Mit 92 Jahren ersten Roman geschrieben
Friedrich Siwitza ist 92 Jahre alt und hat in seinem Leben viel erlebt. Sehr viel. Doch mit 92 Jahren setzt man sich nicht einfach zur Ruhe und schwelgt in Erinnerungen – nein, Friedrich Siwitza schreibt auf. Seine Erinnerungen zum einen, Romane zum anderen. Jetzt stellt er sein neuestes Werk „Aufgalopp zum Gestüt“ vor.
„Plennybrot und Nadelwasser“, hinter diesem Titel verbergen sich die Kriegserinnerungen von Friedrich Siwitza, die er in seinem ersten Buch 2008 veröffentlichte. Damals noch unter dem Pseudonym Leonhard Schreiber, denn zu schmerzhaft waren die Erinnerungen an die damaligen Ereignisse.
Jetzt ist sein erster Roman „Aufgalopp zum Gestüt“ erschienen – unter seinem „richtigen Namen“. Während Friedrich Siwitza sein Erstlingswerk noch mit der Schreibmaschine schreiben ließ, hat er seinen ersten Roman alleine geschrieben – nicht etwa mit der Schreibmaschine, sondern mit dem Laptop. Diese Arbeitsweise hat er sich mit 90 Jahren noch selbst beigebracht. Sein Neffe Günter Siwitza, den Sprockhövelern vor allem durch Jahrzehnte bei der Feuerwehr ein Begriff, ergänzt: „Man darf nicht aufhören zu lernen. Dann bleibt man auch jung“.
Das trifft für Friedrich Siwitza in jedem Fall zu. Natürlich, die Knochen wollen manchmal nicht mehr so richtig, aber trotzdem lebt der Senior noch allein in seiner Wohnung und ist geistig topfit. Das zeigt auch sein neuer Roman. „Aufgalopp zum Gestüt“ ist eine Geschichte von schönen Frauen und edlen Pferden. Auch hier gibt es viele Anknüpfungspunkte zum Leben des Friedrich Siwitza. „Als wir im Jahre 1921 nach Sprockhövel zogen, hat mein Vater hier den Hof ‚Auf Wiggers‘ gekauft und hier gehörte der Umgang mit Pferden und Milchkühen zu meinem Alltag. 1933 nach der Schule haben mich meine Eltern auf einen größeren Hof in Dortmund untergebracht.“ Später war Siwitza in zwei landwirtschaftlichen Lehrbetrieben in der Pferde- und Rinderzucht tätig. Außerdem besuchte Siwitza die Landwirtschaftsschule. Im April 1939 trat er seine erste Stelle als Gutsverwalter an.
Inhalte dieser Arbeit spiegeln sich wieder in den Gesprächen der Romanfiguren: Vier adelige Freundinnen treffen sich im Berlin der Nachkriegszeit auf der Grünen Woche und beschließen, sich zukünftig mindestens viermal im Jahr gegenseitig zu besuchen. Sie alle bewirtschaften benachbarte Güter in Holstein. Ihre Gespräche drehen sich um die wirtschaftliche Situation der Gestüte, um Erinnerungen an Ostpreußen und die Aufzucht von edlen Pferden, aber auch um die Familienbeziehungen.
Vor allem die Liebe zu Pferden wird immer wieder deutlich – nicht nur bei den Romanfiguren, sondern auch bei Friedrich Siwitza. In Kriegszeiten ritt er als Meldekurier oft dreißig bis vierzig Kilometer pro Nacht auf russischen Reitpferden. Und auch später blieb seine Liebe zu den Tieren erhalten.
Friedrich Siwitza ist, genau wie sei Neffe Günter, ein Sprockhöveler Urgestein. So nimmt an der Vorstellung des neuen Buches auch Bürgermeister Dr. Klaus Walterscheid teil. Auch er würdigt die Leistung des Seniors, der an seinem neuen Buch drei Monate geschrieben hat.
Ein weiteres Werk liegt bereits beim Verlag und soll zum Jahresende erscheinen. Und: Friedrich Siwitza hat schon ein neues Werk im Kopf und Teile davon bereits in seinem Laptop.
uFriedrich Siwitza, Aufgalopp zum Gestüt, ISBN 978-3-940281-22-7, BuchWerkstatt Berlin, 12 Euro, erhältlich über den Buchhandel.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.