Flüchtlinge: Der harte Weg in den Arbeitsmarkt

Die Frauen haben alle ein Zertifikat bekommen. Auf dem Foto hinten 4.v.l. Petra Gergely und neben ihr Rita Nachtigall.  Ganz rechts im Bild die Schneiderin aus dem Iran, die den Nähkurs geleitet hat.  Foto: privat
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  • Die Frauen haben alle ein Zertifikat bekommen. Auf dem Foto hinten 4.v.l. Petra Gergely und neben ihr Rita Nachtigall. Ganz rechts im Bild die Schneiderin aus dem Iran, die den Nähkurs geleitet hat. Foto: privat
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(von Dr. Anja Pielorz)

Sie kommen aus einem afrikanischen Land oder aus dem Iran oder aus Syrien und vielen anderen Ländern: Zur Zeit gibt es viele Menschen, die als Flüchtlinge unterwegs sind. Sie haben nicht nur ein hartes Schicksal hinter sich, sie haben auch einen harten Weg in ihrem neuen Land vor sich.

Im Netzwerk „Zukunftsperspektiven Ennepe-Ruhr – Bochum“ kooperieren verschiedene Partner, unter anderem die AWo und die außerbetrieblichen Ausbildungsstätten der Handwerkskammer Dortmund. Ihr Ziel ist es die Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu bringen. Das Projekt ist Teil des ESF-Programmes „Xenos“ und wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert. Die Projekte an den verschiedenen Standortes des Netzwerkes werden noch bis zum 30. Juni gefördert, dann läuft das Projekt aus. Ein Nachfolgeprojekt ist aber in Arbeit.
Auch in Hattingen und Sprockhövel hat es durch die Arbeiterwohlfahrt EN Maßnahmen gegeben mit dem Ziel, Flüchtlingen realistische Vorstellungen für ihre berufliche Zukunft in Deutschland zu geben. Dazu gehört neben dem Erlernen der deutschen Sprache auch eine Vermittlung in Praktika und Erstellung von Bewerbungsunterlagen.
Es gibt auch Kurse, die sich speziell an Frauen richteten, zum Beispiel in Hattingen ein Nähkurs, der von einer Schneiderin, die vor vielen Jahren selbst aus dem Iran kam, geleitet wurde.

Unterschiedliche Lebensbiographien

„Die Flüchtlinge bringen alle eine höchst unterschiedliche Lebensbiographie mit. Die einen waren in ihrem Herkunftsland Stewardess und fangen hier bei Null an. Die anderen haben keinen Ausbildungsabschluss. Sie sprechen die deutsche Sprache nicht. Manche kommen allein, manche mit einer Familie. Die meisten von ihnen wollen arbeiten, wissen aber nicht, wie und warum und was. Nach drei Monaten Aufenthalt in Deutschland bekommen sie einen Arbeitsmarktzugang. Aber was tut man dann?“, so Rita Nachtigall von der AWo, die seit vielen Jahren in diesem Projet arbeitet.
Diesmal ging es um einen Nähkurs für Frauen, der in den Räumen der IFAK in Hattingen an der Bahnhofstraße stattfand. Rund ein dutzend Frauen haben die Maßnahme durchlaufen – aus Albanien, dem Iran, Eritrea, Bangladesch, Äthiopien. Neben dem Nähen ging es natürlich auch um die deutsche Sprache, um das „Sich etwas Zutrauen“. „Die Frauen haben sich gut verstanden, sie haben versucht, aus Stoffen und Materialien verschiedene Dinge zu nähen. Viele der Materialien haben wir aus den gespendeten Produkten bekommen, die in der alten Feuerwache gelagert sind. Hier gab es eine tolle Zusammenarbeit mit den Helfern und der Freiwilligenagentur. Sogar eine reparierte Nähmaschine haben wir bekommen, die wir nach Abschluss der Maßnahme einer teilnehmerin zur Verfügung gestellt haben“, freut sich Rita Nachtigall.
Ein sogenannter Aufenthaltstitel ist Voraussetzung für einen Integrationskurs. Dieser Kurs findet dann täglich über mehrere Stunden statt. Für einen Abendkurs in deutscher Sprache bei der Volkshochschule oder eben diese erste Maßnahme, die einmal in der Woche stattfand, ist ein Aufenthaltstitel nicht erforderlich. „Die Menschen, die wir treffen, stehen noch ganz am Anfang“, erklärt Diplom-Sozialarbeiterin Peggy Gergely, die auch bei der Awo tätig ist.

Ziel ist Vermittlung in den Arbeitsmarkt

Beide Frauen treffen auch regelmäßig auf ehemalige „Schülerinnen“ und erleben, wie sie sich weiterentwickeln. „Das Ziel ist es natürlich, sie in den deutschen Arbeitsmarkt zu vermitteln. Das kann ein Praktikums- oder Ausbildungsverhältnis sein, aber auch eine richtige berufliche Zukunft.
Was nicht geleistet werden kann, ist die psychische Hilfe für die Flüchtlinge. „Aber es gibt die medizinische Flüchtlingshilfe, die auch in der Bahnhofstraße ihre Räume hat.“
Gerne würden Rita Nachtigall und Peggy Gergely den gerade beendeten Nähkurs mit einer ehrenamtlichen Betreuung weiterlaufen lassen. „Die Räume könnten wir weiter nutzen. Es müsste sich aber jemand finden, der bereit wäre, mit den Frauen zu arbeiten. Wir würden gern diese Möglichkeit nutzen, mit ihnen weiterhin zu nähen oder auch mal zu kochen oder zu stricken. Wer Lust dazu hat, kann sich bei uns im Büro in der Bahnhofstraße 31b neben dem Haus der Jugend melden, Tel.: 594007 (AB)."

Die Frauen haben alle ein Zertifikat bekommen. Auf dem Foto hinten 4.v.l. Petra Gergely und neben ihr Rita Nachtigall.  Ganz rechts im Bild die Schneiderin aus dem Iran, die den Nähkurs geleitet hat.  Foto: privat
Hier präsentieren die Frauen stolz, was sie alles genäht haben: Kleidung, Schürzen, Taschen, alles wurde verarbeitet.   Foto: privat
Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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