Reformationstag: Ein schwarzes Brett mit Folgen

Der Reformationstag gehört neben Pfingsten wohl zu den Feiertagen, die man jedes Jahr aufs Neue erklären könnte. Wie war das noch mal mit dem Luther und seinen Thesen? Nicole Schneidmüller-Gaiser, Pressesprecherin des Ev. Kirchenkreises Hattingen-Witten, befragte dazu Pfarrer Christian Uhlstein.

Von Nicole
Schneidmüller-Gaiser

Der Reformationstag ist ein wichtiger Tag: Er erinnert daran, dass Kirche sich immer hinterfragen sollte. Das sagt Pfarrer Christian Uhlstein und er hat noch mehr zu sagen.

Leuchtender Kürbis:
„Es ist eher zufällig, dass mit der evangelischen Feier des Reformationstages und der ursprünglich katholischen Feier des Halloweenfestes zwei Ereignisse auf ein Datum fallen.
Die evangelische Kirche feiert ihre (inoffizielle) Geburtsstunde: Am Abend des 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther seine Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg.
Das Halloweenfest geht auf irisch-katholische Volksbräuche zurück, die am Vorabend des Allerheiligentag gefeiert wurden.“

Luther und die Tür:
„Die damals hölzerne Tür am Hauptportal der Wittenberger Schlosskirche war das „schwarze Brett“ der Universität. Dort wurden Mitteilungen und Bekanntgaben veröffentlicht. Dort etwas anzubringen war also nichts Ungewöhnliches.
Martin Luther wollte mit seiner lateinisch verfassten Schrift auch an der Universität eine Diskussion in Gang setzen und hat also den üblichen Weg gewählt.“

Luthers Informationen:
„Zuerst einmal kritisierte Luther eine halsabschneiderische, religiöse Praxis: Die Menschen seiner Zeit hatten Angst davor, für ihre Sünden im Fegefeuer zu schmoren. Ihnen wurde von päpstlichen Vertretern gegen Geld ein Erlass der Strafen angeboten, der sogenannte Ablass. In Erwiderung zu dieser Praxis stellt Luther in der 37. These fest: ,Jeder wahre Christ (…) hat Anteil an allen Gütern Christi (…), von Gott ihm auch ohne Ablassbrief gegeben.‘ Damit stellte er sich gegen Papst und Kirche. Ein Skandal!“

Luthers Ziele:
„Luther wollte die Menschen von religiösen Zwängen befreien und auf den Kern des Christentums hinweisen: den vertrauenden Glauben. Luther war ja nicht nur Mönch und Priester, sondern auch Professor für Theologie. In seinen Studien las er die Bibel und entdeckte viele Stellen über Gottes Barmherzigkeit und Gnade. Wer seine Fehler bereut, dem wird vergeben - ganz ohne Leistungen! Damit entzog er dem – finanziell äußerst lukrativen – Ablasshandel die Basis. “

Verbreitung:
„Die Verbreitung der 95 Thesen verlief dank des im Jahre 1458, also nur wenige Jahre vorher, erfundenen Buchdrucks erstaunlich rasant. Mitarbeiter Martin Luthers hatten den Text ins Deutsche übersetzt, vervielfältigt und innerhalb von 14 Tagen in ganz Deutschland verbreitet.
Die Wirkung ging weit über die gewollte akademische Diskussion hinaus. Luther hatte gewagt, auszusprechen, was Tausende dachten. Das Volk stimmte seinen leidenschaftlichen Thesen zu. Das war der Anfang der Reformation!
Dabei hatte Luther gar nicht vor, eine eigene Kirche zu gründen. Er wollte nur die Missstände abschaffen.
Doch als seine Gesprächspartner in der Kirche nicht auf seine Kritik eingingen, entfernte er sich immer mehr von der päpstlichen Kirche. “

Der Papst:
„Dabei geht Luther anfangs sogar noch sehr diplomatisch an die Sache. Später wird er den Papst ,Feind Gottes, einen unvernünftigen Narren und einen Statthalter des Teufels‘ nennen. In These 50 unterstellt er jedoch noch freundlich dem Papst, dass er auch gegen diese Praxis der Ablasshändler sei: ,Wenn der Papst die Erpressungsmethoden der Ablassprediger wüsste, sähe er lieber die Peterskirche in Asche sinken, als dass sie mit Haut, Fleisch und Knochen seiner Schafe erbaut würde.‘ Hätte der damalige Papst Leo X. das Ablasswesen geändert, wäre der Verlauf der Geschichte vielleicht ein anderer gewesen. “

Katholische Kirche:
„Plötzlich gingen die Geldeinnahmen des Ablasshandels zurück. Luther wurde vom Mainzer Erzbischof bei der Kurie in Rom angezeigt. Der bekannteste deutsche Ablasseintreiber, Tetzel, versuchte mit seinen 106 Gegenthesen argumentativ Luthers Vorwürfe zu erwidern. Ein dominikanischer Inquisitor aus Köln drohte Anfang 1518 Luther unverhüllt mit dem Scheiterhaufen. Papst Leo X. hielt Luther dagegen zunächst für bedeutungslos und den Streit für ein ,Mönchsgezänk‘.
Da hat er sich wohl gewaltig geirrt und im Nachhinein noch so manches Mal geärgert, dass er den Disput so klein geredet hat.“

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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