Pinguine päppeln in Südafrika

Silke Koch und die Helfergruppe in Port Elizabeth in Südafrika. alle Fotos: privat
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Vor vier Jahren flog die Hattingerin Silke Koch (41) für drei Wochen nach Südafrika, um in einem freiwilligen Hilfsprojekt für Affen mitzuarbeiten. Jetzt führte sie die zweite Freiwilligentour erneut nach Südafrika – diesmal in die Hafenstadt Port Elizabeth. Dort kümmerte sie sich um junge Pinguine, die aufgepäppelt und in die Freiheit entlassen werden.

„Das war ein ganz anderes Erlebnis als mein Besuch und meine Hilfe auf der Affenfarm vor vier Jahren. Dort lebte ich quasi im Nirwana, mitten im Busch. Hier hingegen traf ich auf eine quirlige Hafenstadt und eine geregelte Arbeitszeit, die am Abend und am Wochenende Zeit für Unternehmungen ließ. Travel Works und der südafrikanische Partner Khaya hatten das so organisiert, dass wir Volunteers vom Flughafen abgeholt wurden, in eine gemeinsame Unterkunft fuhren und dann jeden Tag mit dem Fahrer zu den einzelnen Projekten gebracht und wieder abgeholt wurden. Man ist in Südafrika als weiße Frau nicht allein unterwegs. Mein Pinguinprojekt bestand in der Regel aus Füttern und Putzen“, lacht Silke Koch. „Die Pinguine werden regelmäßig geschwächt am Strand aufgefunden. Sie finden aufgrund der Überfischung der Meere zu wenig Nahrung und viele von ihnen geraten dann völlig entkräftet auf den Strand. Wenn sie nicht schwerverletzt sind, päppelt die Hilfsorganisation sie wieder auf und entlässt sie in die Freiheit. Die anderen Tiere bleiben in der Station. In Port Elizabeth stehen 35 Plätze für die Tiere zur Verfügung, in Kapstadt beispielsweise sind es einhundert. Beim Füttern muss man darauf achten, dass der Pinguin, der die Fische ganz schluckt, seine Beute mit dem Kopf voran gefüttert bekommt. Der Pinguinrachen enthält Widerhaken und würde der Fisch mit dem Schwanz zuerst gefüttert, so könnte der Pinguin daran ersticken. Doch manche von den Tieren haben fast verlernt, wie sie richtig fressen sollen und man muss den Fischkopf schon tief in den Schlund stecken. Weil man aber immer nur einen Fisch in der Hand hält, oft aber mehrere Pinguine auf Nahrung warten, kommt es auch schon einmal zu Rangeleien und Beißattacken – auch auf die eigenen Finger bezogen“.

Unterwegs in einem Township

Neben der Arbeit erlebte Silke Koch ein Land mit faszinierender Schönheit, aber auch vielen Problemen. „Wir wurden ja immer von einem Fahrer abgeholt. Der kam jeden Morgen zu Fuß zu unserer Unterkunft. Er wohnte in einem Township in der Nähe. Ich habe ihn gefragt, warum er dort immer noch lebt, obwohl seine Arbeit ihm eine bessere Wohnung ermöglichen würde. Er antwortete mir, dass er dann um sein Leben und seinen Besitz fürchtet. Denn wer die Townships verlässt, weil es ihm besser geht als anderen, der fürchtet die dort alltägliche Gewalt, die Kriminalität, die sich dann auch gegen ihn persönlich richten kann. Die Regierung hat für schwarze Südafrikaner Häuser in der Nähe der Townships gebaut, die eben Arbeit haben und sich diese Häuser auch leisten können. Sie könnten von Hütten in Häuser ziehen. Doch diese stehen leer – aus Gründen der Angst und Unsicherheit. Schwarze Südafrikaner leben in den Townships (wobei es hier Unterschiede in der Qualität gibt), weiße Südafrikaner leben in der Regel hinter Zäunen und hohen Mauern. Das kann man sicherlich nicht immer so verallgemeinern, aber die Optik vor Ort zeigt sich so. Ein Taxifahrer hat uns erzählt, dass die Schwarzen, die in Häusern leben, keine Südafrikaner, sondern Nigerianer sind. Dann gibt es noch die Coloureds, die heterogenen Gruppen der sogenannten Mischlinge. Ich habe aber auch einen Gottesdienst am Rande des Township erlebt, wo Weiße und Schwarze in wundervoller Stimmung miteinander gefeiert haben. Wir haben eine Tour am Abend in die Townships gemacht. Organisiert durch eine Einheimische natürlich, denn weiße Frauen können da nicht alleine hingehen. Wir mussten vorher alle wichtigen Dinge wie Schlüssel oder Telefone abgeben und sie deponieren. Später haben wir sie nach der Tour wieder abgeholt. Die Kriminalität ist hoch und man muss als Gruppe eng zusammenbleiben, denn gerade Frauen mit heller Haut erleben dort auch hautenge Kontakte – mehr als ihnen lieb ist. Es war ein ungewöhnliches Eintauchen in eine Welt, die uns als Europäer sonst verschlossen bleibt. Man lernt einfach eine unglaubliche Vielfalt kennen und natürlich sind manche Bars und Lokale auch richtig toll. Mit meinen 41 Jahren gehörte ich zu den ältesten Gruppenmitgliedern. Junge Frauen, Studentinnen, arbeiteten übrigens im Rahmen der Projekte auch in den Townships, beispielsweise im Bildungsbereich oder in der Organisation von Freizeitperspektiven. Sicherlich ist der Gedanke der Hilfe eine Motivation, aber es ist auch das Erleben von Armut. Beides bewegt und verändert die eigene Perspektive der Projektteilnehmer. Für viele Menschen in Südafrika ist die touristische Öffnung positiv. Es gibt aber auch durchaus die Überzeugung, die Kriminalität sei auch deshalb so stark gestiegen, weil immer mehr Touristen und Helfer vor Ort Begehrlichkeiten wecken. Wer auf Zeit in das Land kommt, der wird in der Regel mindestens als wohlhabend angesehen. Er steht für etwas, was viele Südafrikaner selbst nicht besitzen, aber gern auch haben möchten. Das ist ein schwieriger Spagat“, so Koch nachdenklich, die sich selbst nicht vorstellen kann, in diesem Land für längere Zeit zu leben.
Was sie jederzeit wieder machen würde, ist die Teilnahme an einem solchen Freiwilligenprojekt. „Ich könnte mir sowohl die Arbeit in einem Township im Bildungs- und Freizeitbereich vorstellen, aber auch die Hilfe bei einem Tierprojekt, zum Beispiel in einem Nationalpark. Mal sehen, was ich als nächstes plane.“

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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