Hattingen: 13 neue Ersthelferkinder an der Heggerfeldschule - EvK spendet Erste-Hilfe-Koffer
"Ich, ich, ich!" Alle Zeigefinger der Kinder fliegen hoch. Sie alle wollen ran. André Steffens kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Aber er kennt die Situation schon aus langjähriger Erfahrung. Warum also sollte es ausgerechnet hier in der Grundschule Heggerfeld anders sein?
Aber der Reihe nach: 13 Kinder sind es, alle Schüler der Heggerfeldschule. Seit drei Tagen sitzen sie in der schuleigenen Bibliothek an ihren Tischen und passen vormittags zwei Schulstunden lang genau auf, was André Steffens ihnen erzählt - und vor allem auch zeigt. Schließlich wollen sie alle gute "Ersthelferkinder" werden.
Genau darum geht es nämlich bei diesem Projekt an der Heggerfeldschule: Nach ihrer "Ausbildung", wenn sie alle bestanden und ihre Urkunden erhalten haben werden, sollen sie in den Pausen, wenn es denn einmal nötig sein sollte, ihren Mitschülern helfen können und kleinere Wunden versorgen.
Daher lernen sie von André Steffens, der nach vielen Berufsjahren als Rettungssanitäter bereits seit 1996 als Erste-Hilfe-Trainer vor allem in Kindergärten und Grundschulen unterwegs ist und unterrichtet, vieles im Rahmen der Ersten Hilfe, was sie hoffentlich nie werden anwenden müssen.
An die Hand bekommen haben sie ein "Erste-Hilfe-Buch" mit kindgerechten Erklärungen und großen Bildern zum Ausmalen, wie sie sich beispielsweise bei der Hilfe bei Nasenbluten, einer Knieverletzung, aber auch bei Verbrennungen durch Wasser und Sonne verhalten müssen. Sie lernen Verbände am Kopf und an Händen und Armen anzulegen, können mit Bewusstlosigkeit umgehen und beherrschen wie selbstverständlich jetzt auch die stabile Seitenlage und ebenso, wie und unter welcher Rufnummer ein Notruf abgesetzt wird.
Kinder beherrschen die stabile Seitenlage perfekt
"Ja, genau so geht es", lobt André Steffens immer wieder, "erst den Bewusstlosen ansprechen, den Atem kontrollieren, ihn auf die Seite legen und den Kopf vorsichtig zurückdehnen." Die Kinder reißen sich geradezu darum, Opfer oder Helfer spielen zu dürfen. Und zwischendurch ist es mucksmäuschenstill in der Klasse. Die Kinder hängen dem Ausbilder regelrecht an den Lippen.
Und als Yasmin von Sena perfekt einen Kopfverband angelegt bekommt, brandet Applaus auf - wie überhaupt jede gelungene Vorführung der Kinder von ihren Mitschülern fröhlich beklatscht wird.
"Die Kinder sind per Wahl in den Klassen zwei bis vier als künftige Ersthelferkinder bestimmt worden", erzählt Fatma Tek-Cordes, Konrektorin der Grundschule Heggerfeld. Die engagierte Pädagogin hat ebenfalls dafür gesorgt, dass es nach dem Überreichen der Urkunden - alle Kinder haben bestanden - noch eine Überraschung gibt: Denn Dr. Colja Cordes, Oberarzt im Ev. Krankenhaus im Bereich plastische und ästhetische Chirurgie, hat von dort vier gespendete Erste-Hilfe-Koffer mitgebracht. Sie sollen in der Schule bleiben, können dort auch in den Fluren an der Wand befestigt werden.
Als "der Mann in Weiß", vor dem sich alle anfangs ein ganz klein wenig gefürchtet haben, ihnen die Koffer erklärt und mit ihnen gemeinsam deren Inhalt begutachtet, verlieren sie ganz schnell ihre anfängliche Scheu vor dem Arzt und drängen sich regelrecht um ihn herum, damit sie auch ja einen Blick auf den Inhalt werfen können.
"Hier haben die Kinder außergewöhnlich gut mitgemacht!"
Nach dem gemeinsamen Erinnerungsfoto - siehe oben - bringt André Steffens auf den Punkt, was eigentlich beim Beobachten der Kinder schon klar war: "So wie hier an der Heggerfeldschule ist das nicht überall. Hier haben die Kinder wirklich außergewöhnlich gut mitgemacht, schnell die Angst verloren und gemerkt, wie einfach letztlich Erste Hilfe ist. Man muss sich nur trauen." Klappt prima und hinterher gab es Applaus für Sena, die Yasmin perfekt einen Kopfverband verpasste.Foto: Römer Dr. Colja Cordes vom EvK ging mit den neuen Ersthelferkindern den gespendeten Erste-Hilfe-Koffer genau durch und erklärte ihnen den Inhalt genau.Foto: Römer
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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