Neue Serie zur Integration: Krishnapillai Sundaralingam lebt hier seit 26 Jahren

Krishnapillai Sundaralingam betreibt in der Südstadt einen Kioskladen. Der 55jährige landete über Wuppertaler Freunde in Hattingen. Inzwischen hat er hier seine Familie gegründet und fühlt sich wohl. Foto:  Kamphorst
  • Krishnapillai Sundaralingam betreibt in der Südstadt einen Kioskladen. Der 55jährige landete über Wuppertaler Freunde in Hattingen. Inzwischen hat er hier seine Familie gegründet und fühlt sich wohl. Foto: Kamphorst
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(von Cay Kamhorst) Einfach war es anfangs nicht und das fremde Land machte ihm Angst. Doch inzwischen fühlt sich der 55jährige Krishnapillai Sundaralingam wohl in seiner Wahlheimatstadt Hattingen. Mit einem Beitrag über ihn beginnt der STADTSPIEGEL seine neue Serie über "Integration in Hattingen: Vierzig Jahre neue Nachbarn."

Als Krishnapillai Sundaralingam 1985 aus politischen Gründen sein Heimatland Sri Lanka verließ und nach Hattingen kam, sprach er kein Wort deutsch.
Er bekam auch fast sofort zu spüren, dass er Ausländer ist. Ein paar Betrunkene hätten ihn nämlich beinahe verprügelt.
„Aber das war auch die einzige so heftige Situation, die ich erlebt habe“, beschreibt der 55jährige Tamile seine Erfahrungen. „Ansonsten gibt es vielleicht ganz selten mal eine unangenehme Situation. Aber konkrete Anfeindungen erlebe ich eigentlich nicht.“
Hilfe erhielt er bei seiner Ankunft durch das Sozialamt und den Integrationsrat. „Die waren alle sehr freundlich, haben mir bei der Wohnungssuche geholfen und mich finanziell unterstützt.“
Anfangs eröffnete er einen indischen Laden. „Ich konnte kein Wort deutsch und die Kunden konnten kein tamilisch. Aber letztlich haben wir uns arrangiert und das klappte dann auch.“ Als er den Laden wieder aufgeben musste, arbeitete der heute 55jährige bei einer Firma in der Produktion, danach in Velbert als Gießer. Seit eineinhalb Jahren betreibt er in der Südstadt einen Kiosk. Inzwischen hat er auch durch Gespräche mit Deutschen die Sprache gelernt, so dass er sich verständigen kann. „Wir haben viele Stammkunden und freundliche und hilfsbereite Nachbarn.“
In Hattingen fühlt sich Krishnapillai Sundaralingam mittlerweile sehr wohl. Seine Frau hat er hier kennengelernt und geheiratet. Sie haben drei Kinder. „Deutsch habe ich im Kindergarten gelernt. Zu Hause sprechen wir tamilisch“, gibt seine 21jährige Tochter Shanja an, die inzwischen studiert – Lehramt. „Anfeindungen haben wir Kinder nie erlebt. Wir sind hier geboren und aufgewachsen und haben unsere Freunde hier.“
Etwa 30 tamilische Familien leben in Hattingen. Ihren Glauben können sie im hinduistischen Tempel an der Bredenscheider Straße ausüben. Es gibt nicht viele Tempel im Umkreis, so dass Gläubige auch aus anderen Städten kommen.
Im hinduistischen Glauben gibt es kein Weihnachten. „Aber wir Kinder haben immer von Freunden gehört ‚wir feiern Weihnachten, da gibt es Geschenke‘. Das wollten wir auch und unsere Eltern haben es für uns umgesetzt“, erzählt Shanja über ihre ersten Erfahrungen mit dem christlichen Fest. „Bei uns wird Neujahr groß gefeiert, wobei unser ‚Neujahr‘ erst im April beginnt. Von daher feiern wir das sogar zweimal.“ In Sri Lanka leben auch christliche Tamilen, so dass dieses festliche Ritual ihren Eltern nicht fremd war.
Die politische Situation auf Sri Lanka ist nach wie vor nicht einfach, so dass die Familie seit dem Weggang der Eltern nie wieder in ihrem Heimatland war.
Die Kinder kennen ihre Wurzeln nur aus Geschichten. „Mein Vater erzählt viel von Sri Lanka. Wie schön es da ist. Leider konnten wir bisher noch nicht dorthin. Aber man merkt ihm die Wehmut an, wenn er erzählt“, so die 21jährige.
Und ihr Vater fügt hinzu: „Die alten Freunde fehlen und jede Woche gibt es ein Tempelfest. Man kennt seine ganzen Nachbarn in der Straße. Die sitzen draußen und man geht einfach hin. So ist das wie eine große Familie.“
Sollte sich die politische Situation auf Sri Lanka jemals ändern, dann kann sich Krishnapillai Sundaralingam auch vorstellen, wieder in sein Heimatland zurückzukehren. Aber so richtig glaubt er nicht daran. Da es sich jedoch zur Zeit ein wenig beruhigt hat in „Papas alter Heimat“, plant die Familie zumindest mal einen Besuch bei ihrer Verwandtschaft, so dass die Kinder auch endlich selbst erfahren, wo ihre Wurzeln liegen und von welchem Land Papa immer so sehnsuchtsvoll erzählt.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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