Planspiel MUN ist die weltgrößte UN-Simulation und eine Hattingerin war in New York dabei
(von Cay Kamphorst)
Die 25jährige Sinththusha Tharmalingam aus Hattingen nahm am weltgrößten Planspiel einer UN-Simulation in New York teil. In einer MUN (Model United Nations) wird die Arbeit der Vereinten Nationen (UN) nachgestellt. Delegierte debattieren über verschiedene Themen und versuchen, Kompromisse zu finden. Die Studenten bekommen ein Land zugewiesen, dessen Interessen sie innerhalb einer bestimmten Zeit verstehen und darstellen müssen.
„Im Grunde wollte ich nur wissen, warum die UN sich nicht mehr für die Bürger in Sri Lanka einsetzt und den Bürgerkrieg beendet“, erklärt Sinththusha Tharmalingam den Grund ihrer Bewerbung für das Planspiel in New York.
„Meine Wurzeln liegen in Sri Lanka. Ich konnte nie verstehen, warum die UN, die doch für die internationale Sicherheit zuständig ist, so wenig mit dem Thema in die Öffentlichkeit geht. Ich habe jedenfalls davon nichts mitbekommen. Ich wollte wissen, wie die Vereinten Nationen funktionieren. Wie man bei solchen Konferenzen mit den unterschiedlichen Ansichten der verschiedenen Komitees umgeht und letztendlich zu einer Einigung kommt.“
Sinththusha Tharmalingam studiert an der Universität Witten/Herdecke Zahnmedizin und zusätzlich an der Ruhr-Universität Bochum Biologie. „Beruflich bringt mir die Teilnahme an dem Planspiel nichts. Mit meinen Studienfächern zähle ich eher zu den Außenseitern, denn die meisten Studenten kommen aus dem Bereichen Wirtschaft und Politik und wollen sich später auch weiter mit der UN beschäftigen.“
Aber sie habe viel dazugelernt. „In dem Planspiel werden 193 Länder durch Universitäten der ganzen Welt vertreten. Uns wurde der Sudan zugeteilt“, erklärt die 25jährige den Ablauf. „20 Studenten aus Witten/Herdecke durften nach New York reisen. Die Vorbereitungszeit betrug sechs Monate. In denen wurden wir von den Teilnehmern aus dem letzten Jahr geschult.“
Die Studenten mussten sich in der Zeit mit der politischen und sozialen Situation des Sudans auseinandersetzen. Sie lernten, wie man in einer Minute seine Meinung klar auf den Punkt gebracht äußert und wie Resolutionen geschrieben werden. „Pädagogen schulten uns darin, wie man sich vor einem großen Publikum überzeugend darstellen kann.“
Die Teilnehmer lernen dabei nicht nur die Arbeitsweisen der internationalen Politik kennen, sondern trainieren auch ihre rhetorischen Fähigkeiten und können sich in Verhandlungssituationen erproben.
Der Sinn dieses seit vielen Jahren in Amerika und inzwischen auch in Deutschland und anderen Ländern stattfindenden und realistisch dargestellten Planspiels sei es, die Funktionen, Arbeitsweisen und Tätigkeiten der UN besser zu verstehen und nachvollziehen zu können. Die UN, United Nations, sind ein Zusammenschluss von 193 Staaten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, für die Sicherung des Weltfriedens, die Einhaltung der Menschen- und Völkerrechte, sowie auch für die internationale Förderung der Zusammenarbeit untereinander zu sorgen.
„Es ist schon sehr interessant sich mit Menschen unterschiedlichster Nationalität und Kultur auseinandersetzen zu müssen und auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.“ Sinththusha Tharmalingam hat sehr viele Eindrücke und Erfahrungen gewonnen, aber für sich auch festgestellt, dass „die Politik kein Fach für mich ist. Es gab mal einen Moment, in dem ich überlegt habe, Politik zu studieren, habe mich dann aber letztlich für Zahnmedizin und Biologie entschieden und bei der Simulation auch festgestellt, dass ich mich richtig entschieden habe.“
Sie sei viel zu ungeduldig, ständig über das gleiche Thema verhandeln zu müssen. „Wir hatten ja Glück und waren eine relativ kleine Gruppe. So haben wir es geschafft, in den fünf Tagen drei unterschiedliche Themen, die Jugendarbeitslosigkeit, die Geschlechtergleichbehandlung und die Problematik in Palästina, anzugehen und sind uns auch einig geworden. Da ging es anderen Studenten in anderen Komitees schon anders. Die haben stundenlang diskutiert und kamen dann doch zu keiner gemeinsamen Lösung. Das stelle ich mir doch sehr frustrierend vor.“
5.000 Studenten aus verschiedenen Ländern nahmen in New York teil. „Der Großteil stammte aus amerikanischen Universitäten, aber es waren auch noch viele aus anderen Ländern dabei. So mussten wir lernen, uns auf die jeweilige Mentalität und Kultur einzustellen. Beispielsweise war es so, dass ich jemandem ein Glas Wasser anbot, der dieses verneinte, aber erwartete, dass ich es ein zweites Mal anbiete. Kennt man bei uns gar nicht. Das sind so Kleinigkeiten, auf die sich die Delegierten der Länder bei den großen Konferenzen auch verständigen müssen, um keinem vor den Kopf zu stoßen.“
Die Verabschiedung der Studenten fand dann im UN-Hauptquartier statt.
Für 20 interessierte Schüler der Oberstufen bietet die Universität Witten/Herdecke am Samstag, 28. April einen „kleinen“ MUN an. „Die Studenten, die in New York waren, zeigen dann den Schülern, wie das in etwa abläuft bei so einer UN-Simulation. Nur dass wir das dann an nur einem Tag machen, während das Event in Amerika fünf Tage dauerte.“
Interessierte Schüler können sich direkt an die Universität wenden, einige Plätze sind noch zu vergeben.
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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