Jung, modern und Pfarrerin?
(von Minou Wallesch) „Konservativ und prüde. Eine die bestimmt den ganzen Tag betet und nur in der Kirche rumhängt“ – gängige Vorurteile über Theologiestudenten?
„Vor vielen muss ich mich rechtfertigen, warum ich überhaupt gläubig bin“, erzählt Theologiestudentin Julia Kreuch. Sie studiert seit ihrem Abitur am Gymnasium Holthausen im letzten Jahr evangelische Theologie an der Ruhruni Bochum.
Ihr Ziel ist es nach ihrem Abschluss im Raum Westfalen als Pfarrerin zu arbeiten. Für einen Menschen in ihrem Alter eine eher ungewöhnliche Berufswahl. Deshalb stolpern wohl auch viele darüber. Dabei ist Julia Kreuch eine ganz normale Studentin. Sie geht gerne mit ihren Freundinnen weg, spielt Handball und wohnt mit ihrem Freund zusammen.
„Theologiestudenten die dem Klischee entsprechen gibt es natürlich auch. Aber die gibt es immer. Auch bei anderen Studiengängen. Maschinenbauer zum Beispiel...“, lacht sie.
In ihrer Familie heißt es, wie bei vielen anderen: Weihnachten und Ostern geht es in die Kirche. „Meine Eltern haben mich nie in meinem Glauben beeinflusst oder zu etwas gezwungen“, sagt Julia Kreuch. Die ersten Berührungspunkte wurden im Kindergartenalter durch die Gemeinde Winz-Baak hergestellt. Die Kinderbibelwochen waren für sie damals Wochen voller spannender Geschichten. Jesus war da noch genauso ein Held wie Robin Hood oder Harry Potter. Mit ihrem Glauben hat sie ihn erst viel später in Verbindung gebracht. „Die großen Taten in den Jesus-Geschichten haben mich als kleines Kind sehr fasziniert“
So richtig mit ihrem Glauben auseinandergesetzt hat sie sich zum ersten Mal während ihrer Konfirmandenzeit.
„Da ist mir erst bewusst geworden, dass ich glaube“
Seit dieser Zeit hat sich ihr Glaube immer weiter entwickelt, wie sie sagt. Gerade jetzt in ihrem Studium lernt sie immer wieder neue Sachen über Glauben und Kirche.
Seit sie 13 Jahre alt ist engagiert sie sich aktiv in der Kirche. Hauptsächlich in der Kinder und Jugendarbeit bei 4K. Sie fährt mit auf Konfi-Freizeiten, bereitet Gottesdienste in ihrer Gemeinde Winz-Baak vor und wirkt auch daran mit.
In den Gottesdiensten versuchen sie immer aktuelle Themen zu behandeln und sie so zu verpacken, dass auch Jugendliche Spaß am Gottesdienst haben. „Ein Gottesdienst stand mal unter dem Motto: ‚Müsli – die Milch machts‘. Wir Menschen sind genauso unterschiedlich wie Rosinen, Haferflocken und Nüsse. Die Milch ist das was die verschiedenen Zutaten eines Müslis erst geschmackvoll verbindet. Gott ist für die Menschen wie die Milch fürs Müsli“, erzählt Julia Kreuch.
Pfarrerin ist für sie ein Beruf wie jeder andere. Sie hat sich dazu entschieden, weil er genau das mitsichbringt, was sie sich vorgestellt hat.
„Ich will einen Beruf ausüben der sehr vielseitig ist. Es muss immer wieder neue Situationen geben, die ich meistern muss. Als Pfarrerin habe ich mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun. Das ist ziemlich spannend.“
Mit anderen Menschen in einen Dialog treten ist Julia Kreuch ziemlich wichtig. „Ich möchte meine Freude am Glauben teilen“ Deshalb diskutiert sie viel. Mit Zweiflern, Mitstudenten, ihren Professoren und Freunden. In einen Dialog, oder Monolog – je nachdem wie man es sehen möchte – tritt sie auch mit Gott. Was ‚er‘ ist, kann sie nicht genau sagen: „Für mich ist er alles“, erklärt sie „mein Gottesbild ist aber auch noch nicht ausgereift.“ Beten tut sie allerdings wirklich (klischeehaft) regelmäßig. Mal laut, mal leise, mal ähnlich wie ein Gebet in der Kirche, mal ganz anders. „Das hängt ganz von meiner Stimmung ab.“
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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