„Hola Alemania, mir geht es gut in Chile“
(von Eve Niemann)
Die Zeit vergeht und Eve Niemann lebt schon seit rund fünf Monaten als Gast in Chile. Der STADTSPIEGEL berichtete über die Hattingerin, die sich zwischendurch immer mal wieder meldet. Auch jetzt denkt sie an die alte Heimat.
„Hola Alemania. Mir geht es gut. Rund fünf Monate schon bin ich in Chile – kaum zu fassen. Natürlich bin ich einerseits erfreut, dass ich noch fast sieben Monate hier leben darf und dass ich schon viel geschafft habe, und das, was ich hier habe, die Eindrücke, die Erinnerungen, die kann mir keiner mehr nehmen.
Deutsch verlerne ich auch schon ... Aber andererseits habe ich trotz der vielen unglaublichen Tage und der neuen Erfahrungen auch schlechte Tage, an denen ich meine Familie und meine Freunde sehr vermisst habe. Gerade momentan, wo ich immer wieder höre, was meine Stufe für eine besondere Zeit hat, mit dem Abschluss, den Vorbereitungen des weiteren Lebenswegs und dem Ganzen – sie fehlen mir alle schon sehr!
Ja, jetzt dann mal wieder zu den Dingen, die mir die guten Tage verschafft haben.
In meiner wunderschönen Kleinstadt San Fernando, die keiner kennt (ein bisschen wie Hattingen hier – aber wir haben schließlich eine ,Shopping Mall‘, so etwas wie das Reschop Carré), hat – ob man es glaubt oder nicht – eine Disco aufgemacht. ,Sala Ex‘ heißt sie und zur Eröffnung waren so ziemlich alle Jugendlichen meiner Stadt da. Schade, dass die Discos nicht so groß sind wie in Deutschland, denn es war ziemlich überfüllt. Doch es war wieder ein ganz besonderer Abend mit meinen Chicas (Freundinnen).
Außerdem war der Geburtstag meiner Schule im Juni, was hier richtig groß gefeiert wird, eine Woche lang. Das Ganze plant die vierte Stufe, die Abschlussklasse.
Und es werden Choreografien einstudiert mit professionellen Tanzlehrern. Es hat viel Spaß gemacht. So etwas habe ich noch nie gesehen.
Zum Beispiel: Montags bis mittwochs haben wir nur nachmittags Aktivitäten gemacht wie ein ,CarRace‘, ein Seifenkistenrennen, und Eierlauf und so was.
Aber ab Donnerstag ging es dann los. Wir hatten ,Limbo‘ – nein, nicht tanzen: Da wurde eine Show organisiert mit lustigen Videos von Schülern und allem! Selbst die Lehrer mussten tanzen und singen!
Freitag hatten wir ein Fußballturnier. Und Samstag war dann der entscheidende Tag, weil wir da die Choreografien aufgeführt haben und wir die ganze Woche dafür auch noch Punkte gesammelt haben. Alianza-A-Hippies gegen Alianza-B-Rockers. Ich glaube, wenn man so etwas nicht mal selbst gesehen hat, kann man sich das gar nicht vorstellen.
An einem anderen Wochenende, war ein Spendenmarathon für ,Techo para Chile‘, was heißt ,Ein Dach für Chile‘. Das habe ich mit ganz vielen aus meinem Kurs gemacht, da habe ich richtig viel Geld bekommen, jeder erkennt mich direkt als ,Gringer‘, was sie freundicherweise zu den Ausländern sagen. Das war auch eine super Erfahrung.
Ja, wie gesagt, im Großen und Ganzen war das eine der besten Entscheidungen, die ich treffen konnte, hierher zu gehen. Alles hier ist unglaublich, meine Schule, meine Familie, meine Freunde. Und so langsam muss ich mir ein neues Tagebuch kaufen...“
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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