sei: „Wir haben festgestellt, dass es in Hattingen grundsätzlich eine große Hilfsbereitsschaft gibt. Auch ich habe das schon selbst erlebt, als ich einem verunglückten Motorradfahrer geholfen habe und direkt ein Mann ebenfalls angehalten und mich gefragt hat, ob er mich bei der Ersten Hilfe ablösen solle, bis der Krankenwagen käme.“
Nicht immer erkenne zudem ein Laie sofort, ob ein – wie in diesem Falle – medizinisches Problem vorläge, so der Stadtbrandmeister. „Aber der STADTSPIEGEL-Leser hat sich vorbildlich verhalten.“
Überhaupt hat Tomás Stanke lobende Worte für die Hattinger: Während in anderen Städten Polizei und Feuerwehr durch Schaulustige regelrecht behindert würden, die alles filmten und fotografierten, seien die Hattinger vernünftig und folgten den Anweisungen: „Grundsätzlich haben wir bei unseren Einsätzen ein Platzverweisungsrecht. In der Regel brauchen wir das aber nicht anzuwenden.“
Juan Ales Neila hofft jetzt, dass sich ein Angehöriger oder sogar der Mann selbst bei ihm meldet: „Ich würde gerne wissen, wie es weitergegangen ist, wenn man schon mal helfen konnte.“
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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