"Kneipe unplugged"
(von Alex Winkelnkemper)
„Früher war alles besser!“ Mit spöttischem Unterton hat wohl jeder schon einmal diesen Satz geäußert.
Was mich aber schockiert: In meinem Freundeskreis beginnen die ersten Menschen das wirklich Ernst zu meinen! Da ertappen wir uns zum Beispiel an der Theke dabei, wie wir feststellen, dass wir heutige Kinder und Jugendliche nicht mehr verstehen. Dabei sind wir selbst erst Mitte 20!
Es gibt aber wirklich so einige Eigenheiten in meiner direkten Nachfolge-Generation: Am Nachbartisch sitzt eine Gruppe 16-jähriger in der Sonne des Bermuda-Dreiecks. Die fünf Freunde schweigen sich an und hacken auf ihre Smartphones ein. Wahrscheinlich kennt jetzt ganz Facebook ihre Meinung zu den Landtagswahlergebnissen – nicht aber die Kumpels direkt gegenüber.
Wenig später ziehen wir um in den Stadtpark. Im Gepäck: Hängematte, Liegedecke, Grill und Gitarren. Während wir gerade in einer nicht unbedingt zielführenden Debatte über das Fortuna-Debakel versinken, während im Hintergrund jemand die Gitarre stimmt, setzt sich eine etwas jüngere Gruppe neben uns. Fassungslos lauschen wir den blechernen Klängen ihres Handys in der Mitte, während die Gruppe sich wieder hektisch tippend ihren Smartphones widmet.
Eine Bar hat sich des Problems schon angenommen: Am Eingang steht ein Körbchen voller Handys, darüber hängt ein nettes Schild: „In dieser Kneipe sind Deine Freunde real!“
Früher war vielleicht nicht alles besser - aber wenigstens unplugged.
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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