„Es klingt alles so utopisch“
Dass Deutschland einst durch eine Mauer in die DDR und die BRD getrennt war, ist den meisten Schülern durchaus bewusst. Was das damals aber genau für die Menschen bedeutete, wissen nur noch wenige. Auch viele Schüler des Gymnasiums Waldstraße kannten die Thematik bisher lediglich aus dem Geschichtsunterricht oder vereinzelt durch grobe Erzählungen ihrer Verwandten.
Nun aber berichtete Karsten Berndt den Schülern der Jahrgangsstufen 9 und Q2 als Zeitzeuge ausführlich von seiner persönlichen Geschichte rund um die ehemalige DDR, den Mauerfall und die Zeit nach der Wiedervereinigung.
„Ich bin geflüchtet und es hat auch tatsächlich geklappt“, berichtet er. „Zurück kam ich mit einem falschen Pass, mit dem von meinem Bruder. Und das wurde verraten, ausgerechnet mein vermeintlich bester Freund war ein Spitzel“, erinnert er sich. Und so kam er in Haft, bis er im Jahr 1987 schließlich freigekauft wurde. „Ich hielt mich und all meine Pläne für besonders schlau und gut durchdacht, doch leider wurde ich eines Besseren belehrt“, sagt Berndt.
Von Klein auf habe man ihm beigebracht, dass dieser „Antifaschistische Schutzwall“ für die Sicherheit der Bürger sorge, dennoch hatte er nur den Wunsch, die DDR zu verlassen. „Als die Mauer dann aber tatsächlich fiel, brauchte ich einige Tage, um mich freuen zu können“, gesteht er. Niemals hätte er damit gerechnet.
„Es klingt alles so utopisch“, sind sich Hanna Schwager und Rahel Kellich einig. Die beiden 17-jährigen Schülerinnen des Gymnasiums sind immer wieder überrascht, dass solche Geschichten, wie die von Karsten Berndt, tatsächlich so passiert sind und nicht einem Roman entstammen. „Für uns ist es heutzutage unvorstellbar, dass eine Mauer einen von allem trennt, selbst von eigenen Familienangehörigen.“ Sie selber haben keine Verwandtschaft in der ehemaligen DDR, wurden von Eltern und Großeltern aber über die damaligen Ereignisse informiert. „Und als jetzt kürzlich das Jubiläum zum Mauerfall gefeiert wurde, habe ich auch nochmal viel Neues dazu gelernt“, so Kellich. Wirklich begreifen, wie es damals so weit kommen konnte, könne sie aber nicht.
So ging es auch vielen ihrer Mitschüler, zumindest bis zu diesem Morgen, an dem Zeitzeuge Karsten Berndt seine Situation nicht nur sehr ausführlich, sondern auch auf unterhaltsame Weise schilderte. „Die Schüler hörten ihm daher auch gebannt zu, stellten im Anschluss viele Fragen und zeigten großes Interesse an dem Thema“, freut sich Lehrerin Tina Fischer. Im Unterricht würde nun nochmal ausführlich darüber gesprochen.
Im Anschluss an den Vortrag ging es für den Zeitzeugen, die Schüler und Lehrer in den Schulgarten. Hier steht seit kurzer Zeit ein Teilstück der Mauer, die Deutschland einst in zwei Teile separierte. „Es handelt sich um ein Teilstück, das einen Meter breit und drei Meter hoch ist“, informiert Fischer. Der Hattinger Unternehmer Jochen Küppers machte dem Gymnasium diese Spende und sorgte darüber hinaus auch für den Aufbau. „Das Teilstück trägt auf der ehemaligen ,Westseite‘ sogar noch die Originalbesprayung von 1989.“ Für die Schüler würde die Geschichte dadurch einfach noch greifbarer werden, freut sich das Lehrerkollegium.
Autor:Maren Menke aus Velbert |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.