Nach 18 Jahren endlich volljährig
Achtzehn Schulen aller Schultypen hat Manfred Wussow (49) in seinem Schulleben bisher erlebt. Zum Glück nicht unfreiwillig als Schüler, sondern freiwillig in seiner Lehrerkarriere. Jetzt ist er seit mehreren Monaten Schulleiter der Realschule Grünstraße und sagt von sich selbst, er sei nun wohl angekommen. Einweiterer Wechsel sei doch sehr unwahrscheinlich.
Ein umtriebiger Geist sei er, das sagt Manfred Wussow von sich selbst. Er lerne gern Neues, genieße den Blick über den Tellerrand. Doch er sagt auch: „Hier in Hattingen bin ich angekommen.“
Wohnhaft in Langenberg, könnte er sich durchaus den Umzug nach Hattingen vorstellen. Chemisch geprägt sei seine Familie. Seine Zwei Söhne sind erwachsen, einer Student, einer noch Schüler. Praktische Erfahrungen hat dieser bei Bayer gesammelt. Ein Bruder von Manfred Wussow arbeitet in Leverkusen beim Chemiekonzern und Wussow selbst unterrichtet Chemie und Biologie. „Es ist faszinierend und man muss den Schülern eigentlich begreiflich machen, wie sehr Chemie den Alltag bestimmt. Mit dem Lernen der chemischen Formeln allein kann man keinen locken.“ Und berichtet kurz von der Phosphorsäure, die im braunen Lieblingsgetränk der Jugendlichen enthalten ist.
Sein naturwissenschaftliches Interesse lebt er in der Realschule, denn die Schule ist im MINT-Programm, einem naturwissenschaftlichen Schwerpunktprogramm, unterstützt und gefördert von den Arbeitgeberverbänden. Das ist harte Arbeit und in den Experimentiercamps erfahren die Schüler viel mehr als nur chemische Formeln.
Der zweite Schwerpunkt der Schule ist der bilinguale Gesellschaftsunterricht, der in Englisch erteilt wird. „Meine letzte Schule in Dortmund hatte Schüler, die zu siebzig Prozent einen Migrationshintergrund hatten. Da haperte es oft mit der deutschen Sprache. Hier ist das total anders und der bilinguale Zweig ist auch sehr interessant“, so Wussow. Überhaupt habe er erfreut festgestellt, wie höflich und freundlich die Schüler hier seien – der Schreiber der Zeilen kann dies übrigens bestätigen, denn wie so oft wurde ich freundlich von einer Schülerin zum Schulleiter begleitet.
Gut findet Wussow auch „Lady and Gentleman-Kurse“. Hier geht es um Benehmen und um mehrere Generationen. Denn gemeinsam mit älteren Menschen sollen diese Kurse dem einen Benehmen beibringen und den anderen die neue Technik wie zum Beispiel Computer, SMS, aber auch die „neue Sprache“ der Jugendlichen. Dieses Projekt kennt Wussow auch von anderen Schulen. Es wird gefördert von der Gelsenwasser AG im Rahmen der Mehrgenerationenprojekte.
Der versierte Schulleiter ist zwar Neuem gegenüber stets aufgeschlossen, für den Modellversuch der Gemeinschaftsschule interessiert er sich allerdings nicht. „Ich halte diesen Versuch für eine billige Version der Gesamtschule. Die Konzeption ist dürftig, zu wenig ausgearbeitet. In der Schullandschaft wechselt sich eine Reform mit der nächsten ab. Leider bleibt den Schulen und den Schülern kaum Zeit, die Reformen zu verarbeiten und im Alltag zu erproben. Je nach Farbe der Regierungen gibt es immer wieder Veränderungen. Das macht es sehr schwer. Und das Geld für den Modellversuch hätte man sinnvoller investieren können. Ich bin sehr gespannt, ob die Eltern, die bei dem Fragebogen eine positive Neigung angekreuzt haben, ihr Kind dann auch wirklich zur Gemeinschaftsschule schicken, wenn diese denn in Hattingen und Sprockhövel tatsächlich kommt.“ Mit der Qualität der Realschule ist Wussow sehr zufrieden. „Wir haben im letzten Jahr die Qualitätsanalyse hier im Haus gehabt und die hat gute Ergebnisse bestätigt, die über dem Landesdurchschnitt liegen. Ich finde, damit kann man sehr zufrieden sein. Mein Ziel ist es, gemeinsam mit dem Kollegium dafür zu sorgen, dass das auch so bleibt.“
Und wenn dem umtriebigen Schulleiter, der auch gerade noch die Website der Schule umgestaltet, privat noch etwas Zeit bleibt, dann genießt er seine Familie und liest – neben den erforderlichen Amtsblättern auch gerne mal Krimis, beispielsweise von Dan Brown.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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