"KOBEMA-Seele" geht in Altersteilzeit
Es ist wohl nicht verkehrt, sie als die „Seele der Stadtverwaltung“ zu bezeichnen: Uschi Weikamp (59) geht zum Monatsende in Altersteilzeit. Will heißen: Sie verlässt ihren angestammten Arbeitsplatz. Damit verliert das KOBEMA, das Kommunikations- und Beschwerdemanagement der Stadt Hattingen, zunächst einmal sein Gesicht.
Schon vor ihrer 14jährigen Tätigkeit bei der Stadt Hattingen war sie für die Hattinger keine Unbekannte: Fünf Jahre arbeitet sie in der Anzeigenabteilung des STADTSPIEGEL, bevor sie zur Stadt ins Presse- und Informationsbüro wechselte. Damals, so erinnert sie sich, wurde KOBEMA aus der Taufe gehoben und sie fing fast bei Null an. Erste Notizen wurden noch handschriftlich geführt, Listen gab es keine und in 14 Jahren baute Uschi Weikamp ein aufwändiges System mit vielen Ansprechpartnern auf, um den Bürgern helfen zu können.
Die hatten, um mit Uschi Weikamp sprechen zu wollen, in der Regel die Infoline Telefon 204-3030 gewählt. „Viele von ihnen mussten erstmal Dampf ablassen, weil sie oft schon durch verschiedene Instanzen gejagt worden waren“, so Uschi Weikamp. „Ich habe dann erstmal nichts gesagt. Irgendwann wurde meistens gefragt, ob ich überhaupt zuhöre, was ich bejaht habe. Dann konnte man meistens mit den Menschen ruhig sprechen und nach einer Lösung für ihr Problem suchen. Manchmal konnte ich selbst helfen, manchmal habe ich die Lösung über den Fachbereich gesucht. Die Menschen wissen in der Regel nicht, an wen sie sich bei der Verwaltung wenden sollen.“
Und deshalb war Uschi Weikamp Ansprechpartnerin für fast alles. Mal war es eine Beschwerde über Müll, kaputte Straßenlaternen, Gehwege, Winterdienst oder ähnliches. Dann wieder war es eine schlichte Frage, an wen bei der Verwaltung man sich wenden müsse. Dann wurde sie gebeten, einen Kindergeburtstag auszurichten und ein Programm zu erarbeiten oder eine junge Frau war telefonisch auf der Suche nach dem jungen Hattinger aus letzten Urlaub. Mit Ausnahme von anonymen Anfragen versuchte sie immer zu helfen. „Anonyme Anfragen leite ich nur weiter, wenn ich eine Kindeswohlgefährdung vermuten kann“, sagt sie.
Nicht immer wollten die Bürger nur ihre Wut los werden. Manchmal wollten sie nur, dass ihnen jemand zuhört und sich ihrer Sorgen annimmt.
So die Frau, die eine Körpercreme gekauft hat und feststellte, dass sie auf der Haut vollkommen zäh wurde. „Der habe ich das Gesundheitsamt empfohlen“. Oder der Fuchs vom Flachsmarkt, der die Anwohner des Altenheimes besuchte und Stoffpuppen stahl. Hier war ein Besuch der Altenbetreuung mit dem Förster nötig.
„Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Und obwohl ich nicht mehr in Hattingen wohne, lebt noch Familie hier, die ich regelmäßig besuche. Ohne Hattingen kann ich einfach nicht“, lacht sie, freut sich aber auch darauf, dass sie ihren Hobbys nun mehr Zeit und vor allem Ruhe widmen kann. Städtetouren, Wandern, langweilig wird es ihr nicht.
Für die Zukunft wünscht sie sich aber auch, dass KOBEMA nicht dem Rotstift zum Opfer fallen wird. „Gerade in einer Zeit wie dieser ist es schön, wenn man dem Bürger auch etwas Service bieten kann und mal Dinge erklärt.“
Die Stelle von Uschi Weikamp wird nicht neu besetzt. Ihre Aufgaben werden verteilt und KOBEMA soll zukünftig vom Hauptamt miterledigt werden.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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