Norbert Westhoff: In die Bütt, auch an schlechten Tagen
Norbert Westhoff, Jahrgang 1946, im Vorstand des Hattinger Kneipp-Vereins und wohnhaft in Byfang, hat ein Buch geschrieben. Aber nicht über die Wirksamkeit der Kneippschen Anwendungen, sondern ein Buch über sich selbst und über den Kampf, gesund zu werden. Der leidenschaftliche Büttenredner meint: Weinen nützt nix – aber Lachen.
Im Buch beginnt alles 1994. Damals fuhr Norbert Westhoff mit seiner Frau in den Urlaub. Doch plötzlich konnte er das linke Bein nicht mehr richtig bewegen. Er konnte nicht Auto fahren. Na ja, ein Krampf vielleicht. Seine Frau setzte sich hinter das Steuer und alles war wieder vergessen. Der Urlaub war toll, das Ereignis belanglos.
Dann kamen Probleme mit der Halswirbelsäule. Hätte man ihm am 16. Oktober 1995 gesagt, dies sei sein letzter Arbeitstag gewesen, er hätte es nicht geglaubt. Eine Operation wurde geplant. Der leidenschaftliche Büttenredner dachte sofort: aber nicht vor Karneval!
Das Jahr 1996 wurde sein Schicksalsjahr. Drei Operationen an der Halswirbelsäule, in letzter Konsequenz davon ein tauber rechter Arm und chronische Schmerzen.
Der gelernte Drucker schaffte es nicht mehr, in den Arbeitsprozess zurückzukehren. Die Schmerzen wurden trotz zahlreicher Untersuchungen nicht weniger. Am 15. Januar 1988 kam der Bewilligungsbescheid zur Berufsunfähigkeitsrente, allerdings zunächst nur auf Zeit. Viel Papierkram und noch mehr Gutachter waren die Folge.
Eines hat Norbert Westhoff in der ganzen Zeit gemacht: Karneval und das mit Büttenreden. „Feiern konnte man das nicht immer nennen. Nach meinem Auftritt war ich oft schnell wieder weg, um zuhause mein Körnerkissen nehmen zu können. Aber die fröhliche Stimmung und das Singen tat mir gut.“
Zu den körperlichen Beschwerden kamen psychische Probleme und die Tatsache, dass nicht jeder Norbert Westhoff glaubte, wie schlecht es ihm ging.
Spritzen, Krankengymnastik, Körnerkissen und, als willkommene Abwechslung, der Karneval.
2002 wurde bei Norbert Westhoff Darmkrebs diagnostiziert. Im Buch nennt er die Untersuchungsmethode der Koloskopie wie im Volksmund üblich: Hafenrundfahrt. Humor muss man wohl selbst dann noch haben...
Operation, Reha und immer wieder Karneval. Norbert Westhoff‘s Buch ist ein Wechsel zwischen Krankenhaus und Schmerz und karnevalistischen Einschüben in Form von Auszügen seiner Büttenreden.
Für Westhoff ist die Krankheit ein Mittel, neue Dinge auszuprobieren und kennenzulernen. Zum Beispiel wird er Mitglied im Sprockhöveler Chor „sacro pop“ der katholischen Gemeinde St. Januarius. Er entdeckt seine Vorliebe für Bäume und die damit verbundene Kraft.
Und während er seinen 50. Geburtstag 1996 im Krankenhaus verbringen musste, konnte er zehn Jahre später richtig feiern. Und wünschte sich eine E-Gitarre, denn Musik machen hatte ihm immer gefallen.
Heute geht es Norbert Westhoff gut. „Unsere Fußreflexzonen-Gruppe in Bottrop gehört auch zu den Menschen, die mir geholfen haben. Heute weiß ich viel darüber und kann anderen die Füße drücken“, lächelt er.
Seit 35 Jahren gehört zu seinem Leben und dem seiner Frau Elisabeth auch die Kolpingfamilie. Der 67jährige genießt dort Abende und einmal im Jahr die Fahr nach Kevelaer.
„Den tiefsten Punkt hatte ich nach der Krebs-Operation. Es war nicht das Gefühl der Erleichterung, es geschafft zu haben. Es war der Gedanke, leider wieder wach geworden zu sein. Doch diese Phase dauerte nicht lange an. Ich finde, man hat auch trotz Schmerzen nicht das Recht, seinem Leben ein Ende zu machen. Schließlich habe ich ja auch Familie und muss an diese denken. Ich hatte diese Gedanken jedenfalls nie. 2004 ging es dann langsam wieder aufwärts. Und heute geht es mir recht gut, auch wenn natürlich nicht jeder Tag gleich ist.“
Sein Buch versteht Norbert Westhoff als „Mutmach-Buch“. Und einen großen Traum hat der Karnevalist auch noch: „Ich möchte einmal als Büttenredner im Kölner Gürzenich auftreten.“
Norbert Westhoff, „Weinen nützt nix – aber Lachen“, Kiener-Verlag, 238 Seiten; ISBN 978-3-943324-93-8; 13,95 Euro
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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