Hospiz macht Schule: Vom Tod und Sterben
Grundschulkinder und eine Projektwoche zum Thema Tod und Sterben? Eine ungewöhnliche Idee, die der Ambulante Hospizdienst Witten/Hattingen erstmals an einer Schule in Hattingen durchführte. Die Klasse 4a der Bruchfeldschule mit ihrer Lehrerin Monika Steinau hatte sich auf dieses Wagnis eingelassen.
„Hospiz macht Schule“ wurde von der Hospizgruppe Düren entwickelt und von 2005 bis 2008 vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. 2008 wurde das Modellprojekt mit dem Pulsus-Preis in der Kategorie „Kampagne des Jahres“ ausgezeichnet.
Jetzt startete eine erste Projektwoche mit ehrenamtlichen Mitarbeitern des Ambulanten Hospizdienstes Witten/Hattingen an der Bruchfeldschule.
„Fünf Tage gehen wir gemeinsam in eine Klasse und führen die Schüler altersgerecht an das Thema heran“, berichtet Beate Achtelik, Koordination Regionalgruppe Hattingen des Ambulantes Hospizdienstes. „Am ersten Tag ging es um persönliche Wandlungserfahrungen, am zweiten Tag um Krankheit und Leid, am dritten Tag um Sterben und Tod, am vierten Tag um Traurigsein und am letzten Tag um Trost und Trösten.“
Einen hautnahen Blick auf Kinder und Projekt warf der STADTSPIEGEL an dem Tag, als es um das Traurigsein ging. Die Kinder sahen zunächst einen kurzen Film über eine Beerdigung. Dann sollten sie selbst über ihre Erfahrungen berichten.
„Ich war schon bei einer Beerdigung. Da hat man über den Toten gesprochen“, erzählt Tim. „Ich war da ganz traurig“, sagt Johann. „Wir haben das Lieblingsessen von dem Toten gegessen, als wir nach der Beerdigung alle zusammen waren“, meint Frederik. „Ja, das hatten wir auch. Reis und Spiegelei und Fisch“, meint Celina.
Viele Kinder haben den Tod der Großeltern schon erleben müssen. Ein Kind hat nach langer Krankheit den Tod eines Elternteils gerade eben erlebt.
„Das Projekt ist freiwillig für die Kinder. Sie konnten an jedem Tag neu entscheiden und hätten in der Parallelklasse auch Unterricht machen können. Sie sind aber alle geblieben, auch die persönlich zur Zeit sehr betroffenen Kinder. Die Mitarbeiter des Hospizdienstes haben die Kinder gut aufgefangen und die Rückmeldungen der Eltern sind sehr positiv, obwohl viele von ihnen am Anfang sehr skeptisch waren“, berichtet Klassenlehrerin Monika Steinau.
Nach dem Film und den persönlichen Erfahrungen hören die Kinder die Geschichte von Löwenzahn, der sein gelbes Blütenkleid verliert, ein weißes Tanzkleid bekommt, mit dem Wind spielt und, ohne Wurzel, vergehen muss, bevor neues Leben entsteht. Nach der Geschichte dürfen die Kinder selbst eine Pflanze eintopfen.
„Es hat natürlich beim Projekt auch traurige Phasen gegeben und die Kinder haben geweint. Aber sie wurden nicht in dieser Traurigkeit gelassen. Es gab viele fröhliche Momente“, so Monika Steinau weiter.
So ist es auch an diesem Morgen. Es wird gelacht und die Kinder wirken nicht traurig. „Wichtig ist es, Wege aufzuzeigen, die aus der Traurigkeit herausführen. Zumal Traurigkeit nicht immer mit Tod verbunden ist. Die Kinder kennen Traurigkeit durch viele Dinge im Alltag“, erklärt Beate Achtelik.
Für die Schule war das Projekt kostenlos. Die Mitarbeiter des Hospizdienstes kamen ehrenamtlich, die Materialkosten zahlt der Hospizdienst durch Spenden und das Benefizkonzert am 27. und 28. Oktober in der Aula der Gesamtschule Welper. Dann findet die „Sternenlicht-Revue“ statt. Dahinter verbirgt sich das Musical „Starlight Express“, nachgespielt von etwa 35 Kindern. Karten gibt es ab sofort in der Stadtbibliothek, bei Hattingen Marketing und im Modellbahnland, Raabestraße 44.
Info zur Hospizarbeit: Telefon 0201/485381.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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