Nach 51 Jahren Stadtverwaltung: Reinhard Birck im Ruhestand

Abschied genommen von seinen Mitarbeitern, Kollegen der Stadtverwaltung und diesem Schreibtisch hat inzwischen Reinhard Birck, stellvertretender Fachbereichsleiter Bürgerservice, Rechts- und Ordnungsangelegenheiten.  Foto: Römer
  • Abschied genommen von seinen Mitarbeitern, Kollegen der Stadtverwaltung und diesem Schreibtisch hat inzwischen Reinhard Birck, stellvertretender Fachbereichsleiter Bürgerservice, Rechts- und Ordnungsangelegenheiten. Foto: Römer
  • hochgeladen von Roland Römer

Erst einmal 14 Tage Fuerteventura, später ein paar Städtereisen mit seiner Frau Maria – vielleicht. Wie auch immer: Nach 51 Jahren im Dienste der Stadtverwaltung, sechs Stadtdirektoren und acht Beigeordneten hat sich Reinhard Birck seine Auszeit verdient.

Am 4. April 1961, direkt nach Ostern, hatte den damals 13jährigen nach Abschluss der Hauptschule Heggerfeld seine Mutter (die jetzt auch an seiner Verabschiedung teilnahm) am Rathaus in die Ausbildung „abgegeben“. Kurz danach war er, wie er lachend erzählt, so fit in „knicken, lochen, heften“, dass er bei Olympia hätte antreten können.
„Als Lehrling musste ich damals alles machen“, erinnert er sich. „Selbst auf einem Müllwagen habe ich mal gesessen und Mülltonnen gezählt oder auch Wohnungen ausgemessen. Im Magazin gab es nur alt gegen neu. Wer einen neuen Bleistift brauchte, musste seinen Stummel abgeben, sonst gab‘s keinen.“ Was es auch nicht gab, das waren Kopiergeräte, dafür aber Blaupapier für die Durchschläge oder Abschriften.
Als sein Glück bezeichnet der heute 65jährige, der während seiner Berufslaufbahn studierte und Diplom-Verwaltungswirt wurde, dass er zum Ordnungsamt kam und ihn Amtsleiter Willi Schüssler unter seine Fittiche nahm. Das sei für ihn genau das Richtige gewesen, sagt er heute – auch wenn er manche Tage zwölf Stunden arbeiten musste und auch die ein oder andere dienstliche Sitzung bei Willi Schüssler zu Hause stattfand.
Reinhard Birck erinnert sich an (fast) alles: an Tumulte bei Ratssitzungen; an die Sportgemeinschaft der Stadtverwaltung, von denen viele der Fußballer später Amtsleiter wurden und so manches „auf dem kleinen Dienstweg“ geregelt werden konnte; an die Sprengung des Mädchen-Gymnasiums an der Bismarckstraße, als eine Fassade partout nicht fallen wollte; an viele Bombenfunde; an Evakuierungspläne; an die missglückte Sprengung des Schornsteins am Gemeinschaftswerk, weil der Riese einfach stehenblieb; an den Transport und die spätere Sprengung hochexplosiver Stoffe vom Schamberg aus; an Tagesbrüche etwa an der Dahlhauser Straße; an Planungen rund um die Schweinegrippe.
Eine Zusatzausbildung als Standesbeamter hat Reinhard Birck auch durchlaufen. 380mal schloss er den Bund der Ehe, einmal sogar im Kreißsaal.
Apropos Zahlen: Reinhard Birck hat genau nachgerechnet: 279 Wochen „ordnungsbehördlichen Bereitschaftsdienst für unabweisbare Notfälle“ hat er seit 1976 gehabt und 281 Einsätze zwischen 15 Minuten und 25 Stunden (beim Brand 1993 in der Unionstraße).
Bis zuletzt war Reinhard Birck zuständig für Großveranstaltungen in Hattingen wie Altstadtfest und Rosenmontagszug.
Und jetzt der Ruhestand, der so ruhig für den Organisations- und Planungsliebhaber gar nicht werden wird. Beim TuS Hattingen, dem er seit Jahrzehnten angehört, wird der Vize-Präsident des Gesamtvereins in der Geschäftsstelle mitarbeiten. Damit ist er auch der Ansprechpartner der Stadtverwaltung in Sachen Kunstrasen am Wildhagen. Nordic Walking will er verstärkt machen, der Gesundheit zuliebe, und sich ein Fahrrad anschaffen, sich um seine Patchwork-Familie kümmern und da besonders um die beiden Enkelkinder (20 Monate und drei Monate).
Auch wenn er seine Mitarbeiter bei der Stadtverwaltung vermissen wird, so können die sich auf eines gefasst machen, wie Reinhard Birck schmunzelnd meint: „Ich bin keiner, der morgens dort in der Tür stehen wird und sagt: Lass mich rein! Ich habe den Laden gern geleitet und Verantwortung übernommen, aber jetzt müssen andere ihren Weg finden.“
Wieder besetzt wird seine Stelle des stellvertretenden Fachbereichsleiters Bürgerservice, Rechts- und Ordnungsangelegenheiten nicht mehr. Seine Aufgaben teilen sich künftig Fachbereichsleiterin Christine Freynik und Ralf Weber.

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

4 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.