Freiwilliges soziales Jahr: (Selbst-)Erfahrung und viel Reife

Fabienne Hautkappe ist während ihres freiwilligen sozialen Jahres im Kinderhaus der Helios-Klinik Holthausen eingesetzt. Dort hat sie verschiedene Aufgabenbereiche: Kinderbetreuung, Büroarbeiten  und – wie hier im Bild – Unterstützung in der Schule.  Foto: Lisa Römer
  • Fabienne Hautkappe ist während ihres freiwilligen sozialen Jahres im Kinderhaus der Helios-Klinik Holthausen eingesetzt. Dort hat sie verschiedene Aufgabenbereiche: Kinderbetreuung, Büroarbeiten und – wie hier im Bild – Unterstützung in der Schule. Foto: Lisa Römer
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(von Lisa Römer)

Abitur und was dann? Diese Frage stellen sich jedes Jahr unzählige Schulabgänger aufs Neue. Auch Fabienne Hautkappe gehörte dazu. Doch dann fiel ihre Entscheidung: Etwas Soziales soll es sein.

„Nach meinem Abi war ich total unentschlossen. Es hieß zwar: Endlich nicht mehr zur Schule gehen. Aber was sollte ich sonst machen? Irgendetwas studieren, nur um zu studieren? – Nein! Und für eine Ausbildung entscheidet man sich ja auch nicht mal eben so. Die beste Alternative war für mich also, etwas Vernünftiges zu machen, das auch etwas bringt: ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) in der Helios-Klinik Holthausen.“
Die „FSJlerin“ verbringt ihr Jahr auf der Kinderstation der Klinik Holthausen. Dort hat sie verschiedene Aufgabenbereiche: Verwaltungstätigkeiten und Kinderbetreuung.
Vormittags arbeitet Fabienne Hautkappe im Büro der Schule für Kranke und erledigt dort täglich anfallende Arbeiten wie Schülerakten anlegen und sortieren, Materialbestellungen erledigen und die Post wegbringen.
Am Nachmittag betreut die 20-jährige dann im stationseigenen Spielzimmer die Kinder, die nach einem Unfall oder einer Erkrankung körperlich beeinträchtigt sind oder Sprach- und Gedächtnisstörungen haben. Je nach Alter und Grad der Behinderung werden die Patienten unterschiedlich beschäftigt. Das wird meist spontan mit den Kindern zusammen entschieden. Gesellschaftsspiele oder Bauklötzchen sind besonders beliebt.
„Es ist mir sehr wichtig mit Kindern zu arbeiten. Darum bin ich auch nicht in die Pflege gegangen. Es ist für mich normaler, mich um Kinder zu kümmern. Bei Erwachsenen hätte ich einfach noch mehr Mitleid, da ich ein sehr sensibler Mensch bin“, gibt die FSJlerin zu. Dennoch hat Fabienne Hautkappe die Möglichkeit, auch die anderen Klinik-Stationen kennenzulernen: „Ab und zu habe ich Kinder, die mir besonders ans Herz gewachsen sind, auch einen Tag lang begleitet und bei ihren Therapien zugeschaut. Dabei ist mir immer wieder bewusst geworden, was die Eltern und Angehörigen unserer Patienten durchmachen müssen. Davor habe ich wirklich Respekt! Daher hat sich auch meine Sichtweise auf behinderte Menschen geändert. Wenn ich heute jemanden auf der Strasse sehe, starre ich nicht nur, sondern würde am liebsten alles über sein Krankheitsbild erfahren und habe nicht mehr nur Mitleid. Viele von ihnen sind nämlich mental stärker als sie aussehen.“
Insgesamt ist die Zeit mit den Kindern das spannendste für die junge Frau. Auch wenn der Umgang mit ihnen nicht immer ganz leicht ist. Auf der Kinderstation sind hauptsächlich körperlich behinderte Patienten zu finden. „Anfangs hatte ich teilweise schon ein komisches Gefühl im Bauch, wenn ich mit geistig völlig gesunden Kindern gesprochen habe, die körperlich aber so eingeschränkt waren, dass sie kaum Reaktion auf mich zeigen konnten.“
In solchen Situationen ist Fabienne Hautkappe immer glücklich über das harmonische Arbeitsklima auf der Kinderstation: „Hier duzen sich eigentlich alle und wenn ich ein großes Problem habe, ist Schulleiterin Elke Römer immer eine gute Ansprechpartnerin für mich. Die Heilpädagoginnen haben aber auch immer ein offenes Ohr.“
Bewundernd erklärt die 20-jährige außerdem: „An den vom Schicksal teilweise wirklich schwer betroffenen Kindern hat mich besonders fasziniert, dass einige von ihnen so glücklich wirken. Sie haben unheimlich viel Spaß an ihrem Leben. Das motiviert, am nächsten Morgen wieder zum Dienst aufzustehen.“
Zu einigen Patienten hat Fabienne Hautkappe eine engere Beziehung aufgebaut. Beim Abschied von ihnen ist sie daher oft etwas zwiegespalten: Einerseits die Freude über ihre Genesung, andererseits die eigene Trauer über deren Weggang. Daher hält sie Verabschiedungen am liebsten so kurz wie möglich.
Auch Fabienne Hautkappes freiwilliges soziales Jahr geht jetzt zu Ende. In den letzten zwölf Monaten hat sie viel über den Klinikalltag erfahren – und auch über sich selbst. Sie ist eigenständiger geworden und an ihren Aufgaben gewachsen.
„Trotz meiner schönen Zeit in der Helios-Klinik Holthausen habe ich für mich eindeutig den Entschluss gefasst, dass ich einen solchen Beruf auf keinen Fall mein Leben lang ausüben möchte. Die Belastung ist mir zu groß. Zuhause fällt es mir schwer, den Klinikalltag ruhen zu lassen und abzuschalten.“
Daher hat Fabienne Hautkappe sich für eine Ausbildung zur Immobilienkauffrau entschlossen.
„Ich habe während meines FSJ wirklich wertvolle Erfahrungen gesammelt und kann nur jedem raten, diese Chance in der Helios-Klinik Holthausen wahrzunehmen!“
Schulleiterin Elke Römer schließt sich an: „Die FSJler unterstützen uns in unserer Arbeit wirklich sehr und ich kann nur hoffen, dass sich weiterhin viele Bewerber melden, die unsere Fabienne würdig ersetzen wollen. Derzeit werden wieder FSJler im pädagogischen Bereich und in der Pflege gesucht.“

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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