Hattinger Tafel bittet für sich selbst um Hilfe

Machen sich Sorgen: Geschäftsführer Jürgen Sotzek und Vorsitzende Anja Werning. Foto: Pielorz
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2003 wurde die Hattinger Tafel gegründet. 2008 wurde die Kindertafel an der Emsche gegründet, die 2011 schließen musste. Die Hattinger Tafel unterhält derzeit Räumlichkeiten an der Nordstraße, wo sich neben der Ausgabe der Lebensmittel auch ein kleines Büro befindet. 400 Kunden betreut die Tafel, zusätzlich versorgt sie drei Kindergärten mit einem regelmäßigen gesunden Frühstück. Neben vielen weiteren Aufgaben ist sie das soziale Gewissen der Stadt. Doch der Tafel gehen die Gelder aus. Mittelfristig muss sie um ihr Überleben bangen, wenn sie keine regelmäßigen Geldgeber findet.

Im Laufe ihrer Geschichte erinnert man sich an viele Aktionen der Vergangenheit. Zum Beispiel die Weihnachtspäckchen, welche die Kinder der Grundschule Börgersbruch packten, um anderen Kindern eine Freude zu machen. Zum Beispiel die Benefizveranstaltungen in der Fabbrica Italiana mit der Band Jazzpaña. Zum Beispiel „die längste Tafel der Welt“ in der Hattinger Innenstadt. Oder das muntere Treiben in der Küche der Kindertafel, wo Kinder mit frischem Mittag­essen versorgt wurden.
Von 2008 bis 2011 hatte die Tafel eine eigene Kindertafel in den Räumlichkeiten an der Emsche. Eine Kooperation zwischen St. Georgs-Kirchengemeinde, CVJM und Tafel war geboren. 2011 waren diese Räume nicht mehr zu halten. „Das Angebot wurde von den Kindern nicht mehr so angenommen, wie wir uns das gedacht hatten. Für viele Kinder war es nicht machbar, zum Mittagessen zu uns zu kommen. Ein weiterer, sehr wesentlicher Grund, waren die unglaublich hohen Betriebskosten, die wir zu zahlen hatten. Gespräche mit Vertretern der Kirchengemeinde haben damals kein Ergebnis gebracht, so dass wir uns gezwungen sahen, 2011 die Räumlichkeiten zu schließen. Dennoch haben wir weiterhin Kinder unterstützt. Wir wurden mobiler, haben Frühstück in Kindergärten gebracht. Nordstraße, Welper und St. Christopherus an der Bahnhofstraße werden von uns beliefert und in zwei Kindergärten bieten wir regelmäßig ein gesundes Frühstück mit Infos zur Ernährung an. Manche Kinder erleben hier zum ersten Mal in ihrem Leben, was ein Rührei ist“, erklärt Geschäftsführer Jürgen Sotzek.
Neben dieser Arbeit versorgt die Hattinger Tafel rund 400 Kunden, die sich regelmäßig an den Ausgabestellen mit Lebensmitteln bedienen können. Zudem holt ein Pflegedienst für seine bettlägerigen Patienten Lebensmittel bei der Tafel ab und die Caritas Suchtprophylaxe nutzt die Möglichkeit, hier Lebensmittel für das Frühstück mit ihren Therapiegruppen zu bekommen.
Soweit ist alles gut. Nur: Der Hattinger Tafel gehen die Sponsoren aus und wenn die fehlen, ist die Existenz der Tafel akut gefährdet. „Mit etwa 5.000 Euro Kosten im Monat müssen wir rechnen“, so Sotzek, der einzige hauptamtliche Mitarbeiter der Tafel, der dort für geringen Lohn arbeitet. „Dazu zählen beispielsweise die Miete für die Räume an der Nordstraße, die Betriebskosten wie eben das Fahrzeug, mit dem wir die Lebensmittel abholen.“ Neben Sotzek arbeiten zur Zeit rund 15 Ehrenamtliche bei der Tafel und neun Ein-Euro-Jobber. Die Hattinger Tafel ist dabei komplett auf Spenden angewiesen. Neben Einzelspenden fehlt vor allem eines: kontinuierliches Sponsoring. „Mit Thomas Nowinski und Thomas Kampmann vom Fitness-Studio nowifit haben wir einen wertvollen Sponsor, der uns mit Aktionen unterstützt und uns regelmäßig 200 Euro pro Monat überweist“, so Sotzek. Das aber reicht nicht, um das Überleben zu sichern. 25 Sponsoren müssten gefunden werden, die jeden Monat 200 Euro überweisen. Dann wäre die Existenz der Hattinger Tafel gerettet. Mit nur noch einem Fahrzeug ist die Tafel im Stadtgebiet unterwegs, um die Lebensmittelspenden abzuholen. Ein zweites Fahrzeug wäre im Unterhalt einfach zu teuer. Miete und Betriebskosten reißen weitere Löcher. „Wer uns als soziales Gewissen erhalten möchte, der muss uns helfen“, appelliert die Vorsitzende Anja Werning an die Öffentlichkeit.
Sehr lange warten sollte man damit nicht mehr. Die Hattinger Tafel hilft anderen. Im Moment braucht sie selbst Hilfe.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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