Mein Wort zum Sonntag: Das Richtige tun
Der Besitzer eines (fiktiven) Hattinger Lottogeschaefts hat ein paar Kunden, die etwas langsam denken, und bei der Herausgabe des Wechselgeldes koennte er sie leicht zu seinem Vorteil uebers Ohr hauen. Doch er tut es nicht, wechselt immer korrekt, weil er meint es koennte doch mal herauskommen, wuerde sich herumsprechen, seine Reputation koennte leiden, er wuerde in der Folge viele Umsaetze verlieren.
Mit der Herausgabe des korrekten Wechselgeldes tut er das Richtige.
Aber genuegt das?
Nein, sagt der deutsche Philosoph Immanuel Kant (1724 – 1804)
Man muss nicht nur das Richtige tun, man muss es auch aus den richtigen Gruenden tun.
Kant, von dem gesagt wird er sei als Jungfrau gestorben, hat erst mit 57 sein erstes grosses Werk publiziert, die "Kritik der reinen Vernunft"
[Kants grundlegendes Werk dreht sich um zwei Fragen: Was ist das Hauptprinzip der Moral, und wie ist Freiheit moeglich?]
Das Prinzip der Moral ist bei Kant die Pflicht, das heisst das Richtige tun, aus dem richtigen Grund.
Den Satz "Hauptsache das Ergebnis stimmt" wuerde Kant nicht gutheissen. Fuer ihn bestimmt sich die Moral aus bestimmten Pflichten und Grundsaetzen heraus, nicht aus den Konsequenzen des Handelns (wie bei den Konsequentialisten). Fuer Kant haengt der moralische Wert einer Handlung von den Motiven ab, nicht von den Folgen.
Nehmen wir an, die Realschule Gruenstrasse fuehrte ein System gegen die Schummelei ein: Jeder Schueler, der sich schriftlich verpflichtet nicht mehr zu schummeln, bekommt 30 Prozent Rabatt in allen Hattinger Geschaeften.
Prompt schummeln viele nicht mehr. Sie tun zwar das Richtige, aber aus den falschen moralischen Gruenden, naemlich aus purem Materialismus, statt aus Ehrlichkeit und Selbstachtung.
Tun Sie das Richtige? Aus den richtigen Motiven?
Ich wuensche allen Frohe Pfingsten.
Autor:Ulrich Jean Marré, M.A. aus Essen-Ruhr |
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