Kulturrucksack: Heggerfeldschüler besuchen die Hattinger Moschee
Besuch in einer Moschee: Ein wenig aufgeregt schienen sie schon zu sein, die meisten Schüler der Klasse 4a der Grundschule Heggerfeld. Fast alle kennen eine Kirche – aber eine Moschee?
„Eigenartig“ war für die Neun- bis Zehnjährigen schon gleich zu Anfang, dass sie vor dem Betreten des Gebetsraumes die Schuhe ausziehen mussten.
Sengül Özkan erklärte mit Imam Ibrahim Akkurt, dessen Worte sie aus dem Türkischen dolmetschte, warum: „Vor Gott soll man sauber treten und an den Schuhen ist nun einmal Schmutz. Außerdem knien wir ja beim Gebet auf einem Teppich. Da ist es einfach besser, keine Schuhe zu tragen. Wir Muslime waschen uns auch vor dem Gebet. Wie, das ist genau vorgeschrieben.“
Auf die Frage einer Schülerin, wie man denn die langen Haare so schnell trocken bekomme, kam die Antwort, dass es sich nicht um richtiges, gründliches, sondern um rituelles Waschen handele.
Die Schüler erfuhren staunend beispielsweise, dass eine Wand des Gebetsraum zeigt, in welcher Richtung Mekka liegt (südöstlich), wohin beim Gebet Gesicht und Körper gewandt sind, dass während des Gebets verschiedene Körperhaltungen eingenommen werden, dass überall Gebetsketten mit 99 Perlen zum Anrufen aller im Koran genannten Namen von Allah hängen, warum Frauen einen eigenen Gebetsraum haben (damit beide Geschlechter getrennt sind und sich so ohne Ablenkung durch hübsche Beine oder Pos voll auf das Gebet konzentrieren können) und warum in der Moschee anders als in Kirchen keine Bilder zu finden sind: „Im Koran heißt es, wir sollen uns kein Bild von Gott machen, also machen wir das auch nicht.“
Imam Ibrahim Akkurt, der nur fünf Jahre in einer Stadt bleibt und dann den Ort wechselt, trug den Ruf eines Muezzin vor, der für westeuropäische Ohren sehr gewöhnungsbedürftig klingt.
Das gute Dutzend wissbegieriger Schüler lernte danach, dass der Koran aus 114 Suren (Kapitel) besteht und auf Arabisch geschrieben ist, was sich in dem Buch von hinten nach vorne liest, und dass der Freitag der wichtigste Tag zum Beten ist.
Und dass ein Imam der „Vorbeter“ ist. Imam Ibrahim Akkurt beispielsweise kann den Koran auswendig und es dauert bis zu 15 Jahre, bis ein Berufener, der bis zum fünften Schuljahr „normale“ Schulen besucht, endlich nach viel lernen und studieren Imam ist.
Als sie schließlich durch Nina Kliemke (VHS) auf deutsch eine Passage aus dem Koran vorgelesen bekamen, war schon wieder staunen angesagt, ging es dabei doch um Maria und Jesus, der im Islam als Prophet gilt.
Nach so viel Wissen bekamen die Kinder vom Moscheeverein hinterher Capri-Sonne und Mars zur Stärkung.
Um einmal den Weg „andersrum“ zu gehen, hatte Klassenlehrerin Hannelore Hegemann den Moschee-Besuch mit den Schülern entgegen sonstiger Gepflogenheit nicht im Unterricht vorbereitet.
Aber das Angebot der Volkshochschule im Rahmen des Kulturrucksacks sei so spontan gekommen, „da hatten wir gar keine Zeit uns richtig vorzubereiten“, meinte die Lehrerin dem STADTSPIEGEL gegenüber. „Der Besuch hier war ja wie ein schönes Geschenk. Man brauchte eigentlich nur Ja zu sagen, denn die VHS, also Projektleiterin Nina Kliemke und Petra Kamburg, hatten alles schon organisiert. Wir werden den Moschee-Besuch in der Klasse jetzt natürlich gründlich aufarbeiten.“
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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