Frühlingsspaziergang mit Förster Thomas Jansen
(von Cay kamphorst) „Viele Spaziergänger glauben, der Wald gehöre ihnen, aber dem ist nicht so“, informiert Thomas Jansen, Förster für den Bezirk Hattingen/Sprockhövel.
Genaugenommen ist der 39jährige Thomas Jansen Förster beim Landesbetrieb Wald und Holz und Leiter des Forstbetriebbezirks Hattingen und Sprockhövel. „Die amtliche Anrede ist dann Oberinspektor,“ lacht Thomas Jansen. „Klingt alles recht kompliziert.“ Aber so genau nimmt der sympathische Förster das mit den Titeln nicht.
Von den etwa 3000 Hektar Wald im Bereich Hattingen/Sprockhövel, befinden sich 2400 Hektar in Privatbesitz. Die restlichen 600 Hektar gehören Stadt und Kreis. „Viele Besucher glauben, der Wald gehört sozusagen ihnen, beziehungsweise der Allgemeinheit. Im Grunde spazieren sie aber größtenteils durch Privatbesitz. Von daher wäre theoretisch sogar jedes Entwenden eines Stockes Diebstahl.“ Und wer hat nicht schon den einen oder anderen Stock, Stein oder Pflanze mitgenommen? „Es hat ja auch keiner was dagegen, wenn beispielsweise eine Schnitzeljagd organisiert wird und zu diesem Zweck Bändchen in die Bäume gehangen werden“, erklärt Thomas Jansen. „Aber leider werden die Bändchen hinterher nicht wieder eingesammelt und tragen so zur allgemeinen Waldverunreinigung bei.“ Auch Hunde dürfen auf den Spazierwegen frei laufen. „Sie sollten allerdings hören und nicht quer durch den Wald laufen oder wildern.“
Ein kurioses Beispiel, wie manche Waldspaziergänger sich für den Erhalt „ihrer“ Bäume einsetzen, hat der Förster auch: „Ich hatte mal alle Bäume, die gefällt werden mussten, markiert. Da ist dann jemand hingegangen und hat mit einer Bürste und viel Arbeit sämtliche Markierungen wieder entfernt. Offensichtlich war er gegen die Fällung. Als ich am nächsten Tag kam, war ich ganz verdutzt, wo denn meine Markierungen geblieben waren, denn auch das ist viel Arbeit“, lacht der 39jährige. Und so gibt es immer wieder Beschwerden über die Fällung des einen oder anderen Baumes. „Manche sind halt krank, andere können zur Gefahr für den Menschen werden, wenn sie auf die Straße oder Gehwege fallen. Dann kann es sein, dass umliegende Bäume gefällt werden müssen, um einem anderen Baum das Wachstum zu ermöglichen oder damit Licht an den Boden kommt und die kleinen Triebe wachsen können. Und andere werden nunmal gefällt, weil der Waldbesitzer das Holz verkauft und dadurch auch verdient.“
Beim gemeinsamen Spaziergang durch den Schulenberger Wald fällt zur Zeit auf, dass dort viele gefällte Bäume liegen. „Dieses Holz ist bereits verkauft und der billigste Lagerplatz ist der Wald“, erklärt der 39jährige Förster. „Der Käufer lässt es so lange liegen, bis er den Bedarf hat. Sieht für den Spaziergänger nicht unbedingt schön aus, macht aber durchaus Sinn.“
Je länger die Stämme liegen, desto trockener und dadurch leichter werden sie. „So kann der Käufer viel mehr Stämme auf einmal abtransportieren und spart einiges an Kosten.“
Konkrete Schädlinge gebe es zur Zeit nicht. „Der Borkenkäfer kann großen Schaden anrichten. Aber wie stark er vorkommt, ist vom Wetter abhängig. Trocken-warme Witterung im April und Mai begünstigt ihn, bei feucht-kalter Witterung entwickelt er sich schlechter.“ Viel mehr Schaden richten die Schadstoffe in der Luft an. Beispielsweise Autoabgase oder die frühere Schwefelausstoßung.
„Landesweit kann man sagen, dass ein Viertel der Bäume sehr krank, die Hälfte leicht krank und nur ein Viertel gesund sind. Das bezieht sich zwar auf Nordrhein-Westfalen, kann man aber bundesweit ausdehnen.“
Klingt für den Laien erschreckend. Also beginnt doch das große Waldsterben? „Nein, das kann man so nicht sagen. Vor 30 Jahren wurde das so prognostiziert und wie man sieht, ist es nicht so extrem eingetroffen. Die Natur ist doch widerstandsfähiger, als wir denken“, nimmt Thomas Jansen den Schrecken. „Was aber nicht heißt, dass wir nichts tun müssen, um den Wald zu erhalten. Immerhin ist nur noch ein Viertel der Bäume ganz gesund!“
Um den Wald gesund zu erhalten, werden entsprechende Maßnahmen getroffen. „Alle fünf bis sieben Jahre wird der Wald gekalkt. Kalk puffert den sauren Regen, so dass die Schadstoffe nicht so stark in den Boden eindringen können. Das ist allerdings ein sehr aufwendiges Verfahren und wird mit Hubschraubern von oben gemacht.“ Dann sollte für eine frühzeitige Verjüngung des Waldes gesorgt werden, indem alte Bäume entfernt und neue aufgeforstet werden.
„Manchmal macht es auch Sinn, einen Baum altern zu lassen, bis er selbst zusammenfällt, auch wenn das entgegen einem finanziellen Gewinn steht“, informiert Thomas Jansen. „Die Nährstoffe befinden sich nicht in dem Holz des Baumes, sondern in seiner Rinde, den Blättern und Knospen. Für viele Tiere wichtige Lebensbestandteile. Ein Baum, der vermodert setzt diese Nährstoffe frei. Zum Beispiel kann ein Specht in einem alten Baum seine Behausung einfacher zimmern, als in einem jungen.“
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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