Frühförderung: Auf den Anfang kommt es an

In der Spielgruppe "Paradiesvögel" erfahren Eltern und Kinder Beratung, Austausch und Spiel. Im Bundesprojekt dabei sind v.l. Denise Tangermann, Tanja Gratzel-Sodenkamp, Katharina Skibbe und Petra Stolten; neben ihr Kita-Leiterin Silvia Mahle. Foto: Pielorz
  • In der Spielgruppe "Paradiesvögel" erfahren Eltern und Kinder Beratung, Austausch und Spiel. Im Bundesprojekt dabei sind v.l. Denise Tangermann, Tanja Gratzel-Sodenkamp, Katharina Skibbe und Petra Stolten; neben ihr Kita-Leiterin Silvia Mahle. Foto: Pielorz
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Seit einem halben Jahr nimmt Hattingen an zwei Bundesprojekten teil: Hinter den Titeln „Kita-Einstieg – Brücken bauen in frühe Bildung“ und „Starke Netzwerke – Elternbegleitung für geflüchtete Familien“ verbergen sich für vier Jahre bis 2020 nicht nur insgesamt rund 650.000 Euro Fördergelder, sondern vor allem die Möglichkeit, projektbezogen mehr Personal und damit eine verstärkte persönliche Ansprache für Eltern zu gewährleisten. Experten sind sicher: Persönliche Kontakte zwischen Elternberatern, Kindertagesstätte, Eltern und Kindern schaffen die Voraussetzung dafür, dass schon durch frühe Förderung ein besseres Miteinander und mehr Empathie möglich sind. Die Netzwerke mit persönlicher Ansprache können auch bildungsferne Eltern dort abholen, wo sie gerade stehen und für eine bessere Integration in die Gesellschaft sorgen.

Für Dezernentin Beate Schiffer ist klar: „Bei der Arbeit mit Menschen kommt es vor allem auf den persönlichen Umgang an. Wir können noch so viele Fragebögen ausfüllen, Räumlichkeiten optimieren – das Wesentliche ist und bleibt die personelle Ausstattung. Sie ist der Garant dafür, Dinge umsetzen zu können. Vor allem im Hinblick auf unsere jüngsten Mitglieder der Gesellschaft, unsere Kinder, ist das von großer Bedeutung. Dazu müssen wir auch jene Eltern erreichen, die aus unterschiedlichen Gründen bisher nicht oder nur unzureichend Kindertagesbetreuung als Form der frühen Bildung nutzen. Mit den Programmen, an denen Hattingen teilnimmt, haben wir die Chance, durch niedrigschwellige Angebote genau hier einzusetzen.“
Die Liste der Beispiele innerhalb der beiden Projekte ist lang. Da wäre die Spielgruppe „Paradiesvögel“, gegründet im September 2017. Sie richtet sich an Kinder bis drei Jahren und deren Mütter, oft (aber nicht nur!) mit Fluchterfahrung. Jeden Montag zwischen 10 und 12 Uhr finden die Treffen im Holschentor in der Talstraße statt. „Hier können Kinder, die noch keine Kita-Erfahrung haben, zum ersten Mal Rituale der Kindertagesbetreuung kennenlernen. Es finden erste kleine Singspiele statt. Durch die Kooperation mit Kindertageseinrichtungen besteht die Möglichkeit, sich eine Einrichtung vor Ort anzusehen. Regelmäßig wird das Angebot von acht bis zehn Müttern mit ihren Kindern genutzt. Die Erwachsenen können Fragen zur Kindererziehung klären, die Kinder spielen mit altersgerechtem Spielmaterial In Zukunft wollen wir auch noch in Welper eine Kochgruppe gründen. Auch sie soll dem gegenseitigen Austausch dienen“, berichtet Tanja Gratzel-Sodenkamp, Leiterin der „Paradiesvögel“.

Kinder und Eltern möglichst früh kennenlernen

Denise Tangermann hingegen berät in Sachen Traglinge. Im Evangelischen Familienzentrum Arche Noah Welper-Blankenstein gibt es jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat, 9 bis 11 Uhr, eine Offene Trageberatungssprechstunde. Körperliche Nähe durch ein Tragetuch steht dabei im Mittelpunkt der Beratung – traditionelle Trageweisen verschiedener Kulturen werden vermittelt und können ausprobiert werden. „Auch das ist eine Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Und ein Tragetuch stellt sich in vielen Situationen als besonders hilfreich heraus – beispielsweise bei Festen und Märkten, die mit dem Kinderwagen oft nur schwer erlebbar sind“, so Denise Tangermann.
Das „Babybegrüßungspaket“ gibt es schon länger – allerdings war aus personellen Gründen bisher nur eine Einladung zu einer Gruppenveranstaltung möglich. Durch Katharina Skibbe ändert sich das: Im Rahmen der Bundesprojekte gibt es nämlich jetzt die Möglichkeit, auch Hausbesuche zu machen. „Auch mit dieser Möglichkeit wollen wir durch persönliche Kontakte in die Prophylaxe eintreten und schauen, wo eventuell Sorgen und Probleme existieren“, erzählt sie. Mit Hilfe von Beratung, kleinen und praktischen Präsenten (wie zum Beispiel einer Zahnbürste) und kleinen Gutscheinen können Eltern in ihrer persönlichen Umgebung besucht werden. „Und wo Eltern aufgrund sprachlicher Schwierigkeiten die Beratung nicht verstehen, nun, kann können wir auch einen weiteren Termin mit einem Dolmetscher vereinbaren“. Das, so sagt sie, gäbe es in Einzelfällen schon heute – wenn bei Fragen im medizinischen Bereich die Notwendigkeit bestünde.
Petra Stolten schließlich zeichnet verantwortlich für die „Welperaner Plauderstunde“, ein Angebot, welches es zukünftig auch in Winz-Baak geben soll. Im Evangelischen Familienzentrum Arche Noah Welper und in der Kita An der Hunsebeck wird an jedem zweiten Mittwoch im Monat geplaudert. Dabei stehen in lockerer Atmosphäre immer bestimmte Themen im Mittelpunkt, zum Beispiel die Kindersicherheit. Auch „Elternberater“ sollen in Zukunft verstärkt ausgebildet werden. Silvia Mahle, Einrichtungsleiterin des Kindergartens in Welper, ist gerade dabei.
Einig sind sich alle in einem: „Die persönliche Ansprache ist DAS Mittel, um Eltern und Kinder zu erreichen. Nur durch persönliche Zuwendung lässt sich das, was unsere Gesellschaft dringend braucht und zusammenhält, vermitteln: Die Fähigkeit, mit dem anderen mitzufühlen und das Wissen, ihm respektvoll zu begegnen.
Hinweise zu den Angeboten kann das Bündnis für Familie geben, Telefon 02324/204-4219 oder -4232 (Melanie Becker oder Juliane Lubisch). In Kürze finden sich die Termine zu einzelnen Projekten auch auf der städtischen Homepage.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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