Mein Wort zum Sonntag: Die Sache mit der Moral

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Moralphilosophie befasst sich damit, welches Handeln gut ist und welches schlecht ist, wie wir uns richtig oder falsch verhalten.
Man nehme die folgenden Aussagen:
1. „Wasser besteht aus Wasserstoff und Sauerstoff.“
2. „Es gibt noch kleinere Teilchen als das Atom.“
Diese Aussagen können nur wahr oder falsch sein.

Und dann diese 2 Aussagen:
1. „Völkermord ist moralisch falsch.“
2. „Polygamie ist moralisch falsch.“
Können auch die beiden letzten Aussagen nur wahr oder falsch sein? Oder sind es eher Meinungen, im Gegensatz zu wissenschaftlichen Aussagen wie „Wasser besteht aus Wasserstoff und Sauerstoff“ und „ein Atom ist nicht das kleinste Teilchen der Materie.“

In der Philosophie gibt es eine Denkweise, den sogenannten Objektivismus, der meint, auch Moral könne objektiv wahr oder falsch sein, unabhängig von der jeweiligen Kultur, es gebe objektive moralische Fakten.

Dagegen hält die Richtung des Relativismus: Zwar können moralische Aussagen wahr oder falsch sein, aber was sie sind, hängt von der jeweiligen Kultur, dem Zeitalter und von der jeweiligen Bevölkerungsgruppe ab.
„Sex vor der Ehe ist nicht erlaubt.“ Dem wird die Gruppe strenggläubiger Katholiken zustimmen, aber wohl nicht der ungläubige Playboy.
„Das Schächten von Tieren ist moralisch falsch.“ Dieser Aussage stimmt der Tierfreund zu, aber nicht ein strenger Moslem.
Welcher Richtung stimmen Sie eher zu, dem Objektivismus oder dem Relativismus?

Eines sollte man aber vor Augen haben: Man benötigt keine Kirche oder Religion um moralische Werte zu haben.
Die Philosophie der Moral (Ethik) war schon ein Thema bei den alten griechischen Philosophen, weit vor den Entstehung von Christentum, Islam und anderen religiösen Glaubenssystemen.
Aristoteles führte die Ethik als eigenständige philosophische Richtung ein – im 4. Jhrd. vor Christus (v.u.Z.).
Sicher: Davor wurde von diversen Israeliten schon das Alte Testament verfasst (möglicherweise 1200 bis 200 v.u.Z.).
Gewiss: Ohne Zweifel hat Religion und Kirche zur Ausprägung heutiger Moral beigetragen.
Doch ich meine, die Frage „was müssen wir tun“, "was ist das Richtige zu tun und was ist das Falsche zu tun", ist schon so alt wie die Menschheit.

Aber in einem weitverbreiteten Verständnis sind Religion und Moral untrennbar.
Gut ist das, was ein Gott verlangt, schlecht ist, was ein Gott verbietet. Und gut soll sein, was natürlich ist, schlecht soll sein, was nicht natürlich ist. Die katholische Moralauffassung z.B. basiert auf der Annahme von göttlich gesetztem Naturrecht, von Gott geschaffen, nach göttlichem Plan funktionierend.

Menschen, die nicht an Götter glauben, wird oft unterstellt, sie seien amoralisch, gerne zitiert man Dostojevskys Ivan Karamazov, der meinte
“Wenn es keinen Gott gibt, bin ich frei, meinen Nachbarn zu vergewaltigen.”

Aber auch nichtreligiöse Menschen haben Moral, sie basiert auf Vernunft, Gewissen, Humanismus, Mitgefühl, auf Dingen, die sich im sozialen Miteinander bewährt haben, etc. pp.

Die Religion hat kein Monopol auf moralische Werte.

Ich wuensche Ihnen einen entspannten Sonntag.

Autor:

Ulrich Jean Marré, M.A. aus Essen-Ruhr

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