Ruhrwiesen: Jugendliche sind hier immer noch gern
(von Felix Rauls) Das Thermometer klettert auf fast 30 Grad, strahlender Sonnenschein und Schulferien. Gleich drei gute Gründe, draußen etwas zu unternehmen. Besonders bei Jugendlichen in den letzten Jahren sehr beliebt: die Ruhrwiesen.
Doch eine große Rasenfläche und der anliegende Steinsteg in Höhe Birschels Mühle vor dem Landhaus Grum bleiben seit etwas über einem Jahr unbetreten – zumindest theoretisch.
Denn die Bezirksregierung Düsseldorf verhing ein Betreten-Verbot für diesen Bereich, dessen Eigentümer sie ist. Dort, wo vergangenes Jahr noch mit Six-Packs und Grillgut ausgerüstete – vor allem – Jugendliche die Wiese bevölkerten, drohen jetzt Schilder: „Betreten verboten“
Die damalige Begründung: Hauptsächlich Jugendliche ließen ihren Müll dort zurück, verdreckten die Ruhrauen. „Zuwiderhandlungen werden strafrechtlich verfolgt“, wird auf dem mit „Bezirksregierung Düsseldorf“ unterzeichneten Schild gedroht.
Strafrechtliche Verfolgungen gab es noch nicht, doch: „Das Ordnungsamt muss hier trotz des Verbots häufig Jugendliche wegschicken. Die Situation hat sich durch das Untersagen des Betretens nicht entschärft“, sagt Thomas Griesohn-Pflieger, Pressesprecher der Stadt Hattingen.
Besonders bei gutem Wetter und am Wochenende würden die gesamten Ruhrauen – nicht nur in Höhe von Birschels Mühle – durch Grillen oder sonstigen Müll verdreckt werden.
Es scheint ein wenig so, als sei die Stadt Hattingen damals von der Bezirksregierung Düsseldorf vor vollendete Tatsachen gestellt worden, als das Verbot beschlossen wurde. Auf die Frage, ob dieser Eindruck richtig sei, antwortet Marielle Erb von der Pressestelle der Bezirksregierung Düsseldorf „Trotz Einsatzes von Ordnungsstreifen konnte die Problematik nicht eingedämmt werden. Das Land als Eigentümer hat deshalb zum Schutz seiner Flächen in Abstimmung mit der Polizei die Verbotsschilder aufgestellt.“
Mit der Polizei abgesprochen – aber auch mit der Stadt? Auf ein Nachhaken räumt sie ein, dass es diesbezüglich keine Absprache mit der Stadt gegeben hat.
Ob durch das Aufstellen der Verbotsschilder die Zahl derer gesunken sei, die die Fläche betreten, könne sie nicht sagen. Das werde nicht erfasst. Die Müllsituation habe sich aber gebessert, heißt es von der Bezirksregierung Düsseldorf.
Trat das aber nur dadurch ein, dass dafür jetzt andere Flächen beschmutzt werden? Hat sich das Problem also nur verlagert?
„Das ist uns nicht bekannt“, so Thomas Griesohn-Pflieger. Allerdings ließe sich auch nur schwer feststellen, ob es „Müllflüchtlinge“ gebe.
Probleme mit pöbelnden Jugendlichen, die ihren Unrat einfach liegen ließen, gebe es an den Teichen zwischen Ruhrdeich und Henrichshütte. Das sei aber auch schon vor dem Betreten-Verbot so gewesen.
Auch das Jugendparlament diskutierte schon mit Bürgermeisterin Dr. Dagmar Goch über dieses Thema: Sie vertrat die Meinung, dass das Verbot berechtigt sei und Jugendliche ihren Müll wieder mitnehmen sollten, den sie schließlich auch mit dort hingenommen hätten.
Mitglieder des Jugendparlaments hielten entgegen, es sei Jugendlichen nicht zuzumuten, Müll noch bis in die Altstadt zurück zu nehmen. Stattdessen solle man es vorerst mit Mülleimern in dem betroffenen Bereich versuchen. Das jedoch lehnte die Bürgermeisterin damals ab.
Für vor allem jugendliche Ruhrwiesen-Liebhaber bleiben also nur zwei Möglichkeiten: Sich illegalerweise in den verbotenen Bereich begeben oder sich einen neuen Platz suchen – irgendwo.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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