Richtige Gespräche wollen gelernt sein

Auch die erste Klasse mit Lehrerin Dagmar Reimann übte sich im Thema „Kommunikation“. Hier ging es um die Fragen, wie man spricht, ohne zu sprechen – zum Beispiel mit den Augen
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Nach den Bausteinen Lern- und Arbeitstechniken sowie Kooperationsbereitschaft ging es an der Grundschule Börgersbruch in einem dritten und letzten Schritt um das Thema Kommunikationskompetenz. Mentorin Claudia Teschner, an der Schule auch als frühere Konrektorin bekannt, brachte die Weiterbildungsbausteine der Bezirksregierung an Lehrer und Schüler.
Landesweit laufen die einwöchigen Trainings noch nicht, aber zumindest die Grundschulen im Regierungsbezirk Arnsberg würde man gerne nach und nach abarbeiten. Und der Inhalt spricht für sich, denn es lernen dabei nicht nur die Kinder, sondern auch die Lehrer. Und die haben die Aufgabe, auf Nachhaltigkeit zu achten und den Versuch zu unternehmen, das Wissen in den Alltag „zu retten“.
„In früheren Jahren ging es um Vermittlung von Lerninhalten. Lehrer setzten Schüler voraus, die bestimmte Techniken bei Schuleintritt bereits beherrschten. Dazu gehörte auch die Kommunikationskompetenz. Doch wir wissen heute, dass viele Kinder hier große Defizite haben. Studien haben ergeben, dass viele Eltern aus Zeitgründen nur noch wenige Minuten am Tag mit ihren Kindern sprechen. Das hängt sicher teilweise mit der verstärkten Berufstätigkeit der Eltern zusammen, aber es gibt auch viele andere Gründe. Die Schwierigkeit besteht darin, dass in dieser Woche Erarbeitete in eine Form der Nachhaltigkeit zu übersetzen, damit die Kinder auch wirklich davon profitieren“, erklärt Claudia Teschner.
Doch was genau machen die Kinder eigentlich in dieser Fortbildungswoche der Lehrer? Natürlich lernen sie auch Mathe und Deutsch – wie immer. Aber diesmal geht es um grundlegende Kompetenzen, die ihnen nicht nur in Mathe und Deutsch weiterhelfen.
So beschäftigte sich die 4c beim Klassenbesuch mit der Frage, was eigentlich einen guten Sprecher ausmacht: laut und deutlich soll er sprechen und „Nachdenken, bevor er was sagt“– sagen die Kinder. Henry weiß noch mehr: „Man muss dem anderen in die Augen schauen und auch Kritik vertragen können“. Na gut, denke ich. Die meisten politischen Talkshows sind unter diesen Gesichtspunkten absolut zu vernachlässigen, denn hier erleben die Kinder das genaue Gegenteil: alles quasselt durcheinander und will nur seine Meinung rüberbringen. Jeder fällt jedem in den Satz und die Moderatorin schafft es in der Regel auch nicht, eine geordnete Lösung herbeizuführen. Was man noch tun muss: das Interesse des anderen wecken – das geht, in dem man versucht, spannend zu erzählen.
Dann kommt ein Spiel für Kinder: alle legen den Kopf auf den Tisch, schließen die Augen. Die Lehrerin tippt ein Kind an, welches leise vom Platz aufsteht, in eine Raumecke geht und dort einen Satz spricht. Die anderen Kinder müssen raten, aus welcher Richtung die Stimme kommt und wer da spricht. Sinnvoll für das Zuhören, aber auch gut für das Gehör im Allgemeinen, wenn die Richtung erkannt werden muss. Danach werden Bildkärtchen verteilt. Pro Tischgruppe soll eine Geschichte entstehen. Phantasie ist gefragt und auch diese Übung klappt sehr gut.
In einer ersten Klasse beschäftigt man sich mit der Frage, wie man sprechen kann ohne zu sprechen. Dabei spielen die Augen eine wichtige Rolle. Ein Teil der Kinder sitzt in einem Stuhlkreis, ein anderer Teil steht dahinter. Ein Platz vor einem Kind ist frei und es muss durch Zublinzeln ein anderes Kind zu sich holen. Doch das Kind dahinter will den Partner nicht weglassen und muss versuchen, das zu verhindern. Das Spiel macht nicht nur Spaß, sondern macht den Kindern deutlich: man muss genau hinsehen und auch das ist eine Form der Kommunikation.
Wie wichtig es ist, sich auch im Alltag dem „Wie“ der Kommunikation zu stellen, kann sich jeder an einfachen Beispielen deutlich machen. „Warum soll mein Kind auf eine Aufforderung gleich beim ersten Mal reagieren, wenn es weiß, dass Mama es doch noch dreimal sagen wird? Da kann man doch erstmal auf Durchzug schalten“, lächelt Claudia Teschner, denen es übrigens mit den eigenen Kindern nicht anders ergeht.
„Das kann man nur selbst erarbeiten – und vielleicht die nächste Aufforderung auch dann nur noch einmal wiederholen.“

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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