Ökostrom vom Kemnader See
(von Holger Crell)
Bereits zur Eröffnung des Kemnader Sees vor rund 40 Jahren gab es Überlegungen, an dessen Wehr ein Wasserkraftwerk zu bauen. Am Donnerstag war der große Tag der Inbetriebnahme nach 20 Monaten Bauzeit gekommen. Der Kemnader See verfügt nun als letzter der fünf Stauseen zwischen Hagen und Essen über ein Wasserkraftwerk, das 1200 Haushalte pro Jahr umgerechnet mit Ökostrom versorgt.
Durch den politischen Wunsch und entsprechende Subventionen wurde es für die Ruhrverband-Tochter Lister- und Lennekraftwerke in den letzten Jahren wirtschaftlich, 5,5 Millionen Euro in das Projekt zu investieren. Mit 2,40 Meter Staustufe verfügt der Standort an der Kemnader Straße im Städtedreieck Bochum, Witten, Hattingen zwar über einen vergleichsweise geringen Höhenunterschied - am Baldeneysee in Essen sind es acht Meter - trotzdem wurde das Projekt realisiert. Bei der Eröffnung würdigten die Bürgermeisterinnen der drei beteiligten Städte den gelungenen Spagat zwischen den umweltpolitischen Zielen des Klimaschutzes und dem Schutz der Lebewesen im Wasser andererseits.
Neben der erzeugten Strommenge, die in das Netz der Stadtwerke Bochum eingespeist wird, werden mit dem neuen Wasserkraftwerk im Vergleich zur Kohleverstromung rund 2.000 Tonnen klimaschädliche Kohlendioxid-Emmissionen vermieden.
Wasserkraftanlagen haben auch Nachteile für die Lebewesen im Wasser. Die Barrierewirkung verhindert, dass Fische die Flüsse hinauf- oder hinabwandern können. „An der Wasserkraftanlage Kemnade wurde an der unteren Ruhr erstmalig ein Feinrechen installiert, der verhindern soll, dass Fische ab einer Größe von rund 15 mm den gefährlichen Weg durch die Turbine nehmen müssen. Als Alternative können sie durch ein extra installiertes Bypassrohr die Ruhr hinabschwimmen. Ein Monitoring wird zeigen, ob sich diese Anlagenkombination im Betrieb bewährt,“ sagte Stefan Jäger von der Ruhrfischereigenossenschaft.
Zudem wurde die Durchflussleistung der Turbine auf 35 Kubikmeter pro Sekunde begrenzt. Nach wie vor strömt damit an mehr als 180 Tagen pro Jahr Wasser über das Wehr, so dass die Fische auch diesen Weg wählen können.
Das neue Kraftwerk wurde trotz schwieriger Baugrundverhältnisse, umfassender Baugrubensicherungsmaßnahmen und zwei durch Hochwässer verursachte Überflutungen der Baugrube errichtet. Die Fußgängerbrücke über das Wehr kann nun wieder uneingeschränkt genutzt werden.
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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