Operationsteam zum achten Mal im indischen Jalna
(von Sandra Anni Lang) Es ist Februar in Jalna, einer kleinen Stadt in Zentralindien. Im örtlichen Missionskrankenhaus operiert ein elfköpfiges Team aus Kiefer- und plastischen Chirurgen in zwei Wochen 150 bis 170 Patienten. An zwei OP-Tischen. Täglich von acht bis 20 Uhr.
Es ist das achte Mal, dass das deutsche Operationsteam aus dem Ruhrgebiet und aus Hamburg im Rahmen des Jalna-Projekts nach Indien reist. Die Ärzte und Pfleger kommen unter anderem aus Hattingen, Bochum, Witten, Essen und Gelsenkirchen und werden bis Anfang März in Jalna kostenlos operieren. Leiter des Einsatzes ist der Wittener Dr. Gerhard K. Schlosser, Chefarzt der Anästhesiologie und Intensivmedizin am Evangelischen Krankenhaus in Hattingen.
Kinder werden wegen Missbildung geächtet
Auch Dr. Jihan Mohasseb, Chefärztin für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie am Evangelischen Krankenhaus Hattingen, gehört zum Team. Seit 1998 engagiert sie sich in humanitären Einsätzen im In- und Ausland. Ihr Spezialgebiet: Lippen-Kiefer-Gaumenspalten – angeborene Missbildungen im Gesichtsbereich. „Diese Missbildungen sind nicht nur entstellend und behindern die Menschen – vorwiegend Kinder –, sondern sie werden dadurch auch gesellschaftlich geächtet. Sie werden versteckt und tauchen deshalb auch im Stadtbild gar nicht auf“, sagt Dr. Jihan Mohasseb. „Das ist ein großes Manko.“ Dabei ist die Korrektur dieser Missbildung möglich – mit geringem Zeitaufwand. Sechs Kinder operiert sie an einem Tag. Ohne das deutsche Operationsteam hätten die Menschen der unteren und untersten Sozialschichten keine Chance, jemals eine operative Korrektur zu erhalten.
Deshalb engagiert sich seit 2006 auch der Rotary-Club Hattingen für das Projekt und unterstützt die jährliche Reise nach Jalna. Jedes Jahr im Februar reist das Team in die indische Stadt und beginnt bereits im Juli zuvor mit der Planung. Die Zusammensetzung des Teams steht zu diesem Zeitpunkt schon fest. In diesem Jahr setzt sich das Hilfsteam, neben Dr. Gerhard Schlosser und Dr. Jihan Mohasseb, zusammen aus Dr. Detlef Cramer, Oberarzt Anästhesie Augusta Lonik Bochum, Dr. Alexis Landers, Assistenzarzt Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie an der Uni Klinik Düsseldorf, Dr. Renee Stranzenbach, Assistenzarzt Chirurgie EVK Hattingen, Dr. Fons Van der Hoofd, Plastischer Chirurg in eigener Praxis aus Essen, Dr. Perikkles Kolokythas, Plastischer Chirurg aus Hamburg, Rita Arns-Schmidt, Anästhesie-Schwester, Alexandra Ebbers, Anästhesie-Schwester, Rouven Falk, OP-Pfleger, OP-Leitung Augusta Klinik Bochum, und Jörg Mrugalla, OP-Pfleger aus Hamburg.
Im November 2010 begann bereits das erste Screening, die Voruntersuchung der Patienten in Jalna durch die ortsansässigen Ärzte. Diese schicken den deutschen Ärzten im Anschluss Krankheitsbilder und Fotos der Patienten und bereiten Operationen vor und nach. Von etwa 1.000 Patienten selektieren die Ärzte 150 bis 170, die dem deutschen Team vorgestellt werden. Die Feinuntersuchung folgt anschließend. „Es ist es wichtig, dass wir immer wieder an den selben Ort zurückkehren, damit die Patientenversorgung eine Kontinuität erfährt und Patienten, die in diesem Jahr nicht versorgt werden können im nächsten Jahr operiert werden und notwendige Folgeoperationen geplant werden können“, erklärt Dr. Jihan Mohasseb.
Ärzte und Pfleger opfern 14 Tage Urlaub
Warum engagiert sich das Team ausgerechnet in Jalna? Dr. Jihan Mohasseb: „Weil der Ort es nötiger hat als etwa Mumbai. Wir fahren zu den Ärmsten der Armen.“Die Ärzte und Pfleger opfern dafür 14 Tage ihres Jahresurlaubs. Es gibt keine bezahlten, sondern nur ehrenamtliche Mitarbeiter. Spenden und Materialien gehen direkt an die Kinder oder werden im Einsatz verwendet.
„Mit nur 120 Euro können wir einen kleinen Patienten operieren“, sagt Dr. Jihan Mohasseb. „Deshalb sind Spenden für die Arbeit der Helfer so wichtig.“
uAlle, die helfen wollen, können spenden auf das Konto des gemeinnützigen Vereins „Rotary Hattingen hilft e.V.“ bei der Sparkasse Hattingen (BLZ: 43051040) mit der Kontonummer 206011.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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