Langzeittherapie ist die letzte Chance

Auf der Sonnenseite des Lebens sitzt der zwanzigjährige Angeklagte bestimmt nicht. Schon als kleines Kind gab es erste Probleme. Und Schwierigkeiten gibt es bis heute – vor allem im Bereich Cannabis- und Spielsucht.
Schon kurz nach der Grundschule fingen die Probleme des Jungen an. Große soziale Defizite wurden ihm bescheinigt. Von der Gesamtschule flog er runter und kam auf eine Förderschule. Er schaffte nur einen Abschluß der neunten Klasse. Ein anschließendes Angebot von HAZ Arbeit und Zukunft passte ihm nicht ins Konzept und als noch Diebstahl hinzu kam, war für ihn auch dieses Angebot frühzeitig zu Ende.
Seit 2006 ist er auch in Sachen Straftaten aktenkundig. Diebstahl, räuberische Erpressung, Körperverletzung, die Liste der Straftaten ist beachtlich. Mit Arbeitsstunden und Deeskalationskursen konnte man dem jungen Mann keine Erkenntnisse vermitteln. Eine Freiheitsstrafe verbüßen musste er noch nicht, er steht aber unter Bewährung. Manche Straftaten geschahen unter erheblichem Alkoholeinfluß. Außerdem hat der junge Mann große Probleme mit Cannabiskonsum und Spielsucht.
Der Besitz von 2,9 Gramm Marihuana, die bei einer Wohnungsdurchsuchung gefunden wurden, brachten ihn nun erneut vor das Jugendschöffengericht. Seine Bewährungshelferin, die noch im Juli eine sehr negative Sozialprognose aufstellte, sieht nur einen kleines Licht am Horizont. Denn mittlerweile befindet sich der Angeklagte in der Entgiftung und wird in diesen Tagen auch eine stationäre Langzeittherapie antreten – an einem Ort weit weg von Hattingen. Diese Therapie soll mindestens über 15 Wochen gehen, kann aber sogar noch verlängert werden. Für den Angeklagten eine letzte Chance, um nicht ins Gefängnis zu müssen.
Mit einem Jahr und zehn Monaten Jugendstrafe zur Bewährung bleibt das Schöffengericht noch unter den von der Staatsanwaltschaft geforderten zwei Jahren. Zwingende Auflage ist allerdings die bis zum Ende durchgeführte Therapie, um im Leben doch noch die Kurve zu kriegen.
Doch kaum ist dieser Prozeß zu Ende, gibt es schon wieder eine neue Akte mit Anschuldigungen gegen den Angeklagten. Diesmal soll er einem Kumpel Drogen verkauft haben...
Da wird ein neuer Hauptverhandlungstermin fällig.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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