Freude an Holz, Freunde von Holz, Freude durch Holz

Gut ausgestattet ist die Werkstatt von Friedrich-Wilhelm Hausherr, die er sich im Keller eingerichtet hat. Hier entstehen in stunden- und oft tagelanger Bastelei die unterschiedlichsten  Holzarbeiten. Foto: Römer
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  • Gut ausgestattet ist die Werkstatt von Friedrich-Wilhelm Hausherr, die er sich im Keller eingerichtet hat. Hier entstehen in stunden- und oft tagelanger Bastelei die unterschiedlichsten Holzarbeiten. Foto: Römer
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„Wilhelm, der kann einfach alles!“, sagt Ursula Hausherr. Die Sprockhövelerin muss es wissen, schließlich ist Friedrich-Wilhelm, wie er eigentlich heißt, ihr Ehemann. Und am exakt selben Tag haben die beiden auch noch Geburtstag.

Was Wilhelm oder ganz kurz Willi am besten kann, das ist mit Holz umgehen. Dabei ist der 68jährige von Haus aus eigentlich gelernter Maschinenschlosser, arbeitete später in Wuppertal als technischer Angestellter. Im Bekannten-, Nachbar- und Freundeskreis genießt er für seine Holzarbeiten mehr als nur einen guten Ruf.
„Viele haben sogar schon zu mir gesagt: ,Mensch, Willi, mach das doch professionell!‘“, lacht Friedrich-Wilhelm Hausherr in sich hinein in der Wohnung am Holte, in der viel, sehr viel aus Holz zu finden ist. „Aber beruflich kann ich mir das nicht vorstellen. Dann muss ich ja müssen. Dazu habe ich keine Lust, jetzt, wo ich Rentner bin.“
Angefangen hat das Hobby vor rund 18 Jahren. Damals kam Pascal, der erste Enkel des Ehepaares, zur Welt. „Ich hab‘ zu Wilhelm gesagt: ,Du kannst doch handwerklich alles. Ich finde, unser erstes Enkelkind gehört in eine selbst gebaute Wiege aus Holz‘“, meldet sich Gattin Ursula zu Wort.
Also besorgte sich ihr Wilhelm Zeichnungen wie heute aus dem Internet oder aus einschlägigen Zeitschriften, aber so recht gefiel ihm keine. Da machte er sich selbst ans Planen. Was heraus kam, das war derartig gelungen, dass nicht nur weitere Enkelkinder darin gebettet wurden, sondern auch noch die von Freunden und Bekannten. Sieben Messingschilder befinden sich inzwischen an dem Prachtstück, an das später noch Räder zum Rollen kamen. Auf jedem Schildchen ist der Name des (einstigen) Nutzers vermerkt.
Nach Pascal bekam Michelle (heute 15 Jahre) einen wunderschönen Puppenwagen.
Und dann Noël: Für den heute Achtjährigen baute der Opa einen mitwachsenden Kinderstuhl in Form eines Papageis. Hinzu kam zur Einschulung ein Männchen mit Schultüte, gefüllt mit Geld, später ein gigantischer Holzkran zum Spielen, eine Igel-Garderobe mit Fliegenpilzen, natürlich Auto-Modelle, Loks und Waggons, ein Schaufelbagger, ein „originaler“ Ford mit Fahrer, auf dessen Kippe es sich aber auch prima selbst (mit-)fahren ließ. Sein Dreirad sei Noël noch gefahren, als er bereits zur Schule ging, so die stolzen Großeltern.
Genauso begeistert waren die inzwischen zwölfjährigen Zwillinge Lukas und Alexander über ihre Laufräder, die Opa gebastelt hatte.
Vieles, was Willi Hausherr anpackt, das entsteht „einfach so“. Für die große Ritterburg draußen für den Sandkasten mit richtigen Rittern und funktionierender Zugbrücke, da hat er allerdings nach Vorlage gebaut.
Wie auch beim Weihnachtskarussell. Friedrich-Wilhelm Hausherr: „Eigentlich war das mein schwierigstes Werk. Vor allem im Sommer ein Laufwerk zu finden, das Weihnachtslieder spielt. Da haben mir manche Bastelgeschäfte einen Vogel gezeigt.“ Obwohl er letztlich fündig wurde und seitdem relativ ruckelfrei „Stille Nacht“ oder wahlweise „O du Fröhliche“ theoretisch zu jeder Tages- und Nachtzeit abgespielt werden können, gelang die Fertigstellung des Prachtstücks erst kurz vor dem Fest: „Daher habe ich es leider nicht geschafft, auch noch wie geplant die Figuren zu schnitzen. Die mussten dann eben gekauft werden. Aber auch so gab es dafür allerhand Filigranes für mich mit der Laubsäge auszusägen und die Dreiecke fürs Dach, die waren auch nicht ohne.“
Neben den „Klassikern“ Osterhasen, Weihnachtsmänner oder Weihnachtsengel – einfach zu machen, aber hübsch anzusehen – ist der Holzbastler noch immer ein wenig stolz auf die kleine Raupe Nimmersatt, die er für die Klasse seines Enkelkindes in der Grundschule Börgersbruch gebastelt hat. Daran können die Kinder seitdem ihre kleinen Scheren aufhängen.
Ehefrau Ursula ist nach ihren eigenen Worten genauso ein Bastelfreak wie ihr Wilhelm: „Ich habe meistens die Ideen. Wenn er mit der Holzarbeit fertig ist, bin ich für die Dekoration zuständig. Wir ergänzen uns auch hierbei sehr gut.“
Nicht nur für Kinder in Kindergärten und Grundschulen setzt Willi Hausherr sein Talent ein. Viele Sachen zu allen Festen, unzähligen Geburtstagen und Feiern aller Art sind so entstanden – übrigens in manchmal nur wenigen Stunden bis hin zu vielen Tagen.
Gearbeitet wird mit Massivholz, meistens mit Buche. Freude bereitet hat er seiner Frau beispielsweise mit einer gut einen halben Meter hohen Holzlaterne mit Glas an allen vier Seiten oder einem schmucken Kasten für die Uhren, für die sie sich begeistert.
„Das Beste an meinem Hobby ist das Basteln selbst“, schmunzelt Willi Hausherr ein wenig. „Wenn’s fertig ist, dann steht es hier rum.“
Allzu schlimm kann das aber nicht sein, für Enkel Noël jedenfalls nicht. Als der einmal gefragt wurde, was er denn werden wolle, kam die Antwort schnell: „Künstler – wie mein Opa!“

Gut ausgestattet ist die Werkstatt von Friedrich-Wilhelm Hausherr, die er sich im Keller eingerichtet hat. Hier entstehen in stunden- und oft tagelanger Bastelei die unterschiedlichsten  Holzarbeiten. Foto: Römer
Nikoläuse, Engel, Rentiere, Schlitten, Holzlaterne: Friedrich-Wilhelm Hausherr und seine Frau Ursula mit einigen ihrer selbst gemachten Schätze aus Holz. Vieles wird verschenkt.
Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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